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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)
Autoren: Friederike Schmöe
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deutlich erkennen können, dass ich es bin, die hinein will«, bat sie Ida Schenck eindringlich. »Ziehen Sie sich doch nach oben zurück. Dann schonen Sie Ihre Nerven …«
    »Vergessen Sie es«, rief Ida Schenck. Sie drückte Ka-tinka die Thermoskanne in die Hand. »Ich bin viel zu aufgeregt. Wissen Sie was? Es wäre doch ganz witzig, wenn Sie ihn heute Abend auch nicht kriegen. Dann kommen Sie morgen wieder und wir verbringen noch ein paar interessante Abende.« Ihre dunklen Knopfaugen funkelten.
    Wenn ich den spukenden Reiter nicht gesehen hätte, dachte Katinka, ich würde denken, sie fantasiert. »Ich kann ja trotzdem mal zu Besuch kommen«, hörte sie sich sagen, und sofort setzte sich brummend ihr innerer Zensor in Bewegung. Wie eine Wespe umschwirrte sie die Stimme: Lass dich nicht auf solche Abmachungen ein. Es wird sowieso nichts draus. Du hast anderes zu tun. Katinka machte eine unwirsche Handbewegung.
    »Sind noch Schnaken unterwegs?«, fragte Ida Schenck. »Die Biester waren in diesem Sommer wirklich nicht zu bändigen. Gott, wie viele Stiche ich hatte!«
    Unruhig warf Katinka einen Blick auf die alte Dame. Schon wieder schlich Vishnu um ihre Beine. Als Katinka sich bückte, um ihn zu kraulen, zog er sich fauchend zurück.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich. Er ist ein ziemlich prätentiöser Zeitgenosse«, sagte Ida und blinzelte. »Sind Sie warm genug angezogen? Es zieht nachts ordentlich an.«
    Katinka wandte sich zum Gehen. »Ich habe mein Handy auf Vibrieralarm geschaltet. Wenn sich irgendwas Eigenartiges tut, rufen Sie meine Nummer an.« Zur Vorsicht legte sie ihre Visitenkarte auf Idas Küchenbüfett.
    Ida nickte zerstreut. Katinka verließ das Haus und ging durch den Garten. Es war kurz nach sieben. Meter für Meter schritt sie die Hecke und den Zaun ab. Sie unterzog die Kellertür einer genauen Untersuchung, ließ den Blick über die verwaisten Beete streifen. Ida Schencks Garten war schon winterfest, während anderswo noch die Dahlien letzte Farbe in die Natur tupften. In der hintersten Ecke des Grundstücks befand sich ein Komposthaufen. Daneben stand ein aus Stein gemauerter, weiß gekalkter Ofen. Hier roch es nach Resten von Rauch. Professionell, dachte Katinka. Ida Schenck verbrennt ihre Gartenabfälle gleich an Ort und Stelle. Darf man das eigentlich?
    Das Geräusch von Schritten auf altem Laub surrte ihr durch die Ohren. Plötzlich wusste sie nicht, ob sie sie wirklich hörte oder ob sie nur in ihrem Kopf widerhallten. Ruckartig wandte sie sich um. Am Nachbarhaus ging die Außenbeleuchtung an. Jemand trat mit einer Zigarette hinaus und blickte in den Nachthimmel. Ka-tinka konnte den Mann im Lichtkreis der Gartenlaternen deutlich sehen. Wenn ein Nachbar …? Wenn jemand von nebenan um Idas Villa geisterte? Sie blieb ganz ruhig stehen. Dass ich darauf nicht gekommen bin, dachte Ka-tinka. Sie hörte ein Feuerzeug klicken. Eine Frau stellte sich zu dem Mann. Beide rauchten schweigend.
    Katinka tappte leise zurück zum Vorgarten. Sie fühlte sich beobachtet, was typisch für Nachtaktionen wie diese war. Sie ignorierte die flüsternden Intuitionen, die überall Augen und Ohren vermuteten. Dann trat sie auf die Straße. Sie hörte das leise Swisch des Verkehrs weiter drüben in der Stadt. Die Straße war um diese Zeit nicht stark befahren. Der Hain, an manchen Stellen beinahe undurchdringlich, lauerte auf der Gegenseite. Sie überquerte die Straße. Gestern war der Reiter hier verschwunden. Zu Fuß. Sie hatte keine Autogeräusche gehört, keine Scheinwerfer gesehen. Ohnehin konnte man mit dem Auto hier nur die wenigen hundert Meter bis zum Bootshaus fahren, ansonsten gab es ausschließlich Rad- oder Fußgängerwege. Katinka war überzeugt, dass der Mann auf Schleichwegen entkommen war. Vielleicht hatte er sein Auto auch auf dem großen Parkplatz am Ende der Hainstraße abgestellt. Es war müßig zu spekulieren.
    Sie verließ den Weg und trat ins Unterholz. Nächte sind etwas Wunderbares, dachte sie. Wir werden ganz andere Menschen in der Nacht. Nicht gerade hellsichtig, aber irgendwie sind wir etwas Besonderes, wenn der Tag weit ist mit seinen Forderungen. Sie kniff die Augen zusammen, um die halbe Mondscheibe scharf zu sehen, gab es auf, lehnte sich an einen Baumstamm und wusste, weshalb sie vor langer Zeit einmal geraucht hatte.
    Es wäre das Geschickteste, hier zu warten. Der Reiter würde aus dem Hain kommen. Sie würde ihm folgen bis in Idas Garten. Diesmal würde sie sich nicht ins
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