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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)
Autoren: Friederike Schmöe
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lagen Scherben. Katinka bemerkte mit geschärften Sinnen, wie deutlich die Luft nach Winter roch. Sie wunderte sich darüber und schlüpfte durch die gesplitterte Scheibe ins Wohnzimmer. Wunderte sich, dass sie sich wunderte.
    Schnell schob sie sich vom Fenster weg, als der Mond hinter den Wolken hervorkam und silbern ins Zimmer leuchtete. Wo steckte Ida? Katinka hoffte nur, sie habe sich oben verschanzt, die Zwischentür abgeschlossen. Nun hatte der nächtliche Besucher andere Saiten aufgezogen. Sie spürte, wie die Angst vor dem Reiter in ihre Glieder schoss, Angst vor einem zunächst lästigen, aber harmlosen Spuk, der sich vor ihren Augen in einen gewalttätigen Angreifer verwandelt hatte.
    Ein böses, verhaltenes Fauchen. Vishnu? Sie durchquerte das Wohnzimmer, hörte in dem Moment das Klicken der Haustür, als sie auf den Flur hinaustreten wollte. Sie stürzte hinterher und sah durch den Spion einen Mann in einem langen Gewand davoneilen.
    »Frau Schenck?«
    Ärgerlich steckte Katinka die Waffe weg. Sie würde den Typen ohnehin nicht einholen.
    »Frau Schenck!«
    Katinka drückte auf den Lichtschalter. Sie hoffte, die alte Dame würde nicht wieder aus der Dunkelheit auftauchen und sich an ihren Arm krallen, mit einem Messer in der Faust. Rasch ging sie zur Treppe und stieg die ersten Stufen hoch, als Vishnu im Korridor auftauchte. Seine Augen funkelten grün. Er maunzte.
    »Na, was ist los, Kater?«, sagte Katinka zu ihm, wandte sich um und ging weiter die Treppe hinauf.
    Vishnu miaute.
    Katinka hielt inne. Sie polterte die letzten Stufen wieder hinunter, folgte dem Kater, der zielstrebig in die Küche schlüpfte. Sie prallte zurück. Ida Schenck lag auf dem Rücken, ein Messer bis zum Schaft in der Brust, eine ausgedehnte Blutlache um sich herum. Sie war tot. Katinka sah es sofort, tastete dennoch nach ihrem Puls am Hals.
    Nichts.
    Kein Herzschlag.
    Katinka spürte ihr eigenes Herz hämmern und stampfen wie eine Nähmaschine. Sie fühlte Idas feines goldenes Kettchen an ihren Fingern. Der Schlüssel war unter ihrer Bluse herausgerutscht und baumelte nun seitlich an ihrem Hals. Ida war noch ganz warm. Vishnu kam näher und stellte seine Vorderpfoten auf Idas Knie. Peinlich genau achtete er darauf, nicht in das Blut zu tapsen. Schnell entschlossen, ohne genau sagen zu können, weshalb sie das tat, löste Katinka den Verschluss und steckte das Kettchen samt Schlüssel in ihre Jeans.
    Ein Kratzen.
    Sie fuhr herum, mit ihr Vishnu. Er fauchte.
    Katinka spürte all ihr Blut aus dem Kopf rauschen und irgendwo tief unten ihren Magen erreichen. Automatisch tastete sie nach der Beretta und betrat das Wohnzimmer. Aber da war niemand.
    Es ist Wahnsinn, was du hier tust, sagte eine Stimme. Nicht der innere Zensor, eine andere, tiefere, wärmere Stimme, die sie an den erinnerte, den sie nun würde anrufen müssen. Sie sah verschwommen das weiße Maskengesicht durch die Terrassentür schimmern. Als sie die Augen zusammenkniff erkannte sie, dass es der Mond war.
    Flankiert von Vishnu ging sie den ganzen Garten ab. Sie sah niemanden, hörte niemanden, auch der Kater blieb ruhig. Die Wolken trieben sehr schnell über den rauchschwarzen Himmel, das helle Mondlicht zauberte skurrile Schatten auf das Herbstgras.
    Katinka stellte sich unter einen Kirschbaum. Er hatte all sein Laub schon verloren, die Zweige ragten kahl in die Luft. Vishnu setzte sich wie ein Hündchen neben Katinka. Müde beobachtete sie die Terrassentür, das Licht funkelte in dem zersplitterten Glas.
    »Ich muss ihn jetzt anrufen«, sagte Katinka zu Vishnu. »Am Ende bemerken die Nachbarn noch etwas.« Sie ging zurück ins Haus, Vishnu auf den Fersen.
     

4. Ein neuer Fall
    »Ja, hallo?«
    Er klang müde und ausgepumpt.
    »Palfy hier.«
    Irgendwas musste er an ihrer Stimme bemerkt haben.
    »Was ist?«
    »Sehen Sie fern, Hardo?«, fragte sie, während sie in Idas leere schwarze Augen starrte.
    »Schießen Sie schon los.«
    »Ich stehe vor einer Leiche«, sagte Katinka. Sie räusperte sich und gab die Adresse durch.
    »Eine Viertelstunde. Maximal.«
    Sie legte auf, öffnete die Haustür. Irgendwie fand sie die Außenbeleuchtung, schaltete sie an und setzte sich auf die Stufen.
    Die Freunde und Helfer kamen in rasanter Geschwindigkeit angefahren. Zwei Beamte sprangen aus dem Wagen. Katinka seufzte. Beide waren ihr unbekannt. Sie hatte gehofft, Polizeiobermeister Urban Dütsch würde dabei sein, den sie kannte und zu dem sie Vertrauen hatte.
    »Sie liegt in der
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