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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Blumen und Blätterteig und gefüllten Pilzen.
    Nicht unser Stil. Brandy sieht mich an. Viel zu viele Leute hier.
    Aber die Maklerin ist schon da und lächelt. Mit einem Genuschel, so flach und weit wie der texanische Horizont, stellt sie sich vor: Mrs. Leonard Cottrell. Und sie ist so erfreut, uns begrüßen zu dürfen.
    Diese Cottrell nimmt Brandy am Ellbogen und lenkt sie durch das fürstliche Parterre, während ich überlege, ob ich kämpfen oder fliehen soll.
    Gib mir Angst.

    Blitz.
    Gib mir Panik.
    Blitz.
    Das muss Evies Mutter sein, ja, das weißt du genau. Und das muss Evies neues Haus sein. Und ich frage mich, wie wir hier gelandet sind. Warum heute? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?
    Maklerin Cottrell steuert uns an der Privatsekretärin im Tweedkostüm und all den Hochzeitsgeschenken vorbei. »Das Haus gehört meiner Tochter. Aber sie verbringt fast jeden Tag in der Möbelabteilung von Brumbach. Bis jetzt haben wir ihren kleinen Marotten immer nachgegeben, aber nun ist es genug, jetzt verheiraten wir sie an irgendeinen Trottel.«
    Sie beugt sich nah heran: »Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig es ist, sie zur Vernunft zu bringen. Das letzte Haus, das wir ihr gekauft haben, hat sie niedergebrannt.«
    Neben der Privatsekretärin liegt ein Stapel goldgeprägter Hochzeitseinladungen. Alles Absagen. Tut uns leid, aber wir können nicht.
    Das sind ja eine Menge Absagen. Aber die Einladungen sind nett, die Schrift in Gold geprägt, die Ränder handgerissen, dreifach gefaltete Karten mit einem getrockneten Veilchen darin. Ich klaue mir eine und schließe mich Cottrell und Brandy und Ellis an.
    »Nein«, sagt Brandy, »hier sind zu viele Leute. Unter diesen Umständen können wir das Haus nicht besichtigen.«
    »Unter uns«, sagt Cottrell, »die größte Hochzeit der Welt ist ihren Preis wert, wenn wir Evie dafür an irgendeinen armen Mann loswerden.«
    Brandy sagt: »Wir wollen Sie nicht aufhalten.«

    »Andererseits«, sagt Cottrell, »gibt es eine Untergruppe von ›Männern‹, die ihre ›Frauen‹ genau so haben wollen, wie Evie jetzt ist.«
    Brandy sagt: »Wir müssen jetzt wirklich los.«
    Und Ellis sagt: »Männer, die wahnsinnige Frauen lieben?«
    »Na ja, es hat uns echt das Herz gebrochen, als Evan eines Tages zu uns kommt, sechzehn war er da, und sagt: ›Mommy, Daddy, ich möchte ein Mädchen sein«, sagt Mrs. Cottrell.
    »Aber wir haben ihm das bezahlt«, sagt sie. »Steuernachlass ist Steuernachlass. Evan wollte ein weltberühmtes Model werden, hat er gesagt. Als er anfing, sich Evie zu nennen, habe ich am nächsten Tag mein Vogue -Abo gekündigt. Ich fand, die Zeitschrift hatte meiner Familie genug Schaden zugefügt.«
    Brandy sagt: »Gratuliere« und will mich zur Haustür ziehen.
    Und Ellis sagt: » Evie war ein Mann ?«
    Evie war ein Mann. Da muss ich mich glatt hinsetzen. Evie war ein Mann. Und ich sah die Narben von ihren Implantaten. Evie war ein Mann. Und ich sah sie nackt in Umkleidekabinen.
    Gib mir eine komplette Spätphasen-Korrektur meines Erwachsenenlebens.
    Blitz.
    Gib mir irgendetwas in dieser ganzen beschissenen Welt, das genau das ist, wonach es aussieht!
    Blitz!
    Evies Mutter sieht Brandy prüfend an. »Haben Sie mal als Model gearbeitet?«, sagt sie. »Sie sehen einer Freundin meines Sohns sehr ähnlich.«

    »Ihrer Tochter«, knurrt Brandy.
    Und ich befühle die Einladung, die ich gestohlen habe. Die Hochzeit, die Vermählung von Miss Evelyn Cottrell und Mr. Allen Skinner, soll morgen stattfinden. Um elf Uhr vormittags, wie dort Gold auf Weiß steht. Anschließend Empfang im Haus der Braut.
    Anschließend Hausbrand.
    Anschließend Mord.
    Gesellschaftskleidung.

28
    D as Kleid, in dem ich auf Evies Hochzeit meinen Arsch durch die Gegend schwinge, ist enger als hauteng. Knocheneng könnte man dazu sagen. Es ist mit einer miesen Kopie des Turiner Grabtuchs bedruckt, überwiegend in Braun und Weiß, und so geschnitten, dass die glänzenden roten Knöpfe jeweils durch die Stigmata geknöpft werden. Dazu trage ich meterlange schwarze Seidenhandschuhe, die sich um meine Arme bauschen. Meine Absätze sind so hoch, dass man Nasenbluten bekommt. Um mein Narbengewebe, um die glänzende Kirschtorte, die mal mein Gesicht war, habe ich eine halbe Meile von Brandys schwarzem Glitzertüll gewickelt, so fest, dass nur noch meine Augen zu sehen sind. Ein ziemlich trostloser und morbider Look. Es scheint, dass wir ein wenig die Kontrolle verloren haben.
    Es ist anstrengender als
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