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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman
Autoren: PeP eBooks
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früher, Evie zu hassen. Mein ganzes Leben entfernt sich immer weiter von irgendwelchen Gründen, sie zu hassen. Es entfernt sich überhaupt von jeder Begründung. Ich muss schon eine Tasse Kaffee und dazu eine Dexedrin zu mir nehmen, um mich auch nur ein bisschen von irgendwas angekotzt zu fühlen.
    Brandy trägt ein billiges Bob-Mackie-Kostüm mit kurzem Schößchenrock und großem was weiß ich und schmalem, engen ist mir doch egal. Sie trägt einen Hut, denn
schließlich ist das eine Hochzeit. Und Schuhe hat sie an, die aus der Haut irgendwelcher Tiere gemacht sind. Und die Accessoires, na ja, Steine, die man aus der Erde gebuddelt hat, poliert und geschliffen, damit sie Licht reflektieren, eingefasst in Legierungen aus Gold und Kupfer, Atomgewicht, geschmolzen und mit Hämmern bearbeitet, alles sehr arbeitsintensiv. Mit alles meine ich Brandy Alexander.
    Ellis, der trägt irgendeinen Zweireiher, schwarz, mit nur einem Schlitz hinten. Er sieht aus, wie man sich selbst tot im Sarg vorstellt, wenn man ein Mann ist, kein Problem für mich, weil Ellis seine Rolle in meinem Leben ausgelebt hat.
    Ellis stolziert jetzt stolz herum, seitdem er bewiesen hat, dass er in jeder Kategorie was verführen kann. Nicht dass es ihn zum King von Schwuchtel-City macht, weil er Mr. Parker genagelt hat, aber jetzt hat er Evie im Sack, und vielleicht ist genug Zeit vergangen, dass Ellis wieder seinen alten Dienst im Washington Park aufnehmen kann.
    Also nehmen wir die goldgeprägte Hochzeitseinladung, die ich geklaut habe, Brandy und Ellis nehmen eine Percodan, und machen uns auf den Weg zu Evies Hochtzeitsempfang.
     
    Springt zu elf Uhr vormittags nach West Hills ins fürstliche Gutshaus der verrückten Evie Cottrell, der schießwütigen Evie, der frisch verehelichten Mrs. Evelyn Cottrell Skinner, als ob mich das in diesem Augenblick interessieren würde. Und. Das ist schon echt verwirrend. Evie sieht aus wie die Hochzeitstorte, umwickelt mit tausend Schärpen, der große Reifrock bis zu
ihrer eingeschnürten Taille über und über mit Blumen besteckt, ihre großen Texasbrüste prall in dem trägerlosen Oberteil. An ihr muss so viel dekoriert werden, genau wie zu Weihnachten die Einkaufszentren. Seidenblumen in dicken Knäueln an ihren Hüften. Seidenblumen über beiden Ohren halten den Schleier über i hren blond auf blond aufgesprayten Haaren. In diesem Reifrock und mit diesen dicken Texaspampelmusen läuft die Kleine herum wie ihr eigener geschmückter Festwagen.
    Brandy, in den Wechselwirkungen von Percodan und Champagner gefangen, sieht mich an.
    Und ich staune, dass ich das nie bemerkt habe, dass Evie einmal ein Mann war. Groß und blond, genau wie sie jetzt hier, bloß mit einem dieser hässlichen, schrumpligen Hodensäcke ausgestattet.
    Ellis versteckt sich vor Evie, versucht herauszufinden, ob ihr neuer Mann auch bloß eine weitere Nummer in seiner Vita als Sonderbeauftragter der Sittenpolizei sein könnte. Von Ellis’ Standpunkt aus erscheint diese Geschichte so, dass er als Köder und nach langem Kampf einfach jeden Mann zur Strecke bringen kann. Alle hier denken, alles drehe sich nur um sie. Das gilt hundertprozentig für alle Leute auf der Welt.
    Oh, und das hat absolut nichts mit Tut mir leid Mom zu tun. Tut mir leid, Gott. In diesem Augenblick tut mir gar nichts leid. Und niemand.
    Nein, wirklich, alle hier lechzen nur danach, eingeäschert zu werden.
    Springt nach oben. Im Schlafzimmer liegt Evies Aussteuer zum Einpacken bereit. Diesmal habe ich meine eigenen Streichhölzer mitgebracht, und ich zünde den
handgerissenen Rand der Einladungskarte an und bewege die Karte von der Bettdecke zur Aussteuer zu den Vorhängen. Es ist ein wunderbarer Augenblick, wenn das Feuer die Herrschaft übernimmt und man für nichts mehr verantwortlich ist.
    Ich hole eine große Flasche Chanel No. 5 aus Evies Bad, eine große Flasche Joy und eine große Flasche White Shoulders, und schütte den Duft von Millionen Festwagenblumen im ganzen Schlafzimmer aus.
    Das Feuer, Evies Hochzeitsinferno, wittert die Spur von Blüten in Alkohol und jagt mich auf den Flur hinaus. Das liebe ich so am Feuer, dass es mich so schnell töten würde wie jeden anderen. Dass es nicht wissen kann, dass ich seine Mutter bin. Es ist so schön und stark und hat absolut keine Gefühle für irgendwen, das ist es, was ich am Feuer so liebe.
    Man kann das nicht aufhalten. Man kann es nicht steuern. Das Feuer in Evies Kleidern wird nur mit jeder Sekunde immer mehr, und
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