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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Seit Zehn Monaten Weibliche Hormone.
    Und Brandy lacht Blut. »Ich auch!«, sagt sie.

    Wie soll ich da nicht lachen?
    »Mach«, sagt Brandy, »schnell, bevor ich sterbe. Was noch?«
    Ich schreibe: Nach Dem Haarsprayunfall Haben Dich Alle Nur Noch Mehr geliebt.
    Und:
    Und Ich Habe Diese Haarspraydose Nicht Zum Explodieren Gebracht.
    Brandy sagt: »Ich weiß. Das war ich . Ich war so unglücklich, ein normales Durchschnittskind zu sein. Ich habe nach einer Erlösung gesucht. Ich wollte das Gegenteil eines Wunders.«
    In irgendeinem anderen Zimmer sagt Ellis: »Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.« Und ich schreibe auf die Bodenleiste:
    Die Wahrheit Ist, Dass Ich Mir Selbst Ins Gesicht Geschossen Habe.
    Es ist kein Platz zum Schreiben mehr da, kein Blut mehr zum Schreiben und nichts mehr zu sagen, und Brandy sagt: »Du hast dir selbst das Gesicht weggeschossen?«
    Ich nicke.
    »Das«, sagt Brandy, »habe ich nicht gewusst.«

31
    S pringt nach irgendwo, irgendwann, zu Brandy, die fast tot auf dem Boden liegt, und mir, die ich über ihr knie, meine Hände bedeckt mit ihrem Prinzessin-Alexander-Partyblut.
    Brandy schreit: »Evie!«
    Und Evies verbrannter Kopf erscheint noch einmal in der Haustür. »Brandy, Süße«, sagt Evie, »das ist die beste Katastrophe, die du je hingekriegt hast!«
    Evie kommt zu mir gelaufen, küsst mich mit ihrem ekligen geschmolzenen Lippenstift und sagt: »Shannon, ich bin dir ewig dankbar, dass du mein langweiliges altes häusliches Leben auf Trab gebracht hast.«
    »Miss Evie«, sagt Brandy, »du kannst sagen, was du willst, aber, Kleine, den kugelsicheren Teil meines Unterhemds hast du jedenfalls total verfehlt.«
     
    Springt zur Wahrheit. Ich bin die Dumme.
    Springt zur Wahrheit. Ich selbst habe auf mich geschossen. Ich habe Evie denken lassen, es war Manus, und Manus, es war Evie. Wahrscheinlich war es dieser wechselseitige Verdacht, der die beiden auseinandergebracht hat. Deshalb hatte Evie immer ein geladenes Gewehr zur Hand, für den Fall, dass Manus es auf sie abgesehen hatte. Aus dem gleichen Grund hatte Manus an dem Abend, als er sie zur Rede stellte, ein Schlachtermesser dabei.

    Die Wahrheit ist: Niemand hier ist so dumm oder böse, wie ich behauptet habe. Außer mir. Die Wahrheit ist: Ich bin am Tag des Unfalls aus der Stadt gefahren. Habe das Fenster auf der Fahrerseite halb aufgekurbelt, bin ausgestiegen und habe durch die Scheibe geschossen. Auf dem Rückweg in die Stadt habe ich die Ausfahrt zur Growden Avenue genommen, die Ausfahrt zum La Paloma Memorial Hospital.
    Die Wahrheit ist: Ich war süchtig danach, schön zu sein, und so etwas wird man nicht so einfach los. Süchtig nach all dieser Aufmerksamkeit, konnte nur ein kalter Entzug mir helfen. Ich hätte mir den Kopf kahlrasieren können, aber Haare wachsen nach. Auch mit Glatze hätte ich vielleicht noch gut ausgesehen. Mit Glatze hätte ich vielleicht noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Dann gab es die Möglichkeit, fett zu werden oder mein Aussehen durch übermäßiges Trinken zu ruinieren, aber ich wollte zwar hässlich sein, aber auch gesund. Aufs Alter und Falten zu warten, dafür war ich zu ungeduldig. Es musste doch möglich sein, auf einen Schlag hässlich zu werden. Nur wenn ich mein Aussehen auf Knall und Fall und für immer zerstörte, würde ich nicht in Versuchung geraten, den alten Zustand wiederherzustellen.
    Man weiß ja, wie man hässliche verwachsene Mädchen ansieht und was die für ein Glück haben. Niemand schleppt sie nachts ab, so dass sie ihre Doktorarbeit nicht zu Ende schreiben können. Sie werden nicht von Modefotografen angebrüllt, wenn sie eingewachsene Härchen in der Bikinizone haben. Man sieht Leute mit Brandnarben und denkt, wie viel Zeit sie sparen, weil sie nicht dauernd im Spiegel nachsehen müssen, ob sie irgendwelche Hautschäden vom Sonnenbaden haben.

    Ich sehnte mich nach dem beruhigenden Gefühl, auf Dauer verstümmelt zu sein. So wie eine verkrüppelte, bucklige, von Geburt an entstellte Frau mit offenen Fenstern Auto fahren kann, ohne sich Sorgen zu machen, wie ihre Frisur im Fahrtwind aussieht: Diese Art von Freiheit wollte ich haben.
    Ich hatte es satt, eine niedrige Lebensform zu sein, nur weil ich so gut aussah. Von meinem Aussehen zu profitieren. Zu mogeln. Niemals wirklich etwas zu leisten und trotzdem Aufmerksamkeit und Anerkennung zu ernten. Ich fühlte mich als Gefangene in einem Schönheitsghetto. Ich war ein Klischee. Ich
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