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Franz Sternbalds Wanderungen

Franz Sternbalds Wanderungen

Titel: Franz Sternbalds Wanderungen
Autoren: Ludwig Tieck
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unsichtbarer Geisterhand durchklungen?
        Von selbst erregt sie sich zum Spiele,
Will ihre Worte gern verkünden,
Kennst du, Vertraute, die Gefühle,
Die quälend, beglückend mein Herz entzünden?
O töne, ich kann das Lied nicht finden,
Das Leid, das Glück, das mich bewegt,
Und Klang und Lust in mir erregt.
        Will ich von Glück, von Freude singen,
Von alten, wonnevollen Stunden?
Es ist nicht da und fern verschwunden,
Mein Geist von Entzücken festgebunden,
Beengt, beschränkt die goldnen Schwingen.
        Geht die Liebe wohl auf deinem Klange
Ist sie's, die deine Töne rührt?
Und dieses Herz mit strebendem Drange
Auf deinen Melodien entführt?
        Mit Zitherklang kam sie mir entgegen,
Mein Geist in Netzen von Tönen gefangen,
Ich fühlte schon dies Beben, dies Bangen,
Entzücken überströmte, ein goldner Regen.
        Sie saß im Zimmer, wartete mein,
Die Liebe führte mich hinein,
Erklang das alte Waldhorn drein.
    Dein voller Klang Mein Herz schon oft durchdrang,
    Meiner Liebe vertraut,
    Von deinem Ton mein Herz durchschaut.
Nun verstummen nie die Töne,
Lautenklang mein ganzes Leben,
Herz verklärt in schönster Schöne,
Wundervollem Glanz und Weben
                            Hingegeben.

Nachrede
    So weit hatte ich vor sechsundvierzig Jahren dies Jugendwerk geführt. Es sollte nun nach einigen Monden die Bestürmung und Eroberung von Rom erfolgen. Der Bildhauer Bolz, der auch nach Rom gekommen, sollte beim Sturm die Geliebte des Sternbald entführen, dieser aber trifft sie im Gebirge, und entreißt sie dem Bildhauer nach einem hartnäckigen Kampfe. Sie retten sich in die Einsamkeit von Olevani.
    Nachher, auf einer Reise durch das florentinische Gebiet trifft in Bergen, auf einem reichen Landhause Franz seinen Vater: Ludovico ist sein Bruder, den er als Gemahl der schönen Nonne wiederfindet. Alle sind glücklich: in Nürnberg, auf dem Kirchhofe, wo Dürer begraben liegt, sollte in Gesellschaft Sebastians die Geschichte endigen.
     
    Oft hatte ich, in dieser langen Reihe von Jahren, die Feder wieder angesetzt, um das Buch fortzusetzen und zu beendigen, ich konnte aber immer jene Stimmung, die notwendig war, nicht wiederfinden.
    Aus der kurzen Nachrede, die ich in meiner Jugend dem ersten Teile des Buchs hinzufügte, haben viele Leser entnehmen wollen, als wenn mein Freund Wackenroder wirklich teilweise daran geschrieben hätte. Dem ist aber nicht also. Es rührt ganz, wie es da ist, von mir her, obgleich der Klosterbruder hie und da anklingt. Mein Freund ward schon tödlich krank, als ich daran arbeitete.
    Berlin, im Julius 1843.
    L. Tieck.

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