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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Autoren: Rita Falk
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also was Kriminelles praktisch, ja, dann ruft er einfach die Kollegen in Landshut an. Und fertig. Das ist alles. Mehr hat er eigentlich gar nicht zu tun, der Max.«
    Meine zwei Gesprächspartner fixieren jetzt äußerst konzentriert unseren rathauseigenen Fußboden. Und ich, ich versuche krampfhaft, meine Gedanken zu sortieren. Der Simmerl Max! Dann muss dieser Grünschnabel ja lang vor mir von den gemeindeinternen Umbesetzungsmaßnahmen gewusst haben. Und der Simmerl, wo ich dachte, dass der mein Freund ist, auch. Womöglich war sogar dieses ganze verkackte Kaff hier bereits informiert, bevor ich es selber war!
    »Wer genau weiß eigentlich schon alles darüber Bescheid?«, frag ich deswegen noch.
    »Niemand, Menschenskinder«, sagt der Bürgermeister und tupft sich wieder über die Stirn. »Es ist alles äußerst diskret behandelt worden, Eberhofer. Top secret! Garantiert.«
    Top secret, soso.
    Jetzt also noch mal vorn vorn: Mein Bruder, der Leopold, ein Asylant. Mein Freund, der Simmerl, ein Verräter. Der Max, dieser Hosenscheißer, ein neuer Sheriff. Und der werte Herr Bürgermeister, der seinem besten und einzigen Polizeibeamten so dermaßen unverschämt in den Rücken fällt. Vielleicht ist München gar nicht so schlecht.
    »Verstehe«, sag ich, nachdem die Information sich nun langsam, aber sicher in meinem Gehirn abgelagert hat. »Und wann soll das Ganze dann losgehen, wenn ich fragen darf?«
    »Wunderbar!«, sagt der Bürgermeister, und man kann ihmdie Erleichterung deutlich ansehen. Aufmunternd klopft er mir auf die Schulter. »Gleich nach dem Schulfest, haben wir uns gedacht. Das wissen S’ doch, Eberhofer, hundertfünfzig Jahre Grundschule Niederkaltenkirchen! Das muss gefeiert werden, oder? Hähä, ja, also die Feierlichkeiten sind ja schon am Samstag in einer Woche. Ja, und hinterher geht’s am Montag auch schon los, gell.«
    »Am – äh – Montag. Also: am nächsten Montag?«
    »Ja, Eberhofer, wir haben uns halt überlegt, dass wir’s Ihnen am besten erst am letzten Drücker erzählen. Weil, wie soll ich sagen? Weil Sie doch manchmal vielleicht ein bisschen, sagen wir, überreagieren, gell.«
    »Aha. Und da haben Sie sich gedacht, es reicht völlig aus, wenn der Eberhofer bloß ein paar Tage lang überreagiert?«
    »Mei, wie Sie das wieder sagen, Eberhofer. Da erscheint das in einem völlig anderen Licht. Aber jetzt überlegen S’ doch mal, Mensch. München! Löwengrube! Ist das nicht großartig? Da können S’ doch wirklich stolz sein, oder? Wirklich stolz. Da hat doch dieser wunderbare Jörg Hube diese wunderbare Filmserie gedreht in diesem Polizeipräsidium. Diese uralte Serie, wissen S’ schon. Wie hat die gleich noch geheißen?«
    »›Löwengrube‹«, sag ich.
    »Genau, Eberhofer. Kennen S’ die eigentlich?«
    »Ja.«
    »Mit dieser wunderbaren Christine Neubauer. Mei, da war die noch ein richtiges Klasseweib, nicht so ein ausgezuzelter Hungerhaken wie jetzt, gell«, sagt er und schaut ganz versonnen ins Nichts.
    So mach ich mich lieber mal vom Acker, weil’s hier nix mehr zu tun und noch weniger zu sagen gibt. Der Wunsch nach irgendwas Positivem treibt mich noch zur Susi ins Büro. Aber hier ist quasi die gesamte Gemeindeverwaltunganwesend, bestens gelaunt und intensiv mit Kaffee und Kuchen beschäftigt.
    »Hättest was gebraucht, Schatz?«, ruft die Susi gleich, wie sie mich sieht, über ihre Schulter hinweg.
    »Hast einmal einen Moment?«, will ich jetzt wissen.
    »Ist es was Dringendes?«, fragt sie und schiebt sich ein Stückerl Kuchen in den Mund.
    »Nein, nix«, sag ich und zieh die Tür wieder hinter mir zu. Das ist ja wirklich typisch. Wenn man die Weiber schon mal braucht … Aber wegen dem Franz seiner Wehwehchen kann man ja wohl schlecht Kaffee und Kuchen vernachlässigen.
    Also gut. Dann fahr ich eben heim und hoff, dass die Oma wenigstens was Feines gekocht hat. Wie ich aus dem Auto steig, läuft mir der Ludwig mit wedelndem Schwanz entgegen und drückt mir den Kopf an den Schenkel. Er merkt immer als Erster, wenn’s mir nicht gut geht. Genau genommen merkt er es als Einziger.
    Die Oma steht am Herd und rührt in verschiedenen Töpfen. Mein Riechkolben hat Sauerbraten diagnostiziert. Das sichert zumindest mein Überleben für den Moment. Ich geh zum Küchenkasten und mach den Tisch zurecht.
    »Ah, du bist ja schon da, Bub. Hast einen Hunger?«, schreit sie mich an.
    Ich nicke.
    »Ist das Essen schon fertig?«, fragt der Papa vom Flur her und schlurft dabei im Bademantel
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