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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Autoren: Rita Falk
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noch erst ab einer gewissen Lautstärke befriedigen kann. Ja, so ist das halt mal. Und dann gibt es in fast jeder Familie so was wie ein schwarzes Schaf. Bei uns ist es ein Hammel. Und zwar eben der Leopold. Der Leopold, der ist ein Buchhändler. Gut, das allein spricht ja noch nicht gegen ihn. Aber er hat halt ständig Probleme mit seinen Weibern. Sein Problem? Stimmt. Aber dann ist er eben auch noch so eine dreckige Schleimsau vor dem Herrn. Das kann man kaum ertragen, wirklich. Besonders, was den Papa angeht. Weil sagen wir einmal so: Würde ich dem Papa mal inden Arsch kriechen wollen (was gar nicht so meine Art ist), dann könnt ich da gar nicht erst rein, weil der Leopold schon drinsteckt. Das aber nur so am Rande. Damit man halt weiß, warum die Vorstellung, dass er bei uns einzieht, keine Begeisterungsstürme in mir weckt.
    »Ja, und überhaupt, was soll denn nun aus der Kleinen werden?«, fragt die Oma und wischt sich mit der Hand über die Augen. »Was wird nur aus unserer kleinen Uschi?« Dann kramt sie ihren Geldbeutel aus der Schürzentasche und holt ein Foto hervor.
    »Mein allererstes Urenkerl, Bürgermeister«, sagt sie weiter und hält dem verwirrten Amtmann das Bild unter die Nase. Er betrachtet es aufmerksam und nickt mitfühlend.
    »Du, Oma, da reden wir hernach daheim drüber, gell. Geh du schon mal vor, ich komm auch gleich nach«, sag ich, hake sie unter und bring sie zur Tür. Sie versteht mich auf Anhieb und verabschiedet sich. Draußen im Gang scheint sie noch auf jemanden zu treffen. Wer genau da infrage kommt, kann ich durch die geschlossene Tür nicht vernehmen. Nur, dass es eine große Freude ist, das kann jeder im Rathaus hören, so wie sie durch die Rathausgänge schreit.
    »Ja«, sag ich, wie endlich wieder Ruhe einkehrt. »Sie sehen’s ja selber, Bürgermeister, ich muss mich jetzt erst mal um die Oma kümmern.«
    »Warten S’ kurz noch, Eberhofer«, ruft er und eilt zum Ausgang. Er stellt sich dann mit ganz breiten Schultern davor, grad so, als wär er einer dieser Schwabinger Türsteher. »Ich muss Ihnen schnell noch etwas zeigen. Ähm«, sagt er ziemlich leise und räuspert sich ausgiebig. »Vielmehr jemanden. Ich muss Ihnen jemanden zeigen.«
    »Nur zu!«, sag ich aufmunternd.
    Etwas zögerlich öffnet er schließlich die Tür, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Sein rechtes Lid zuckt. Ichschau ihn kurz an und dann hinaus in den Korridor. Der Simmerl Max lehnt dort leicht verklemmt an der Wand. Max’ ganzer Schädel ist feuerrot, aber die Pickel, die in den letzten Jahren dort hartnäckig ansässig waren, sind offensichtlich auf dem Rückzug.
    »Max? Du hier? Und was soll das werden, wenn’s fertig ist?«, frag ich und schau etwas ratlos zwischen den beiden Gestalten hin und her. Und irgendwie ereilt mich der Eindruck, die zwei würden jetzt gerne im Erdboden versinken. Vielleicht muss man dazu sagen: Der Max, das ist der Sohn vom Simmerl. Und der Simmerl, das ist nicht nur der Metzger meines Vertrauens, sondern auch noch ein Freund von mir. Ich fass es nicht! Die haben das alles schon eingetütet, noch bevor …?!
    »Ich … also, ich soll hier … also, der Papa, der hat nämlich gemeint, wo doch jetzt sowieso die Stelle …«
    »Also, der Maximilian«, unterbricht ihn der Bürgermeister und tupft sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Ja, der soll in Zukunft ein kleines bisserl hier bei uns aufpassen, verstehen S’?«
    »Nein«, sag ich, weil ich’s wirklich nicht tu.
    »Ja, hähä, der ist sozusagen, ja, wie soll ich das beschreiben? Also, der Maximilian, der ist praktisch ungefähr so etwas in der Art wie vielleicht etwa Ihr Nachfolger quasi, könnte man beispielsweise sagen«, murmelt der Bürgermeister so mehr vor sich her und räuspert sich ganz ausgiebig.
    »Hey, kommt, Herrschaften, wo ist diese versteckte Kamera, verdammt«, sag ich und schau mich um. »Ihr habt schon noch alle Teller im Büfett? Der Max, das ist doch kein Bulle, Mensch! Der muss doch erst mal trocken werden hinter den Ohren. Worauf soll der denn bitte schön aufpassen? Dass er sich nicht einnässt, oder was?« Ich bin jetzt einigermaßen aus dem Häuschen, muss ich schon sagen.
    Der Schädel vom Metzgerbub droht zu zerplatzen.
    »Ziviler Sicherheitsdienst nennt sich das, Eberhofer. Es ist ja auch mehr so der Form halber, verstehen S’. Der Max, der kriegt Ihr Büro und macht ein bisschen Schreibkram, was halt so anfällt, gell. Und wenn dann tatsächlich mal was Richtiges passiert,
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