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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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tot umfallen.«
    Sie schienen überzeugt zu sein. Dennoch sagte niemand ein Wort.
    Victor lächelte, da er trotz ihres Schweigens einen Triumph erwartete. »Habt ihr etwa geglaubt, ein Gott stürbe allein?«
    »Nicht ein so grausamer Gott wie du«, sagte Deucalion.
    Als in der Menge Rufe laut wurden, er solle in die Grube geworfen werden, versprach Victor ihnen einen Neuanfang, Entschädigungen, Freiheit. Aber sie wollten nichts davon hören, diese Narren, diese saudummen Ignoranten.
    Plötzlich tauchte hinter dem Berg aus Abfällen neben dem Grab ein Geschöpf von immenser strahlender Schönheit auf. Oh, diese Anmut, diese herrliche Gestalt, mysteriös und doch betörend in jeder Hinsicht, und er konnte deutlich erkennen, dass auch die Menge ehrfürchtig erstarrte.
    Aber als er sich an diese Gestalt wandte und sie anflehte, den Pöbel zu überreden, sich seiner zu erbarmen, veränderte sich das Wesen. Über ihm ragte jetzt eine Bestie auf, die sich selbst er, Victor Frankenstein, in seinem grausamen Streben nach uneingeschränkter Herrschaft über die menschliche Biologie niemals hätte ausmalen können. Dieses Ding war unermesslich grauenhaft und monströs und suggerierte bis in jede kleinste Einzelheit so viel Chaos und Gewalttätigkeit, dass Victor einen Aufschrei weder unterdrücken noch verhindern konnte, dass dieser Schrei ungestüm eskalierte.
    Die Bestie kam auf ihn zu. Victor wich bis an den Rand der Grube zurück. Erst als er in die Fäulnis auf dem Boden des Grabes fiel, wurde ihm klar, mit welchem widerwärtigen Material seine letzte Ruhestätte so üppig gepolstert war.
    Über ihm begann das hassenswerte Geschöpf die aufgetürmten Abfälle wieder in die Grube zu stoßen, aus der sie hervorgeholt worden waren. Jede erdenkliche Abscheulichkeit prasselte auf Victor herab und zwang ihn in die
Knie und in die noch widerwärtigere Fäulnis unter ihm. Und während sich eine Lawine von erdrückendem Dreck über ihn ergoss, sprach etwas in seinem Kopf. Die Botschaft wurde ihm nicht verbal oder in Bildern übermittelt, sondern äußerte sich stattdessen in Form einer plötzlichen trostlosen Erkenntnis, die mühelos in Worte übersetzbar war: Willkommen in der Hölle .
     
    Erika vier sah zu, wie sich der strahlende und bezaubernde Erwecker von der Mülllawine zurückzog, die er ins Rollen gebracht hatte, und Deucalion den Schalter betätigte, der Victor auf dem Grunde seiner letzten Ruhestätte einen tödlichen Stromstoß versetzte.
    Sie sah sich unter den Angehörigen der Neuen Rasse um und sagte: »Endlich Frieden«, und sie erwiderten wie aus einem Munde: »Frieden.«
    Eine halbe Minute später fielen der Erwecker und alle anderen in der Kammer tot um wie gefällt, mit Ausnahme von Deucalion, Carson und Michael, die keine Geschöpfe aus dem Fleisch der Neuen Rasse waren.
     
    In dem Geländefahrzeug vor der Zuchtfarm überkam Erika fünf eine plötzliche Todesahnung, und sie streckte die Hände nach Jocko aus.
    Seinem gequälten Gesichtsausdruck konnte sie entnehmen, dass ihn dieselbe Vorahnung ergriffen hatte, und er packte sie.
    In dem Moment, als ihre Hände einander umfassten, brach das Unwetter, das bisher ohne Pyrotechnik ausgekommen war, mit wüsten Blitzen los. Der Himmel flammte heftig auf, und der Brennpunkt dieses plötzlichen Ungestüms der Natur schien der GL 550 zu sein. Ein Hagel von Blitzen schlug in das Pflaster um das Fahrzeug herum
ein, so zahlreich und von allen Seiten, dass von keinem der Fenster des Wagens aus die Nacht oder die Umgebung oder die Zuchtfarm zu sehen war, nur ein Schirm aus Licht von so strahlender Helligkeit, dass Jocko und Erika die Köpfe senkten. Und obwohl keiner von beiden etwas sagte, hörten beide dieselben drei Worte und wussten irgendwie, dass auch der andere sie gehört hatte: Fürchte dich nicht.
     
    Deucalion wandte sich an Carson und Michael. »Ihr habt gelobt, an meiner Seite zu kämpfen, und ihr habt euer Wort gehalten. Die Welt hat etwas Zeit gewonnen. Wir haben den Mann zerstört … aber seine Ideen sind nicht mit ihm gestorben. Es gibt diejenigen, die anderen ihren freien Willen streitig machen wollen … und es gibt zu viele, die gern bereit sind, auf ihren freien Willen zu verzichten, in jedem Sinne des Wortes.«
    »Böse Buben einzubuchten ist einfach«, sagte Carson, »im Vergleich dazu, böse Ideen zu bekämpfen. Gegen Ideen zu kämpfen … das ist eine Lebensaufgabe.«
    Deucalion nickte. »Dann lasst uns lange leben.«
    Michael machte das
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