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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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ergehen ließ, nahm er wahr, dass außer der Belegschaft der Zuchtfarm auch Deucalion anwesend war. Und die Detectives O’Connor und Maddison ebenfalls.
    Wie brillant er gewesen war, vorherzusehen, dass schon sehr bald eine Synchronizität das Gleichgewicht seiner Welt wiederherstellen und sämtliche Irrtümer durch den Mechanismus erstaunlicher Koinzidenzen korrigieren würde. Allein schon die Anwesenheit seines Erstgeschaffenen und der Detectives bestätigte seine Erhebung in den Stand eines Unsterblichen, und er freute sich darauf, zu sehen, durch welche bedeutsame Koinzidenz sie getötet werden würden.
    Er trug immer noch die Pistole in dem Schulterhalfter unter seinem Jackett, aber es wäre unter seiner Würde gewesen, die drei eigenhändig zu erschießen, denn er war jetzt nicht mehr nur das unvergleichliche Genie, das er schon immer gewesen war, sondern außerdem auch noch ein solcher Ausbund an Vernunft und Logik, dass die mächtigsten
Kräfte des Universums zu seinen Gunsten wirksam wurden. Notwehr war eine Notwendigkeit für die breite Masse, der er nie angehört hatte und von der er sich jetzt noch mehr abhob. Die Synchronizität und zweifellos auch andere obskure Mechanismen würden ihm auf verblüffende und unerwartete Weise Beistand leisten.
    Viele Hände hoben ihn vom Boden, und er glaubte schon, seine Leute würden ihn aufrecht sitzend auf ihren Schultern tragen, wie in den alten Zeiten ein chinesischer Kaiser auf einem kunstvoll verzierten Stuhl über den Köpfen des Volks transportiert worden war, glaubte, sie würden ihn zu seinem Büro tragen, wo das grandiose Werk seinen Fortgang nehmen würde, sogar noch grandioser als alles, was er bis dato erreicht hatte. Aber in ihrem Eifer, in ihrem ernsten Enthusiasmus, ihren Schöpfer zu feiern, zogen sie ihn in die Rückenlage, und zwei geschlossene Reihen von Trägern trugen ihn zwischen sich, auf ihren Schultern, sodass er zur Decke blickte, es sei denn, er drehte den Kopf auf die eine oder die andere Seite. Sie hielten seine Fußgelenke, Beine, Handgelenke und Arme mit festem Griff umfasst, und von ihren Kräften her waren sie der Aufgabe mühelos gewachsen, denn er sorgte dafür, dass seine Leute stark waren, und er rüstete sie mit Ausdauer aus, der Ausdauer guter Maschinen.
    Plötzlich setzten sich seine Träger in Bewegung, und die zahlreichen anderen drängten sich eng um sie, vielleicht in der Hoffnung, es würde ihnen gelingen, ihn zu berühren, oder auch in der Hoffnung, er würde den Kopf zu ihnen umdrehen, und sein Blick würde auf sie fallen, sodass sie in kommenden Jahren sagen konnten, sie seien dabei gewesen an diesem historischen Tag und er hätte ihnen in die Augen gesehen, sie erkannt und gelächelt. Die Atmosphäre war festlich, und viele schienen zu frohlocken, nicht gerade eine Stimmung, in die sich die Neue Rasse leicht versetzen ließ,
wenn man ihre Grundprogrammierung bedachte. Dann wurde Victor klar, dass ihre Gedanken in die Zukunft gerichtet waren, auf die Triumphe, die ihr Herr und Meister in dieser neuen Einrichtung erringen würde, und dass sie freudig dem – jetzt viel näher gerückten – Tag entgegensahen, an dem das erbarmungslose Töten der verhassten Alten Rasse beginnen würde. Das musste der Quell ihres Jubels sein: die Aussicht auf Genozid, die Säuberung der Welt von sämtlichen menschlichen Wesen bis auf das letzte, das jemals von Gott gesprochen hatte.
    Offenbar schwebte ihnen mehr vor, als ihn nur an seinen Schreibtisch zu befördern, denn obwohl sein Büro im Erdgeschoss untergebracht war, trugen sie ihn, ebenso mühelos wie gerade, zwei Treppen hinunter. Sie mussten eine ganz besondere Ehrung im Sinne haben. Victor brauchte keine Anerkennung von ihresgleichen und legte überhaupt keinen Wert darauf, von irgendjemandem anerkannt zu werden, doch jetzt musste er das zweifellos langweilige und weitschweifige Zeremoniell über sich ergehen lassen.
    Doch dann geschah etwas, was den Moment wieder interessant machte: Die feierliche Atmosphäre legte sich, und Schweigen senkte sich auf die Menge herab. Es schien ihm, als sei jetzt Ehrfurcht angesagt, was einem Anlass, bei dem sie Victor, der so viel erhabener war als sie, ehrten, natürlich weitaus eher gemäß war. Es ließ tatsächlich alles auf Ehrfurcht schließen, denn jetzt wurden Fackeln angezündet, die anscheinend mit würzig duftendem Öl getränkt waren, das einen ebenso angenehmen Geruch verströmte wie Weihrauch. Er erwärmte sich für seine Rolle als
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