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Franka

Franka

Titel: Franka
Autoren: Frieda Lamberti
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Von jedem hätte ich das erwartet, aber nicht von dir, Tine.«
Ich halte nach der Kellnerin Ausschau, denn ich will zahlen und so schnell wie möglich nach Hause. Jette folgt mir und setzt sich ungefragt auf den Beifahrersitz.
   »Franka, bitte. Du tust ihr Unrecht. Und Knut auch. Ihr solltet euch aussprechen. Also ich glaube ihm.«
   »Was soll das denn heißen? Hast du schon wieder den Mund nicht halten können?«
   »Ich habe mir nur seine Sicht der Dinge angehört.«
   »Na, dann weiß ich ja woran ich bei euch bin. Steig aus, Judas II. Ich hab genug gehört.«

»Na, der traut sich ja was«, höre ich meine Sekretärin sagen und ich frage nach, wer sich was traut.
   »Ähm....Ihr Exmann...er..hat...die ganze Belegschaft zur Geschäftseröffnung eingeladen. Freitag ab 15.00 Uhr.«
Ich stehe kurz vor einem Hirnschlag. Unfassbar!
   »Ich kündige jedem, der dieser unverschämten Einladung folgt. Geben Sie das als Rundschreiben an alle Mitarbeiter raus!«, schreie ich laut durch das Büro.

Nicht mehr tobend aber immer noch wütend fahre ich abends nach Hause. Als ich auf meine Haustür sehe, wiederholt sich das Gefühl vom Vormittag. Auf der Glasscheibe steht in roten Lettern »Zeugungsunfähig? Hah!« Darunter klebt ein weißer DIN A4 Umschlag mit dem Absender einer Hamburger Arztpraxis. Ich öffne den Umschlag schon im Flur und ziehe ein detailliertes Spermiogramm heraus und lese. Standardisierte Ejakulatanalyse nach WHO für Herrn Knut Carstensen, Hamburg.
    Makroskopische und physikalisch-chemische Eigenschaften
Spermatozoenkonzentration
Beweglichkeit (Motilität)
Morphologie
Vitalität
Spermatozoen-Antikörper
Biochemische Untersuchung
Beurteilung des Spermiogramms
    Lies es! Und du wirst feststellen, dass ich dir viele, wunderschöne Kinder machen kann.
Liebe Grüße Knut
P.S. Ab heute darfst du mich auch gern »Zuchthengst« nennen.

Ich schäme mich abgrundtief für meine Anschuldigungen. Wie konnte ich mich von der Dohndorf nur so einlullen lassen? Knut ist weder steril, noch ist er für den Saft-Cocktail verantwortlich. Die Übernahme von SeKa war auch kein vorbereitetes Grab, sondern eine lukrative Chance. Warum sonst würde er seinen Vater in dieses Geschäft mit hineinziehen. Ich habe Knut auf ganzer Linie Unrecht getan. Na, warte du Biest. Das hat Folgen. Ich setze mich in meinen Wagen und fahre zu dem spießigen Mittelreihenhaus in der Spielstraße. Voller Zorn steige ich aus dem Wagen und klingel Sturm. Aber es rührt sich nichts. Ich schaue durch die offenen Fenster und muss feststellen, dass das Haus komplett geräumt ist. Eine Nachbarin, die im Garten den Rasen sprengt beobachtet mich und ich wende mich ihr zu, um zu fragen, ob sie weiß, wohin die Mieter dieses Hauses gezogen sind. Sie weiß es nicht und ich fahre unverrichteter Dinge zurück.

Mein erster Weg am nächsten Morgen führt mich in die Personalabteilung. Ich lasse mir die alte Akte von der Dohndorf geben. Aha. Bei der DAK versichert. Meine Hand greift zum Telefon und ich wähle die Nummer der Deutschen Angestellten Krankenkasse. Aber die blöde Gans am anderen Ende der Leitung, will mir ihre neue Adresse nicht geben. Datenschutz! Seit wann gibt es denn noch Datenschutz? Das ich nicht lache. Ich sag nur Snowden und NSA Lauschangriff!

Es geht doch nichts über Beziehungen. Ein kurzer Anruf bei Tine. Eine Entschuldigung für mein rüdes Verhalten und das Versprechen, dass ich mich auch mit Jette wieder versöhnen werde und meine Freundin verspricht mir, ihren alten Kollegen bei der Krankenkasse einen Besuch abzustatten. Sie nimmt Sophie zum Anlass, ihre niedliche Tochter endlich einmal persönlich vorzustellen. Sie drückt die Kleine ihrem ehemaligen Chef Bukowski in den Arm und bittet ihn, sich einen Moment lang um ihren Sonnenschein zu kümmern, während sie unbemerkt seinen Computer nach den Daten von Carina Dohndorf durchsucht. Petersweg 9

Auf keinen Fall wollen Jette und Tine mich allein zu dieser Schnepfe fahren lassen.
   »Was hast du vor?«, fragt Jette ängstlich, als wir vor der hell erleuchteten Doppelhaushälfte stehen. Ich hätte so Einiges parat, was ich dieser hässlichen Kuh an den Kopf werfen könnte. Ihr einen kräftigen Tritt in ihren überbreiten Hintern zu verpassen, hätte auch was. Aber ich besinne mich auf ein bewährtes Mittel.
   »Tine? Schraubenzieher!« Nach viermal Zisch, geht es mir sichtbar besser.

Es ist Freitag und ich verfasse ein Rundschreiben an alle
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