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Franka

Franka

Titel: Franka
Autoren: Frieda Lamberti
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langziehen!«

Die Dohndorf räumte noch am nächsten Vormittag ihren Schreibtisch. Ganz los wurde ich sie jedoch nicht. Schließlich genoss sie Mutterschutz und ich durfte ihr noch über ein Jahr lang das Gehalt weiterzahlen. So entschied es ausgerechnet eine Richterin vor dem Hamburger Arbeitsgericht.

Die Aussprache mit meinem treulosen Gatten hatte nicht zur Folge, dass ihm die Hoden schmerzten. Vielmehr bekam ich einen Nervenzusammenbruch, als er mir gestand, dass er der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Er sagte mir frech ins Gesicht, dass er sich zu seinem Sohn bekennen wird.
   »Dann bekenne dich. Aber nicht hier. Kommst du mir noch einmal unter die Augen, werde ich dir das Gehirn wegpusten! Raus aus meiner Firma und raus aus meinem Haus!«

Ich bestellte mir noch am gleichen Tag bei amazon.de die DVD Falling Down - Ein ganz normaler Tag. Der amerikanische Spielfilm, in dem Michael Douglas in der Hauptrolle eines Amokläufers zu sehen ist, spiegelte genau meinen Seelenzustand wieder. Statt selber zur Knarre zu greifen, um meinem Mistkerl eine zu verpassen, ließ ich Mr. Michael Douglas für mich schießen. Nach einigen Wochen war meine erste Wut verraucht. Ich stürzte mich noch mehr als zuvor in die Arbeit, und obwohl Tine und Jette mir in dieser schlimmen Zeit fest zur Seite standen, wurde ich nach jedem Schreiben seiner Rechtsanwältin zur wilden Furie. Unfassbar, welche Forderungen sie im Namen meines verlogenen, treulosen Noch-Ehemannes stellte.
   »Backe ihm doch eine leckere Wallnusstorte«, empfahl Jette mir. Sie wusste von Knuts lebensbedrohlicher Nussallergie. Aber ich konnte nicht backen und bin auch heute noch eine schlechte Köchin und Bäckerin. Gut für Knut. Und aus heutiger Sicht auch gut für mich. Denn mittlerweile hat sich unser Verhältnis von abgrundtiefem Hass in eine erotisch, prickelnde, heimliche Liebesaffäre verwandelt.

Er frisst mir seit Monaten aus der Hand. Mindestens drei Mal wöchentlich. Seitdem wir geschieden sind, habe ich den weltbesten Sex. Schon fast ein Jahr lang betrüge ich meine ehemalige Buchhalterin mit dem Vater ihres Kindes. Der Junge heißt Linus und ist seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Inzwischen kenne ich die Gründe für sein Fremdgehen. Knut wollte eine Frau, die zu ihm aufschaut. Das war ich nicht mehr. Er wollte eine Familie. Ein gemütliches Zuhause mit Kindergeschrei und verstreutem Spielzeug auf dem Fußboden. Kein keimfreies Designer Haus a la Schöner Wohnen, das unsere polnische Haushälterin täglich mit Sagrotan putzt. Er wollte auch keinen japanischen Garten mehr, in dem das Betreten der Rasenfläche unter Todesstrafe steht. Er wollte das Leben eines Spießbürgers führen. Und genau das tut er jetzt auch. Er bewohnt mit Mutter und Kind ein Mittelreihenhaus in einer Neubausiedlung am Stadtrand direkt an einer verkehrsberuhigten Spielstraße. Dass ihn dieses Dasein schneller langweilen würde, als Frau Dohndorf es sich vorstellen konnte, wundert mich nicht. Knut sagt, er will zurück zu mir. Nicht nur zurück in mein Bett, sondern er will sein altes Leben wiederhaben. Nur so wie es einmal war, ist es jetzt nicht mehr. Auch ich habe mich verändert. Seitdem meine Freundin Tine, ihr zauberhaftes Baby zur Welt brachte, ist auch in mir der Wunsch gewachsen, Mutter zu werden. Ja, ich will auch ein Kind. Lieber heute als morgen. Und warum nicht von Knut?

Anstatt wie früher donnerstags in die Cocktailbar zu gehen, treffen wir uns bei Tine und Ansgar im Loft. Ich komme meistens schon früher, um die kleine Sophie noch einen Moment lang auf dem Arm halten zu können, bevor sie schlafen geht. Tine wirkt so glücklich. Sie und Ansgar passen wirklich gut zueinander. Ich selber bin ohne Vater groß geworden. Wenn ich mir einen Papa hätte wünschen dürfen, dann einen wie Ansgar Wickert. Er kümmert sich rührend um alles. Und mit alles, meine ich Haushalt, Kind und Job.
   »Am liebsten würde er sie noch stillen, wenn er könnte!« stöhnt Tine. Das erste Mal seitdem sie Mutter ist, beklagt sie sich. Vor unseren Augen und Ohren hat sie ihn laut angeraunzt.
   »Heute ist unser Frauenabend! Also geh bitte und unternimm endlich mal was! Und wage es nicht, hier vor Mitternacht wieder aufzuschlagen!« Jette und ich schauen uns fassungslos an. Was herrscht denn hier für ein Ton?
   »Er macht mich wahnsinnig! Ansgar führt sich auf, wie die Mutter der Nation. Er ist zum wahrhaftigen Schlaumeier mutiert. Rund um die Uhr
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