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Franka

Franka

Titel: Franka
Autoren: Frieda Lamberti
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Anders als Ester konnte ich ihn immer gut leiden und er mich offensichtlich auch. Unsere Scheidung hat ihn sehr getroffen und er gab mir immer wieder zu Verstehen, dass er unsere Trennung für einen Fehler hielt.

Seit langer Zeit fahre ich wieder in den Stadtteil Niendorf und warte im Wagen vor seinem Einfamilienhaus aus den siebziger Jahren. Nach zwei Mal Hupen kommt er heraus.
   »Ich hätte doch auch den Bus genommen. Trotzdem freut es mich, dass du mich fährst. So können wir beide einen Moment ungestört sprechen.«
Natürlich will er wissen, seit wann genau wir wieder zusammen sind. Ob ich damit klarkomme, dass Knuts Fehltritt nicht ohne Folgen blieb. Wie es mit dem kleinen Linus weitergehen soll. Er ist schließlich ein unschuldiges Kind. Und obwohl Günter sich darüber freut, dass sein Sohn und ich wieder zur Vernunft gekommen sind, bleibt der Junge sein Enkelkind.
   »Du wirst dem Kleinen eine gute Stiefmutter sein.«
Dieser Satz löst eine Lawine an Gedanken in mir aus, die wild durch meinen Kopf tanzen. In all der Zeit, die Knut und ich wieder miteinander verkehren, habe ich nicht einmal an das Kind gedacht. An seine Mutter schon. Aber ihr gegenüber hatte ich nie ein schlechtes Gewissen.

Ach, du Schreck. Vor dem Haupteingang steht Ester. Sie wurde bereits entlassen. Vermutlich hat die diensthabende Nachtschwester den Arzt angefleht, schnell die Entlassungspapiere für diesen Drachen zu unterzeichnen, damit dieser Giftzwerg möglichst rasch die Station verlassen kann.
   »Wieso holt sie mich ab? Knut hatte doch versprochen zu kommen«, ereifert sie sich bei meinem Anblick. Ester spricht in meinem Beisein tatsächlich in der dritten Person von mir. Trotzdem antworte ich auf ihre Frage.
   »Knut hat einen wichtigen Termin und sie kann sehen, dass es dir bereits besser geht. Möchtest du jetzt einsteigen?«
   »Lass mich vorne sitzen. Hinten wird mir immer schlecht. Und dreh die Heizung runter. Hier ist ja eine Hitze im Wagen, da kriegt man ja gar keine Luft.«
   »Sonst noch was?«
   »Ja, fahr endlich los oder wollen wir hier übernachten.«
Nach dieser Charmeoffensive möchte ich Günters Einladung auf einen Kaffee liebend gern ablehnen. Aber er lässt nicht locker.

Im Haus meiner Ex Schwiegereltern hat sich nichts verändert. Mamita mag keine Veränderungen. Noch immer stehen die gerahmten Fotos von Pummelchen auf ihrer Anrichte. Kindergarten, Einschulung, Konfirmation. Meine Güte war mein schöner Exmann ein hässliches Kind. Meine Augen wandern zum anderen Schrankende. Da sind sie. Die Bilder von Linus, ihrem geliebten Enkel. Ich betrachte den Jungen und suche nach Ähnlichkeiten zu Knut. Vergeblich.
   »Zwei Stücke Zucker, wie immer?«, fragt Ester und ich antworte ihr, dass ich meinen Kaffee schon immer schwarz getrunken habe.
   »Ach, dann war es wohl Carina, die den Kaffee süß mochte. Wie die Arme wohl die Trennung aufgenommen hat? Ich werde sie später einmal anrufen und sie fragen, wie es ihr geht.«
Jetzt reicht es mir und ich poltere los.
   »Sie wird es wohl so aufgenommen haben wie ich es damals aufgenommen habe. Obwohl ein nicht unerheblicher Unterschied zwischen den Fällen besteht. Ich war mit deinem Pummelchen verheiratet. Mehr als zehn Jahre lang, als sich diese unansehnliche Kuh meinen Mann geschnappt hat und sich schwängern ließ.«
   »Du hast doch nicht schlecht abgeschnitten bei der Scheidung. Wenn ich es richtig verstehe, dann hast du...«
   »Du verstehst gar nichts! Aber das macht nichts, Ester, denn es geht dich überhaupt nichts an. Mach es gut, Günter.«

Sie hat es tatsächlich geschafft, dieses tief in mir vergrabene, schmerzhafte Gefühl mit voller Wucht wieder hervorzuholen. »Hast doch nicht schlecht abgeschnitten...«, imitiere ich ihre garstige Stimme. Von wegen. Ich habe bei diesem Deal mehr verloren, als sich dieser Drachen vorstellen kann. Mein Urvertrauen! Den Glauben an aufrichtige Liebe und Treue. »Zu tiefst verletzt hat mich dein Pummelchen! Das ist mit keinem Geld der Welt wieder gutzumachen.«

So verheult, wie ich jetzt aussehe, kann ich mich unmöglich wieder im Büro sehen lassen. Ich rufe Tine an und frage, ob sie mir ihr Ohr leiht.
   »Ja, komm. Wir können quatschen. Ich bin allein in der Werkstatt. Ansgar ist mit der Kleinen beim Kinderarzt.«
   »Ist sie krank?«
   »Nein, heute ist Impfen angesagt. Also bis gleich.«

Als ich die Tür vom Atelier klopfe, lässt Tine gleich
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