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Franka

Franka

Titel: Franka
Autoren: Frieda Lamberti
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Bis dann.«
Sie muss dringend einkaufen und ich suche mir Papier und Stift, um eine Liste zu schreiben. Immer wieder stehe ich auf und öffne die Schranktüren. Kaffee fehlt, Wasser reicht noch. Aber der Saft muss ausgetauscht werden. Ich nehme die kleine Kiste aus der Schublade und stelle sie auf den Boden. Für den Fall, dass ich es morgen früh vergessen sollte, schreibe ich einen Zettel mit der Aufschrift NICHT ZUM VERZEHR! Eigentlich gehört es zu Milenas Aufgaben, die Betten zu beziehen. Heute mache ich es selbst. Auf keinen Fall werde ich heute Nacht auf dem Laken schlafen, das noch Spuren von Knut Carstensen trägt. Ich streiche gerade die Kopfkissen glatt, als es an der Tür klingelt. Schnell greife ich mein Portemonnaie aus der Handtasche und ziehe einen zwanzig Euroschein heraus.
   »Stimmt so und vielen Dank«, bedanke ich mich bei dem jungen Pizzaboten. Noch auf dem Weg zur Küche reiße ich den Karton auf uns esse das erste Stück im Gehen. Ich prüfe die Temperatur der Rotweinflasche. Viel zu warm, aber egal. Einen Korkenzieher brauche ich nicht suchen. Der gute Tropfen hat einen Schraubverschluss. Mehr als ein Glas werde ich von diesem Fusel bestimmt nicht trinken. Die Abendsonne scheint durch das Küchenfenster und ich beschließe auf der Terrasse meines Japanischen Gartens zu Speisen. Ich stelle alles auf den Tisch und überlege noch, was ich vergessen habe. »Sitzkissen«, sage ich laut. »Nun, gut. Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben.«
Ich öffne die Klappe der Truhe, in der ich die Polster aufbewahre, als seine Stimme mich aufschrecken lässt.
   »Führst du wieder Selbstgespräche?«
Ich antworte ihm nicht. Es wäre zwecklos. Knut würde sich nicht von mir mit einem kurzem »Verschwinde!« wegschicken lassen. Er geht in die Küche und kommt mit einem Glas in der Hand zurück. Stumm schenkt er sich Wein ein und setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. Ich halte seinem fordernden Blick Stand. Mal sehen, wer den ersten Ton herausbringt. Ich war schon immer Sieger in diesem Machtspiel. Nachdem ich bereits das dritte Stück Salamipizza vor seinen Augen verdrückt habe, bricht er das Schweigen.
   »Warum, Franka?«
Mehr fragt er nicht und schaut mich weiter direkt an. Ich weiß, dass es ihn rasend macht, wenn ich ihm nicht antworte. Ich beherrsche dieses Spiel der Provokation ausgezeichnet. Nicht ich werde ausrasten und ihn übel beschimpfen. Ihn anschreien und fragen, warum er dieses Schauspiel veranstaltet hat. Er wird derjenige sein, der die Fassung verliert. Denn ich schweige weiter.
   »Du hast kalte Füße bekommen. Das kann ich verstehen, aber du...«
   »Kalte Füße?«, lache ich laut aus.
   »Nicht? Was war denn der Grund?«
Mein Lachen klingt fast hysterisch. Was zieht er denn hier ab?
   »Wie fühlt es sich an, wenn man so kurz vor dem Ziel gescheitert ist? Ausgerechnet an Tag 99 deines perfiden Planes? Du hast dir wirklich alle erdenkliche Mühe gegeben. Es hätte fast geklappt. Aber eben nur fast.«
   »Ich verstehe kein Wort. Was bitte war an meinem Plan perfide?«
   »Die Absicht die dahinter steckte. Du kannst aufhören, den Ahnungslosen zu spielen. Ich bin im Bilde. Ich weiß, dass du zeugungsunfähig bist und dafür gesorgt hast, dass ich annehme, schwanger zu sein.«
   »Wie kommst du auf die abstruse Idee, ich sei nicht zeugungsfähig? Franka, siehst du nicht, wohin uns dein besessener Kinderwunsch geführt hat?«
  »Bemühe dich nicht weiter. Ich weiß alles. Von deinem Plan dir mein Haus, mein Geld und meine Firma unter den Nagel reißen zu wollen. Und von deinem Hochzeitsgeschenk, mit dem du mich in den Ruin treiben wolltest. Du warst unvorsichtig, Carstensen. Du hättest dir deine Mitwisser sorgfältiger aussuchen müssen.«
   »So denkst du über mich?«
   »Das weiß ich jetzt über dich. Und nun sei kein schlechter Verlierer und geh. Das Spiel ist aus. Game Over, Knut.«

Dank Lambrusco konnte ich gleich einschlafen. Auf meinen Morgensaft verzichte ich aus bekannten Gründen und koche mir einen Malventee. Meinen schwarzen Rock und das Zebra-Shirt tausche ich gegen ein farbenfrohes Ensemble in den Farben Pink und Weiß aus. Es ist bestes Frühlingswetter und ich will meine Trauer nicht noch weiter optisch zur Schau stellen. Es ist kurz vor acht, als Milena klingelt und ihren Mantel an die Garderobe hängt. Zusammen gehen wir die Liste durch und ich gebe ihr zweihundert Euro. Das sollte für die
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