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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
Autoren: Unbekannter Autor
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Sekundenbruchteil aufblitzende Landkarte zu verarbeiten. Ich mühte mich immer noch ab, die einzelnen Orte einzuordnen, als zwei weitere Namen auf der Karte erschienen, die alles ins rechte Licht rückten.
    Und bei denen mir kalter Schweiß ausbrach.
    Der Jordan. Das Tote Meer.
    Heilige, heilige, heilige Scheiße! Ich war tatsächlich in Israel! Oder hieß es noch Palästina? Waren das hier die Philister? Die Städtenamen hatten sich nie verändert, ich konnte mich also in jeder beliebigen Epoche befinden. Jeder beliebigen Epoche des Altertums.
    O Gott, wo steckt nur Cheftu? Mehr will ich gar nicht wissen, ich will ihn einfach nur finden und von hier verschwinden.
    »Hast du nie einen Sohn verloren?«, fragte die wohlbeleibte Dame vor mir. Ich starrte sie an und fuhr währenddessen im Geist Karussell: Tat das Wann und Wo etwas zur Sache? Ich schüttelte den Kopf. Takala-dagon ließ die Hände sinken und senkte den Kopf, woraufhin ihre gesamte Haltung schlagartig absolute Hoffnungslosigkeit ausstrahlte.
    Auf der Stelle bekam ich ein schlechtes Gewissen. Sie war, aller Großspurigkeit zum Trotz, auch nur ein Mensch. Sie hatte Söhne verloren. Sie glaubte irrigerweise, ich könne ihr irgendwie helfen. Woher sollte sie wissen, dass ich eine sechsundzwanzigjährige angloamerikanische Zeitreisende war, deren einzige Aufgabe darin bestand, ihren Ehemann zu finden und ihr früheres Leben wieder aufzunehmen? Ich war keine Meeresherrin, die einen Gott umstimmen konnte. »Ich kann mir deinen Kummer nicht einmal ausmalen«, sagte ich in der Hoffnung, den Schlag abzumildern, den ich ihr versetzt hatte.
    Sie hob den Kopf. Ihre tief liegenden olivenschwarzen Augen waren schwer geschminkt und voller Tränen. »Die Hochländer nahen schon wieder«, sagte sie. »Ich weiß nicht mehr, wie viele Bittschreiben wir schon nach Ägypten gesandt haben, wie oft wir Pharao schon angebettelt haben, für uns zu sprechen. Der König, mein Sohn, verlangt unnachgiebig, dass wir wieder in den Krieg ziehen. Wir müssen nach der Zerstörung unserer Teraphim unser Gesicht wieder gewinnen.« Ihr voluminöser Brustkasten dehnte sich unter einem Seufzer noch weiter. Die Ketten auf ihrer Haut begannen bei der Bewegung zu tanzen und fingen die durch die Fensteröffnungen hereinsik-kernden Strahlen der Wintersonne ein.
    Bei dem Wort Ägypten hatte ich die Ohren gespitzt. Würde ich so vielleicht zu Cheftu geführt? »Vielleicht schickt Pharao uns ja einen Gesandten?«, fragte ich.
    »Seit Jahren bitten wir schon darum. Doch Ägypten schert sich nicht darum, was außerhalb seiner Grenzen geschieht.«
    Da ich selbst als Ägypterin gelebt hatte, wusste ich, dass das der Wahrheit entsprach. »Können wir die Teraphim nicht ersetzen? Dann brauchte niemand in die Schlacht zu ziehen. Vielleicht könnten wir etwas mit ihnen aushandeln?« Wo ich schon hier war, konnte ich genauso gut Vorschläge machen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Verhandlungen sind so gut wie ausgeschlossen. Ihr Berggott labt sich an Blut. Die Hochländer machen keine Gefangenen; sie nehmen keine lebende Beute; Krieg ist für sie Herim. Alles und jedes muss sterben; das ist Hal.«
    Hering? Hall?
    Auf einer Schultafel in meinem Kopf wurde mir das Wort buchstabiert: H-a-i. Allerdings wurde es erst in Keilschrift niedergeschrieben, dann in einem Hühnergekrakel, das ich nicht zu lesen vermochte, bis es sich in Englisch verwandelt hatte. Was war als würde eine Seite aus einem Wörterbuch kopiert, erschien die Antwort auf der Tafel: Hal = Die absolute Hingabe an Gott durch Zerstörung in einem heiligen Krieg, Herim genannt. Alle die den Herim überleben, werden Hal.
    »Alle« ... langsam wurde mir klar, was das bedeutete. Also galt das auch für Menschen?
    Hal = Menschen und ihr Besitz.
    Ups!
    Das Schweigen hielt an. Takalas Knopfaugen bohrten sich in meine. Menschen und ihr Besitz? Ich sah sie wieder an. »Was wollt ihr von mir? Was kann ich tun?«, stellte ich klar.
    »Für uns sprechen«, antwortete sie.
    »Bei Dagon?«
    Ihr Blick war einer von jenen, die eigentlich ungezogenen Kindern und absoluten Idioten vorbehalten sind. Man konnte den Eindruck bekommen, dass aus ihrem Blickwinkel nur die wenigsten Menschen in keine von beiden Kategorien fielen. »Lo, du sollst den Herrscher der Hochländer umstimmen, wenn er eintrifft.«
    Umstimmen? So wie Mata Hari es tun würde oder so wie
    Winston Churchill es tun würde?
    »Man sagt, er sei hochfahrend, doch auch klug«, erläuterte Takala. »Er hat ein
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