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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam
Autoren: Paul van Herck
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allerdings nicht viel von anonymen Anrufen.«
     »Hier ist Sam«, sagte Sam.
    Ich lachte vergnügt und hörte sogar damit auf, Knoten in das Telefonkabel zu machen. Sam war ein netter Kerl, und deswegen konnte er immer auf mich zählen, wenn er Hilfe brauchte.
    »Ich sitz' in der Patsche«, sagte Sam.
    »Wer nicht? Das Leben ist halt ein Kampf.«
    »Ich meine damit, daß ich ein Problem habe. Hast du schon mal was von Framstag gehört?«
    »Oh, ja«, sagte ich. Sam stieß einen erleichterten Schrei aus. »Wann ist das denn?« rief er laut.
    »Häh?«
    »Wann das ist?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du hast doch gerade gesagt, daß du schon mal was von Framstag gehört hast!«
    »Das bedeutet doch nicht, daß ich weiß, wann er ist.« Ich hörte ihn wütend auf und nieder springen. Hätte er die Möglichkeit besessen, mich in diesem Augenblick durch das Telefon zu erwürgen, hätte er das sicher auch getan. Es gibt komischerweise eine ganze Reihe von Menschen, denen meine Art Humor auf die Nerven geht; vielleicht haben sie sogar recht damit.
    »Du hast also in Wirklichkeit niemals das Wort Framstag gehört, du alter Sadist?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich, »aber das hast du gut geraten. Das Wort hört sich aber gut an. Hast du es selbst erfunden?«
    Sam führte noch einen weiteren Kriegstanz auf, aber schließlich beruhigte er sich genug, um mir die Sache auseinanderlegen zu können. Ich mußte ihn allerdings darum bitten, sich kurz zu fassen, weil der Wärter bereits ungeduldig hin- und herlief und Sokrates mir hinter seinem Rücken winkend Zeichen gab. Es war Zeit für unser tägliches Halmaspiel.
    Als Sam geendet hatte, dachte ich lange und intensiv nach.
    Lange. Für Sams Gefühl wohl ein bißchen zu lang.
    »Hör mal, Paul«, sagte er ein Viertelstündchen später, »du warst ein ausgezeichneter Science Fiction-Autor, bevor du… äh… krank wurdest. Du warst immer ein Quell unerschöpflicher Ideen, so verrückt sie auch gewesen sein mochten, angefangen von der Metapsychologie bis zur Reform der Politik. Du bist der einzige Mensch, der mir helfen kann. Es gibt nichts, das dir unmöglich wäre.«
    »Hast du vielleicht schon mal in Erwägung gezogen«, sagte ich, »daß sie möglicherweise ein Wesen aus einer anderen Dimension ist? Daß sie eine Projektion aus einer anderen Welt darstellt, in der die Tage andere Namen haben? Das Wort aus ihrer Muttersprache ist ihr vielleicht unbewußt entglitten. Kann alles mit ihren Emotionen und so weiter zusammenhängen.«
    Ich konnte ihn förmlich nachdenken hören. »Nein«, sagte er schließlich, »eine Projektion ist sie sicher nicht. Ich habe schließlich mit ihr getanzt. Sie fühlt sich echt an.«
    »Du würdest es in einem solchen Fall vielleicht auch gar nicht bemerken«, erklärte ich nüchtern. »Nimm dir als Beispiel doch nur mal unseren hiesigen Direktor. Er ist auch eine Projektion, aber er weiß es nicht einmal, der arme Kerl.«
    Sam schnalzte mitleidig mit der Zunge – zumindest nahm ich das an.
    »Hast du nichts Intelligenteres auf Lager?« fragte er dann.
    Manchmal kann er wirklich beleidigend sein. Was Intelligenteres! Wenn auf dieser Erde jemals auch nur ein Trottel herumgelaufen ist… Aber ja, ich hatte noch eine intelligentere Erklärung zur Hand. »Hast du eigentlich schon mal ernsthaft über den Klang dieses Wortes nachgedacht? Framstag. Es paßt wirklich wunderbar zu den Namen aller anderen Wochentage. Montag zum Beispiel kommt von Mond. Wenn du Dienstag auf Französisch sagst, heißt es Mardi. Es ist abgeleitet von Mars. Mittwoch, also Mercredi, kommt von Merkur. Und Donnerstag, Jeudi, von Jupiter. Und Freitag… äh…«
    »Vielleicht von Neptun?« schlug Sam vor.
    »Nein. Ganz sicher nicht. Aber darauf kommt es jetzt auch nicht an. Dann haben wir noch den Samstag – auf Englisch Saturday – , und der Name kommt natürlich von Saturn. Und Sonntag leitet sich von der Sonne her. Kapierst du, was ich damit sagen will?«
    »Du meinst… Es hat immer irgendwas mit einem Planeten zu tun?«
    »Nicht immer«, korrigierte ich ihn. »Sagen wir besser mit Himmelskörpern.«
    »Und weiter?«
    »Was weiter?«
    »Was will mir der Künstler damit sagen?«
    »Nichts«, sagte ich. »Hast du übrigens schon mal im Kalender nachgeschaut?«
    Wütend hängte er ein.
    Er mußte allerdings zugeben, daß meine Idee so schlecht nun auch wieder nicht gewesen war. Sam schaute in seinem Kalender nach. Er stieß dabei auf allerlei lustige Namen – nur nicht auf den
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