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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam
Autoren: Paul van Herck
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ist, und verbrachten dort drei herrliche Wochen.
    Der Donnerstag, an dem sie zurückkamen, erwies sich allerdings als weniger glücklich. Einen Platz im Flugzeug könnten sie sich aus dem Kopf schlagen, sagte das Mädchen am Flughafenschalter. Alle Flugreisen waren bereits für Jahre im voraus ausgebucht.
    »Alle sparen für Framstag, mein Herr…«
    »Das ist ja entsetzlich«, sagten Sam und Julie. »Fahren denn noch Schiffe über den Ozean?«
    »Nur noch ein paar, aber darauf werden Sie keinen Platz mehr finden.«
    »Dann kaufe ich mir ein Flugzeug«, sagte Sam.
    Das war leichter gesagt als getan. Die Nachfrage nach Flugzeugen war enorm gestiegen, seit die großen Finanzierungsgesellschaften ein Kreditsystem ausgetüftelt hatten, bei dem man mit nur wenigen Dollars Anzahlung einen Überschalljet erstehen konnte.
    Framstag…
    »Wir müssen entweder hinüber schwimmen oder hierbleiben«, sagte Sam (– und dabei fällt mir ein, daß ich ja noch gar nicht gesagt habe, daß sie sich in Amerika aufhielten und auf irgendeine Art wieder nach Hause kommen wollten).
    Aber nein. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Sie bestachen einen Piloten, der ihnen im Gepäckraum seiner Maschine einen Platz besorgte und die Ladeziffern fälschte, damit niemand bemerkte, wieviel Übergewicht er hatte. Der Tag erwies sich als besonders fruchtbar für diesen Mann, denn er hatte bereits Passagiere unter den Pilotensesseln versteckt, fünf im WC untergebracht, und jeder Koffer enthielt wenigstens einen weiteren.
    Auf geradezu wunderbare Weise hob das Flugzeug vom Boden ab, flog über den Ozean dahin und – wie könnte es auch anders sein?– stürzte dort ab.
    Die umherschwimmenden Passagiere wurden kurz darauf von einem Schiff entdeckt, auf dem die Passagiere nicht nur an der Reling, sondern auch an den Masten hingen, da das Deck sich nahezu auf einer Ebene mit der Wasserfläche befand. Der Kapitän, der sich offenbar seiner Sache nicht ganz sicher war, weigerte sich jedoch konsequent, auch nur einen der Abgestürzten an Bord zu nehmen.
    Als er mit seinem Kahn weiterfuhr, geschah das Unvermeidliche, denn ein paar Möwen, die das bis an die Grenzen der Belastbarkeit beladene Schiff nun ausgemacht hatten, flogen darauf zu. Panikartige Schreie wurden laut, als die verdammten Biester Anstalten machten, sich auf den Mastspitzen niederzulassen.
    Das Schiff sank innerhalb weniger Sekunden, dann schwammen Zehntausende im Meer herum.
    Sam und Julie, die der Optimismus keine Sekunde verlassen hatte, machten gute Miene zum bösen Spiel und fingen an zu schwimmen. Drei Wochen später erreichten sie schließlich die Heimat. Sie waren zwar naß, durstig und ein wenig ausgebleicht von der Sonne und dem Salzwasser, ansonsten aber glücklich und stolz.
    Das erste, was ihnen auffiel, war der Verkehr. Er war noch mörderischer geworden. Überall rasten die Blechlawinen an ihnen vorbei, und alle paar Minuten ertönte das Krachen eines Unfalls. All das nahm man auf sich, um Zeit einzusparen…
    Fußgänger waren aus dem Straßenbild völlig verschwunden. Es war so gut wie unmöglich, eine Taxe zu bekommen.
    Einige Tage später erhielt Sam Besuch von Sam dem Kommunisten. Er sprang aus einem Taxi, stürmte herein und lehnte sogar ein Schnäpschen ab.
    »Parteibeschluß«, verkündete er keuchend. »Du kriegst dein Denkmal. Einweihung morgen genau fünfzehn Uhr.«
    »Prima«, sagte Sam. »Und…«
    »Die Zeremonie wird bis fünfzehn Uhr fünfzehn dauern. Sei also pünktlich. Und jetzt muß ich rennen.«
    »Rennen?« fragte Sam. »Warum?«
    Sam wedelte mit seiner Zeitkarte. »Wenn ich den kommenden Framstag miterleben will, muß ich noch fünf Löcher ausknipsen«, erklärte er unglücklich.
    »Die kannst du von mir kriegen«, sagte Sam. »Aus irgendeinem unerklärlichen Grund bin ich plötzlich gar nicht mehr so wild auf Framstag.«
    »Ich danke dir«, sagte Sam gerührt und steckte die Löcher ein. »Die Framstage werden jetzt immer voller, da keiner die Sache verpassen will. Liegt wohl daran, daß das für die Leute alles noch sehr neu ist. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist der Framstag so überlaufen wie jeder andere Wochentag.«
    »Wollen wir's hoffen«, sagte Sam seufzend. »Aber jetzt, wo du keinen Grund mehr zur Eile hast, können wir uns doch einen genehmigen, wie?«
    Erschöpft zog Sam seine Jacke aus und ließ sich in einen Sessel plumpsen.
    Die Marsmännlein auf der Fensterbank lachten sich kringelig (wie das nunmal so ihre Art ist).
     
    Sam
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