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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam
Autoren: Paul van Herck
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schmecken.
    Als die ganze Sache endlich zu Ende war, machten Sam und Julie eine Hochzeitsreise zum Pluto, da ja der Mars bereits seit mehreren Jahren aus der Mode gekommen war. Neben spannenden Abenteuern (›Pluto-Sam‹) verbrachten sie dort auch ein paar glücklichere und zärtlichere Stunden.
    Sie genossen vier weitere Framstage, bevor Sam sich an sein Versprechen erinnerte…
    Es war genauso, wie es Sam, der Kommunist, gesagt hatte: Die Framstage waren so still und exklusiv… Das Wissen, daß die Geheimhaltung der Existenz dieses Tages eine schreiende Ungerechtigkeit hervorrief, schlummerte immer noch in seinem Hinterkopf, wo, wie ich glaube, das Unterbewußtsein liegen muß. Täglich genossen sie das süße Leben, das nur auf Sams kolossales Glück zurückzuführen war.
     
    Bis an jenen bewußten Samstagabend. Sie hatten in dermaßen schamloser Weise die ganze Woche verplempert, daß sich auf ihren Karten kein einziges Löchlein befand. Und da gerade Winter war, hielten sie sich in der Schweiz auf, wo sie den folgenden Framstag skifahrend zu verbringen gedachten.
    Es wurde Mitternacht.
    »Zeig mal deine Karte«, sagte Sam. Er holte die seine aus der Tasche, maß sie mit einem schafsblöden Blick und sagte völlig überflüssigerweise: »Nix. Und deine?«
    »Ich hab' nur eins«, sagte Julie verlegen. »Ist von letzter Woche übriggeblieben.«
    »Na, dann haben wir diesmal keinen Framstag«, sagte Sam philosophisch. »Es sind ja noch genug arme Teufel da, die auch ohne ihn auskommen müssen.«
    Sie bestellten noch etwas, hörten schwermütig zu, wie die Uhr Mitternacht schlug und sahen zu, wie die anderen Anwesenden diesmal nicht mit dem letzten Schlag aus ihrem Leben verschwanden.
    »Sonntag«, sagte Sam.
    »Besser als nichts«, meinte Julie.
    Sie tranken, tanzten ein bißchen, waren aber nicht sehr begeistert.
    Am nächsten Tag versuchten sie Ski zu laufen, und dabei wurde ihnen der Verlust des Framstags natürlich noch schmerzlicher bewußt. Nach einigem Drücken und Zerren gelang es ihnen schließlich, sich zweier Sitze des Skilifts zu bemächtigen. Zusammen mit den Massen der Ausflügler und Urlauber rasten sie über die Piste nach unten; dann begann die ganze Mühsal von neuem.
    »Und das«, sagte Sam mürrisch während des Mittagessens, »wenn man bedenkt, daß wir die ganze Piste für uns allein hätten haben können wenn wir in der letzten Woche nur ein wenig Zeit angespart hätten!«
    Am Nachmittag kam Sam der Kommunist an der Spitze einer ganzen Zugladung schwerbepackter Genossen und Genossinnen in der Bergstation an. Sie nahmen Quartier in der Jugendherberge und machten anschließend die Piste unsicher: Als echte Demokraten zogen sie es vor, zu Fuß bergauf zu gehen, wobei es leider zu einigen Zusammenstößen mit den wilden Horden der Abwärtsfahrenden kam.
    Sam sah ihn zwar, suchte aber seiner Nähe sorgfältig zu entgehen, denn er erinnerte sich mit schmerzhafter Deutlichkeit dessen, was er einst in ihrem Verschwörerkeller zum besten gegeben hatte. Wie aber kann man jemanden auf einer Bergstation entgehen, den man nicht treffen will, wo Bergstationen doch geradezu dazu prädestiniert sind, daß man jedem über die Beine stolpert, dem man zu entgehen versucht?
    Sam und Sam stießen also logischerweise schließlich doch aufeinander, und es ist nicht einmal schwer zu erraten, wie das passierte.
    Nachdem sie die Knoten aus ihren Armen und Beinen entfernt und sich eine Weile verbiestert angeraunzt hatten, erkannten sie einander.
    »Sam!« rief Sam aus.
    »Sam!« rief Sam nicht minder herzlich aus.
    »Und unsere Abmachung, du Wurm?«
    Sam geriet in leichte Panik, denn tatsächlich nagte bereits seit geraumer Zeit ein Wurm an seinem Gewissen. Mit einiger Mühe gelang es ihm, das Untier von sich loszureißen und zu zertrampeln.
    »Sollten wir nicht ein bißchen dort im Schnee Platz nehmen?« schlug er vor.
    »Na gut«, knurrte Sam.
    Sie setzten sich an den Pistenrand.
    Sam der Kommunist verlor keine Zeit. »Nun?« fragte er in einem Tonfall, der deutlich anzeigte, wie geladen er war, und auf den man nie gleich eine Antwort findet.
    »Was, nun?«
    »Deine großen Versprechungen! Du hast dich einmal wie einer der unseren aufgeführt. Auch du hast nur sieben Tage in der Woche gehabt und auf die Privilegierten geschimpft!«
    »Sei still!« sagte Sam. »Deine Worte schmerzen mich.«
    »Das kann ich mir bestens vorstellen«, fuhr der andere gnadenlos fort. »Du hast selbst zu dir gesagt: Ich werde auf alle
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