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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam
Autoren: Paul van Herck
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einem exklusiven Modeschöpfer in die Stadt, und Sam blieb allein bei einem wohlverdienten Gläschen Whisky im Billardsalon zurück.
     
    »Du hast uns verraten«, schnaubte Sam, der Kommunist.
    (Das finde ich nun wirklich irre, diese plötzlichen Sprünge innerhalb einer Erzählung. Die Entführung und die Wahnsinnsfahrt durch die Stadt werden einfach unterschlagen. Das ist ein Stil, was?)
    »Du spinnst ja, Sam«, sagte Sam.
    »Du wolltest dich für unsere Sache einsetzen«, entgegnete Sam. »Und wo stehst du jetzt? Du gehörst zu den reichsten Leuten dieses verwünschten Erdballs und bist im Begriff, eine Dame aus der High Society zu heiraten. Wenn also nichts anderes mit dir anzufangen ist, werden wir zumindest ein fettes Lösegeld für dich kriegen. Mindestens 100 000 Dollar.«
    Diese winzige Summe amüsierte Sam beinahe.
    »Du spinnst ja, Sam«, wiederholte er. »Wenn du nur genug Denkvermögen aufbrachtest, um dir anzuhören, was ich wirklich im Hinterkopf habe… Etwas, von dem ihr nicht einmal zu träumen gewagt habt. Und weißt du, was ich damit anfangen werde?«
    »Spucks aus!«
    »Weißt du, was ich mit dem Geld mache, über das ihr so die Nase rümpft? Na?«
    Sam der Kommunist warf seinen Kameraden einen Blick zu.
    »Glaub ihm nicht«, sagte einer von ihnen.
    »Er bescheißt uns«, sagte ein zweiter.
    »Was für einen Plan hast du denn?«
    »Das kann ich euch nicht erzählen«, sagte Sam. »Aber, verdammt noch mal, lernt erst mal einem Menschen zu vertrauen! Ich weiß jetzt, was es mit diesem Framstag auf sich hat. Glaubt ihr etwa, ich fände es schön, daß ich nur mit diesen reichen Nichtsnutzen zusammenlebe, während ihr alle dieses schönen Tages entbehren müßt?«
    »Wovon redet er überhaupt?«
    »Ruhe!« sagte Sam. »Ich weiß, wovon er redet. Red weiter, Sam.«
    »Ich bin fertig«, sagte Sam.
    »Meinst du… jeder wird seinen Framstag bekommen?«
    »Vielleicht«, erwiderte Sam. »Aber all das kostet Zeit und Geld. Ich muß zuerst herausfinden, wie die ganze Sache funktioniert, das versteht ihr doch sicher, oder nicht?«
    Sam nickte. »Das verstehen wir nur zu gut«, sagte er. »Aber da du nun mal zur Oberklasse zählst…«
    »Du kennst mich einfach nicht gut genug«, sagte Sam. »Hör zu, in einer oder zwei Wochen hoffe ich fertig zu sein. Nein, warte, das hätte ich ja beinahe vergessen: Ich heirate ja jetzt. Der anschließenden Hochzeitsreise und all dem Kram werde ich schwerlich entkommen können. Sagen wir, ich brauche zwei Monate. Dann werde ich genau die Maßnahmen ergreifen, bei denen ich eure Hilfe brauche.«
    »Gut«, sagte Sam mit glitzernden Augen. »Dann gibst du uns ein Signal.«
    »Wenn der Nachrichtensprecher im Fernsehen um zweiundzwanzig Uhr zweimal rülpst«, sagte Sam versonnen, »ist der Augenblick gekommen. Dann kommt ihr so schnell wie möglich zu mir.«
    »Bewaffnet?« fragte einer der anderen.
    »Bewaffnet!«
    Sie stimmten ein Freudengebrüll an. Dann banden sie Sam los und trugen ihn in einen Triumphzug durch den Verschwörerkeller.
     
    Die Hochzeitsfeierlichkeiten dauerten drei Tage. Sie fanden im teuersten Hotel der Stadt, auf der Dachterrasse statt. Die Speisen und Getränke waren unbeschreiblich. Man duldete sogar die kleinen Marsmännlein, die sich die ganzen Tage über sinnlos besoffen.
    Inmitten desganzen Gewimmels thronte Julie in einem Pelz aus neptunianischem Kwertz (das ist ein seltenes Tier, das einige Ähnlichkeiten mit dem venusischen Schnurfel aufzuweisen hat). Sam wich nicht von ihrer Seite, denn er war bis über sein linkes Ohr in sie verliebt.
     

     
    Sabrinsky war ebenfalls anwesend, und Sam hatte ihn nach einer Überdosis Wodka nur noch in allerletzter Sekunde davon abhalten können, Julie zu verdoppeln. Es war allerdings unbezahlbar, daß er einige der Gäste, die es zu bunt trieben, in Frösche verwandelte. Allerdings begannen die Getränkevorräte mit beängstigender Geschwindigkeit zu schwinden, als er mehrere der Anwesenden verdoppelte. Auf alle Fälle gehörte er zu den Stars des Festes.
    Der Bankdirektor gehörte ebenfalls zu den Gästen und vertrieb sich die Zeit mit wenigstens vier Spätzchen. Sam hatte auch den Direktor der Klapsmühle eingeladen, aber der hatte leider abgelehnt. Auf Elba ging es ihm zwar nicht sonderlich gut, aber er hatte Sam geschrieben, daß er bereits an einem neuen Fluchtplan arbeite.
    Sam der Kommunist war auch da. Umringt von fünf Mitgliedern der Partei hatte er sich in eine Ecke zurückgezogen und ließ es sich
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