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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam
Autoren: Paul van Herck
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Fälle weiterkämpfen. Aber dann hast du dich auf deinen faulen Hintern gesetzt, das Leben eines Nichtsnutzes genossen und jetzt gefällt es dir. Du hast deinen alten Freund, der in der Klapsmühle den letzten Brotkrümel mit dir teilte, vergessen. Du…«
    »Hör auf!« schluchzte Sam. »Es bricht mir das Herz. Ich bin ein Schuft.«
    Sam klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter und sagte: »Na, komm, jetzt übertreibst du aber.«
    »Ich bin ein Schuft«, sagte Sam stur.
    »Sagen wir, ein Schüftli.«
    »Ein Erzschuft.«
    »Wie du willst.« Sam gab auf.
    »Sag mir, was ich tun soll«, sagte Sam zwischen zwei Schluchzern.
    »Schlag dich auf die Seite des Proletariats«, erwiderte Sam.
    Sams Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Du hast mir die Augen geöffnet«, rief er aus. »Es ist wie eine Offenbarung. Siehst du nicht… äh… irgend etwas Helles um meinen Kopf oder so was?«
    Sam untersuchte die Umgebung von Sams Kopf. »Nee.«
    »Auch gut«, sagte Sam enttäuscht. »Du hast doch auch bestimmt genau nachgesehen?«
    »Ja.«
    »Und da ist auch keine Aureole oder so was?«
    »Nee.«
    »Ich fühle mich aber in jedem Fall erleuchtet«, sagte Sam. »Genosse, jetzt sehe ich klar und deutlich vor mir, was ich zu tun habe. Er warf einen Blick auf die Füße seines Freundes und sah, daß dessen Zehen blaugefroren waren. Auf der Stelle brach er wieder in Tränen aus. »Hast du denn keine kalten Füße?«
    »Ein bißchen schon«, sagte Sam, »aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.«
    Sam zog einen seiner Schuhe aus.
    Sam der Kommunist, der nun auch von starker Rührung ergriffen wurde, dankte ihm schluchzend und zog ihn sich an. »Du bist ein guter Mensch«, heulte er.
    Arm in Arm fuhren sie auf ihren Skiern nach unten. Im Restaurant stießen sie schließlich auf Julie.
    »Du hast ja geweint«, sagte sie. »Und wo ist dein zweiter Schuh?«
    »Den habe ich meinem weniger glücklichen Genossen geschenkt«, sagte Sam. »Dies hier ist übrigens Sam. Sam, das ist Julie. Ich vertraue sie dir für kurze Zeit an, ich muß nämlich eilig irgendwohin.«
    »Sam!« rief Julie verzweifelt, aber es war bereits zu spät. Auf einem Bein hinkend verließ Sam das Lokal, sprang in den Zug, sprang wieder hinaus, sprang in ein Flugzeug, sprang wieder hinaus, sprang in ein Taxi, sprang wieder hinaus und begab sich geradewegs durch das Hauptportal der Internationalen Zeitbank in New York. Er hatte dabei ganze fünfzehn Stunden eingespart, ohne daran zu denken, sie in seine Framstagskarte einzutragen, denn jetzt galt es wichtigere Dinge zu erledigen.
    »Wo ist der Direktor?« keuchte er.
    Die Sekretärin – zumindest versprach sie, so etwas zu sein – sah von ihrem Strickzeug auf. (Oh, Teufel, das habe ich ja ganz vergessen zu erwähnen. Da die Internationale Zeitbank ja schließlich streng geheim ihre Geschäfte abwickelt, hatte man sie als stinknormales Handarbeitsgeschäft getarnt.)
    »Sind Sie Mitglied?« fragte sie.
    Sam zeigte ihr seine Karte. »Sam«, stellte er sich vor. »Aus Europa.«
    »Oha«, sagte die Sekretärin. »Dieser Spezialfall.«
    »Okay«, sagte der in der Ecke plazierte Kleiderständer. Es war allerdings kein richtiger Kleiderständer, sondern Generaldirektor L.
    G.
     S. Leavensworth, der sich bei Sams Eintreten dahinter zurückgezogen hatte. Schließlich kann man nie wissen. »Ich will mich an Ihrem Laden anteilmäßig beteiligen«, sagte Sam.
    »Das ist möglich«, sagte Leavensworth. »Kaugummi?«
    Sam lehnte höflich ab. »Schreckliche Angewohnheit«, wagte er. »Wie viele Anteile umfaßt der Club?«
    »Achtzig«, sagte Leavensworth. »Und jeder kostet eine Million Dollar.«
    Sam schnalzte abfällig mit der Zunge. »Ich glaubte, der Laden sei größer. Wer ist der größte Anteilseigner?«
    »Das bin ich«, sagte Leavensworth. »Ich besitze fünfundvierzig Anteile. Macht fünfundvierzig Millionen Dollar.«
    »Rechnen ist offenbar eine Kleinigkeit für Sie«, sagte Sam. »Sie haben also den ganzen Laden unter Kontrolle, was, Dicker?«
    »Ich bin nicht dick«, protestierte Leavensworth. »Daß ich gesetzt bin, würde ich ja zugeben. Aber nicht dick.«
    »Das tut doch nichts zur Sache«, sagte Sam, womit er auch recht hatte. »Ich kaufe Ihre gesamten Anteile für mehr als das Doppelte ihres Wertes. Na?«
    Leavensworth lächelte hämisch. »Für wen halten Sie mich, Sie Rotznase?«
    Jetzt war Sam an der Reihe, eine beleidigte Miene aufzusetzen. »Ich bin keine Rotznase«, sagte er. »Oder vielleicht doch?«
    Diese
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