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Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Titel: Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)
Autoren: Dori Mellina
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unser Kennenlernen und als gutes
Omen für die Zukunft ein Abendessen in dem Lokal geschenkt, wo wir uns zum ersten
Mal getroffen hatten. Mit der Einladungskarte hatte ich mir viel Mühe gegeben:
Ich hatte das Tischchen mit der Sitzecke fotografiert und unsere zwei Gesichter
und ein Herz mit dem Satz „Wir haben hier aber ein schönes Plätzchen!“ hinzu retouchiert . Das Essen sollte am morgigen Abend
stattfinden. Mit der Übergabe wollte ich jedoch warten, bis er mir sein
Geschenk überreichen würde. Bislang war es nicht geschehen.
    „In eine
halbe Stunde holt mich Ilaria ab“, sagte ich ihm mit
Blick auf die Uhr.
    Martin schaute
mich fragend an.
    „Du weißt
schon, wegen Ginos Eröffnung. Deshalb solltest du heute auf Sara aufpassen“.
    „Ja, in
Ordnung“, beschied er mir knapp und beschäftigte sich weiter mit seiner
Zeitung.
    Sara war in
ihr Spiel vertieft und hörte nicht, wie mein Herz zu Bruch ging. Er hatte es
vergessen. Er hatte unseren Jahrestag vergessen. Ich konnte es nicht glauben,
denn trotz allem hatten wir gemeinsam viele Tiefen aber auch viele Höhen
erlebt, wir hatten eine wunderbare Tochter zustande gebracht aber, vor allem,
waren wir immer noch zusammen. Das müsste doch etwas heißen!
    Als Ilaria bei mir klingelte, war ich sehr niedergeschlagen.
Trotzdem hatte ich nach ihren Anweisungen ein rotes Wickelkleid und rote Highheels angezogen und ein rotes Seidentuch locker um den
Hals gewickelt. Eine überdimensionierte Sonnenbrille mit Glitzersteinchen von
Valentino rundete mein Outfit ab. Durch mehrere von Ilaria verordnete Sonnenbank-Sitzungen war ich außerdem so braun wie man sich eine
Italienerin vorstellt. Meine schwarzen Haare hatte ich mit dem Glätteisen so
lange traktiert bis sich ein verbrannter Geruch durch die Wohnung verbreitet
hatte.
    „Mamma,
grillst   du ein Hühnchen?“, hatte
mich Sara gefragt.
    „Äh, no , es sind meine Haare, Püppchen“.
    „Mamma?
Wieso verbrennst   du dir die
Haare???“.
    „Ich
verbrenne sie nicht, ich glätte sie!“.
    „Aber es
riecht genau wie damals, als Benny zu nah an die Kerze gekommen ist und dann
seine Haare Feuer gefangen haben! Im ECHT, mamma ! Und
dann haben alle Kinder ihm Wasser auf den Kopf geschüttet, aber das durften
wir, denn die Lehrerin hatte es auch gemacht. Soll ich Dir auch Wasser auf den
Kopf schütten?“.
    „NEIN!“,
schrie ich, denn das hätte meine Bemühungen zunichte gemacht. Laut Ilaria haben Italienerinnen nach dem aktuell gängigen
Klischee schwarze, glatte Haare. Meine Naturwelle musste also mit Gewalt
plattgemacht werden, koste was es wolle.
    „Mamma?“.
    „Hm?“.
    „Gehst   du heute zum Zirkus?“.
    „Wie
kommst   du darauf, Püppchen?“, und
schaute sie erstaunt an.
    „Weil   du so aussiehst wie der Clown Peppino.
Der hat auch so einen roten Mund!“.
    Zum Glück
gibt es Kinder, die einen richtig aufbauen.
    Als ich Ilaria sah, traf mich der Schlag. Sie hatte keine blonden
Haare mehr sondern eine schwarze, fast hüftlange Mähne! (Später erfuhr ich,
dass es sich um eine Perücke handelte). Außerdem trug sie eine knallenge
Dreiviertelhose in grün und einen wunderschönen weißen Top, der ihre ebenfalls
knackbraunen Arme (wir lagen meistens der Unterhaltung wegen in benachbarten Solariumkabinen ) schön zur Geltung brachte. Ein rotes
Seidentuch und schwindelerregende rote Stilettos vollendeten Ilarias perfekt italienische Erscheinung.
Keine Frage, Ilaria hatte gusto [44] .
Mir ging durch den Kopf, dass wir diese Fähigkeit für unsere Agentur stärker
einsetzen mussten. Aber dazu wollte ich mir später Gedanken machen. Jetzt war
ich viel zu aufgeregt.
    Ich
scheuchte sie vom Fahrersitz der Vespa und wir
flitzten los. Auf dem Weg zu Ginos Lokal ernteten wir eine Menge bewundernde
Blicke und viele Autos hupten uns hinterher. Wir waren ja auch ein besonderer
Anblick. Mit dem Wetter hatten wir Glück gehabt. Für Mitte Mai war es recht
warm und viele Leute waren unterwegs, um die ersten sommerlichen Sonnenstrahlen
zu genießen.
    „ Ilaria , meinst Du, Gianluca und die anderen sind schon
da?“, fragte ich sie an einer Ampel. Der Porsche-Fahrer neben uns sah aus, als
würde er einen Herzinfarkt bekommen, so wie er uns mit heraushängender Zunge
anstarrte. Bei seinem Alter wäre es auch kein Wunder gewesen.
    „ Sí , sí , mach Dir keine Sorgen“,
sagte sie und strich sich lasziv über ihre Perückenhaare, um den armen Mann
ganz bewusst ins Schwitzen zu bringen. Das Biest.
    Ich machte
mir aber
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