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Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Titel: Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)
Autoren: Dori Mellina
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einer italienischen Bar. Sobald
die Leute sie sehen, fühlen sie sich automatisch wie in Italien. Solche
Assoziationen laufen unbewusst ab!“.
    Sara stieg
begeistert auf die Markise und fing an, Purzelbäume zu vollführen. Ich hatte
keine Angst, dass sie sich beschmutzen würde, denn wir waren beide ohnehin
schon durch Bastelknete, Glitzerfarben und Filzstiften völlig verdreckt.
    In dem
Moment kam Katrin herein und schaute auf die Markise.
    „Hey! Das
ist eine Markise aus Italien, oder?“
    Michela warf
mir einen triumphierenden Blick zu.
    „Woran
merkst   du das?“, fragte ich sie.
    „Keine
Ahnung, das sieht man gleich. Vielleicht an den Streifen?“.
    „Hast   du eine Idee, wie sie wieder sauber
wird?“.
    „Ja, die
Reinigung um die Ecke hat ein Hochdruckreinigungsgerät. Ich weiß es, weil ich
einmal meinen Teppich mit Rotwein beschmutzt hatte und sie haben den Fleck
wieder herausbekommen!“.
    Ich schaute
auf das riesige Stück Stoff zu meinen Füßen.
    „Ich gehe
davon aus, sie machen keine Hausbesuche, oder?“
    „Nein, aber
ich habe eine Idee! Vor unserem Haus steht ein verlassener Einkaufswagen. Damit
kann man es bestimmt transportieren!“, sagte Katrin und flitzte los, um ihn zu
holen.
    Zehn Minuten
später schob ich eine versiffte Markise in einem Einkaufswagen vor mir her.
Dadurch unterschied ich mich kein bisschen von den Pennern, die den ganzen Tag
auf dem Platz vor unserem Haus herumlungerten. Einige von ihnen lächelten mir
sogar zu, als ich an ihnen vorbeiging und ein bisschen fühlte ich mich, als
würde ich zu ihnen gehören. Sara, die unbedingt hatte mitkommen wollen, schrie
die ganze Zeit, weil sie den Wagen schieben wollte. Gerade als sie beschlossen
hatte, der Dramatik ein i-Tüpfelchen zu verpassen und sich theatralisch zu
Boden fallen zu lassen, kam mir Barbara entgegen. Super, das hatte mir gerade
gefehlt.
    „Ciao
Laura“, sagte sie und sah mich mit erhobenen Augenbrauen an. Sie trug   ein Kostüm, eine zweireihige Perlenkette
und war makellos geschminkt, und das obwohl sie nicht von der Arbeit kam. Die
Frau musste man einfach hassen!
    „Ciao
Barbara“, sagte ich und schaute verschämt auf meine Tochter, die sich heulend
auf dem Boden wälzte. Barbara nahm meine verdreckte Aufmachung wahr und ließ
den Blick über den Einkaufswagen gleiten.
    „Warst   du einkaufen?“, fragte sie mich blöd.
    Ja klar, ich
kaufe immer versiffte Markisen ein. Davon kann man zu Hause gar nicht genug
haben.
    „ No , es ist für den Job, weißt Du“, antwortete ich ebenfalls
blöd, denn mir war klar, dass diese Erklärung auch nicht mehr Sinn ergab.
    „Ach
ja,   du Arme. Du musst ja arbeiten!
Ich weiß gar nicht, wie du das machst. Ich bin mit der Erziehung meiner Kinder
komplett ausgelastet“, sagte sie und schaute vielsagend auf Sara, die sich
nicht beruhigen wollte.
    Entgegen der
verbreiteten Meinung im Ausland, sind fast alle Frauen in Italien, die das
Glück haben, eine Arbeit zu finden, berufstätig, während die Kinder am
Nachmittag meist von den Großeltern betreut werden. Barbara war nicht nur eine
Ausnahme, sondern vertrat außerdem die Meinung, dass Frauen zu Hause bleiben
sollten, um sich um Mann, Haushalt und Kinder zu kümmern.
    „Piero will
nicht, dass ich arbeite. Er sagt, er ist glücklich, wenn er nach Hause kommt
und mich dort vorfindet. Er verdient auch genug für uns alle. Sieh mal, was er
mir geschenkt hat!“, sagte sie und zeigte auf ihre Perlenkette.
    Nun hatte
ich es wirklich eilig, weiterzugehen. Mit letzter Kraft hievte ich Sara in den
Einkaufswagen und verabschiedete mich so schnell es ging von Barbara.
    *
    Endlich war
es so weit: Ginos Bar würde heute wiedereröffnen und ich konnte vor Aufregung
kaum atmen. Michela war am Nachmittag bei mir gewesen und hatte erzählt, dass
das Interieur nun zu ihrer „vollsten Zufriedenheit“ aussehen würde. Das letzte,
was ich in Ginos Laden gesehen hatte, als ich die saubere Markise abgegeben
hatte, war ein Haufen Plastikplanen und ausrangierten Müll gewesen. Ich wusste
jedoch, dass ich mich auf Michela und ihrem Innenarchitekten voll und ganz
verlassen konnte.
    Auch in
anderer Hinsicht war heute ein besonderer Tag: Genau sieben Jahre zuvor hatte
ich Martin kennengelernt. Obwohl sich unsere Beziehung in einer Spirale nach
unten bewegte, hatte ich die komische Hoffnung, dass es mit uns nach dem
Vollendung des berüchtigten siebten Jahrs wieder aufwärts gehen würde. Aus
diesem Grund hatte ich ihm in Erinnerung an
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