Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
Hirn zumüllten. Das war Musik in den Ohren seiner Mutter. Er brauche also Geld für Bahn und Taxi und übernachten müsse er vielleicht auch einmal. Sie gab ihm vierhundert. Einfach so. Nur setzte er sich damit nicht in die Bahn, sondern ließ es auf einer geilen Party in New Haven krachen. Hinterher schlief er seinen Rausch in der Bude eines Yale-Studenten aus. Etwas später erzählte er seiner Mutter, er habe sich das mit der Akademie überlegt. Er wolle lieber arbeiten gehen und brauche deshalb neue Klamotten für Bewerbungsgespräche. Das Geld dafür sackte er ein und klaute ein paar Sachen von Gap als Nachweis, dass er einkaufen gewesen sei.
    Marcia wollte, dass er ihr die neuen Kleidungsstücke vorführte. Als er sie anzog, stellte er fest, dass alles, was er geklaut hatte, Größe S war, während er mit seinen eins achtzig L brauchte. Kein Problem, sagte seine Mutter. Sie verlangte die Rechnung. Sie würde die Sachen bei nächster Gelegenheit umtauschen.
    Nicht nötig, sagte er. Das mache er schon selbst.
    Doch sie bestand darauf.
    Hab die Rechnung verloren, sagte Justin.
    Man musste nicht Sherlock Holmes sein, um sich zusammenzureimen, was er getan hatte. Da hatte sie ihm den Geldhahn endgültig zugedreht. Auch die fünfzig Dollar gab es nicht mehr.
    Er saß auf dem Trockenen.
    Bei Gap zu klauen war Justin nicht schwergefallen, doch Banken auszurauben überstieg sein kriminelles Potenzial. Ein bisschen zu riskant. Er musste einen Weg finden, seine Mutter und seinen Stiefvater abzuzocken, dann blieb das nämlich in der Familie und war kein richtiges Stehlen.
    Aber er musste sich etwas einfallen lassen.
    Und ihm
fiel
etwas ein. Keisha Ceylon. Es war ganz einfach.
    »Ich verschwinde. Sie holen dich. Du findest mich. Sie blechen. Wir machen halbe-halbe.«
    Keisha sah hundert Gründe, warum das nicht klappen konnte. »Was ist, wenn sie mich nicht wollen? Ich steh vor der Tür, und sie schlagen sie mir gleich wieder vor der Nase zu.«
    »Du wirst nicht
sie
anrufen. Sie werden
dich
anrufen. Besser gesagt Dwayne – das ist der neue Mann von meiner Mom – wird’s tun. Meine Mom wird nämlich nicht scharf drauf sein, die Bullen einzuschalten, weil sie davon ausgehen wird, dass ich diesmal was wirklich Krasses ausgefressen habe und deshalb nicht nach Hause komme. Eine DVD gestohlen, zum Beispiel, oder bei einem Streifenwagen eine Scheibe eingeschlagen oder einem Eichhörnchen den Kopf abgebissen. Wenn sie die Bullen ruft und die mich finden, steck ich nur noch tiefer in der Scheiße, und wenn ich in der Scheiße stecke, dann ist das noch mehr Stress für sie.« Er grinste. »Aber Dwayne, der steht voll auf den Schwachsinn, den du abziehst, nix für ungut.«
    Keisha schwieg.
    Justin fuhr fort. »Ich setze ihm den Floh ins Ohr. Das nächste Mal, dass wir uns
Ghost Whisperer
ansehen, da sag ich zu ihm, stell dir vor, hier in Milford gibt es auch jemanden, der so was macht. Und ich erzähle ihm von dem Lehrer, der uns das über dich erzählt hat.«
    »Terry Archer.«
    »Genau.«
    »Er gehört nicht gerade zu den Referenzen auf meiner Homepage.« Genau genommen gab es keine einzige Referenz auf ihrer Homepage, die nicht von ihr selbst stammte.
    »Das sag ich Dwayne natürlich nicht. Aber ich werde ihm einen Link zu deiner Seite schicken, dann weiß er, wo er dich findet, wenn ich verschwinde. Wer weiß, vielleicht ruft er dich ja schon an,
bevor
wir diese Show abziehen. Er behauptet nämlich, seine tote Mutter meldet sich immer mal wieder bei ihm. Er ist ja ganz nett, hat aber ganz schön einen an der Waffel. Glaubst
du
eigentlich dran? Dass du Kontakt zu den Toten aufnehmen und mit ihnen reden kannst?«
    Ihr war klar, dass es keinen Sinn hatte, diesen Jungen verarschen zu wollen, dennoch fiel es ihr schwer, rundweg einzugestehen, dass das, was sie machte, absoluter Schwachsinn war. »Also …«
    Er grinste. »Ja, das hab ich mir schon gedacht. Egal, wenn ich verschwinde, wird Dwayne sich an den Link erinnern, den ich ihm geschickt hab.«
    Keisha schüttelte den Kopf. »Kann aber auch sein, dass er nicht anbeißt. Kann sein, dass er mich nicht anruft.«
    »Also ich glaub ja, da liegst du falsch. Aber was kann schon passieren? Schlimmstenfalls muss ich von allein wieder auftauchen und mir was anderes ausdenken, um sie um ein paar Tausender zu erleichtern. Aber wenn er es schluckt und dich anruft, dann schickst du mir eine SMS, damit ich weiß, es geht los. Nein, warte, das lässt sich nachprüfen. Ich ruf dich an. Von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher