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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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scheinbar ratlos.
     
    Ich klopfte ihm jovial auf die Schulter. „Als guter
Fotograf hat man so was immer in der Tasche. Darf ich dir die zwei
Energiespender leihen? Oder ist das schon Beamtenbestechung?“
     
    Er grinste. „Darfst du! Und du darfst auch die Bilder vom
Tatort machen.“
     
    „Tatort? Ist das nicht eine hoheitliche Aufgabe?
Kriminalpolizei? Spurensicherung?“ Ich tat ganz unschuldig.
     
    „Wenn ich auf die warten würde, würde ich morgen früh
noch hier stehen. Die haben im Moment was anderes zu tun und was meinst du, was
die Spusi mir sagen, wenn ich die die Klappe für einen kleinen Kiffer abpudern
lasse? Die würden mir erst einen Husten und mich dann würgen!“ Sein Sarkasmus
war unüberhörbar.
     
    Wir gingen in das Klohäuschen und er zeigte mir, welche
Bilder er haben wollte. Den Blickwinkel überließ er mir. Wir hätten uns gar
nicht so viel Arbeit machen müssen, aber wer hätte wissen können, dass die
Ordnungshüter anderweitig beschäftigt waren?
     
    Als wir nach fünf Minuten die Anlage wieder verlassen
hatten, gab ich Oliver die Kamera zurück. „Was wird nun aus dem Opfer?“
     
    „Opfer? So wie sich die Sache darstellt, hat der Kleine
sich wohl einen Schnaps und einen Joint zu viel reingezogen und ist dann auf
dem Klo eingeschlafen. Als er wach wurde, hat er wahrscheinlich die
Orientierung verloren, so breit wie der war, und hat sich dann den Kopf
gestoßen, daher auch die Platzwunde an der Stirn. Aber vorher hatte er noch
Spaß gehabt, die Lümmeltüten am Boden hast du ja gesehen. Außerdem triefte der
ganze Boden im Kabinenbereich von Urin, also auf Wasserspiele steht der Kleine
auch! Was ist nur aus den Jungschwulen geworden? Waren wir mit 17 auch so?“
     
    Ich zuckte mit den Schultern. „Wir hatten zwar auch
unseren Spaß und waren bestimmt nicht immer unschuldig, aber hier? Bekifft auf
der Klappe und nebenan ist Weihnachtsmarkt? Ich glaube eher nicht.“
     
    „Siehst du! Ich auch nicht. Aber ich will euch nicht
länger aufhalten! Wir werden jetzt noch die tollen Beweismittel hier sichern
und dann ab zur nächsten Baustelle. Stefan, wenn wir uns vorher nicht mehr
sehen sollten, euch ein frohes Fest und wir sehen uns dann ja beim Stephanussteinigen bei dir.“ Wir verabschiedeten uns und Olli ging zurück zum Tatort, wir zu
unserem Wagen.
     
     
     
    Lieber Leser, ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber
ich möchte zum ersten Mal die Zeitachse verlassen, um das Kapitel Henrik
Schuster endgültig abzuschließen. Ich möchte mich ja nicht mehr als nötig mit
diesem kleinen und miesen Erpresser beschäftigen.
     
    Wie erhofft, schlug der Diensthund, der durch die
Katakomben des Schwimmstadions geführt wurde, um eigentlich Bomben zu suchen,
vor den Spind des Blonden an. Ein weiterer Schäferhund, der nur auf
Explosionsstoffe trainiert war, wurde erneut durch die Umkleide geführt und
zeigte keine Reaktion. In Anwesenheit der Polizei und zweier Vereinsoffizieller
wurde Schrank geöffnet und das Tütchen Gras gesichert. Noch vor Weihnachten
wurde das Vereinsausschlussverfahren gegen Henrik wegen Verstoß gegen die
Anti-Drogen-Richtlinien im Sport in die Wege geleitet.
     
    Beim traditionellen Stephanussteinigen machte ich
Benny Münster mit meinem alten Studienfreund Thomas Obermann, seinem
Regionalleiter, bekannt. Beide unterhielten sich ziemlich angeregt, Carsten
wollte wohl, eifersüchtig wie er war, denn aus beiden war ja mittlerweile auch
ein Paar geworden, schon dazwischen gehen, aber ich hielt ihn mit drei oder
vier Eierlikör zurück.
    Ob es nun an diesem Gesprächsinhalt oder am Inhalt des
Tatortprotokolls, in dessen Besitz Thomas kurze Zeit später auf wundersame Weise
kam, lag; das Ausbildungsverhältnis mit Herrn Schuster wurde einseitig fristlos
beendet.
     
    Zwar versuchte Henrik zu retten, was zu retten war, aber
niemand aus seinem Bekanntenkreis schenkte seinen Verschwörungstheorien
Glauben. Die Geschichte, er wäre betäubt und von Unbekannten missbraucht
worden, nahm ihm, der es früher mit der Wahrheit nie so genau genommen hatte,
niemand so richtig ab. Sie war einfach zu abenteuerlich.
     
    Selbst der Anwalt, den seine Mutter eingeschaltet hatte,
riet ihm von einer Anzeige ab. Am Tatortprotokoll samt Lichtbildmappe ließe
sich nicht viel deuteln. Auch würde der Bericht des Krankenhauses keinerlei
Indizien für eine Drogenverabreichung durch Dritte liefern, nur für den augenscheinlichen
Graskonsum durch ihn selber.
    Wenn er im Krankenhaus
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