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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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Ruhestätte auf
der Klopapierhalterung. Er schlief, wie erwartet, sofort ein, sein Kopf lehnte
an der Kabinenwand. Selbst als sein Körper erst von Gürkan und dann hinterher
von Igor gelblich bewässert wurde, regte er sich nicht. Als ich ihm aus einem
Flachmann etwas in den Mund einflößte, schluckte er brav.
    Teile des Inhalts seiner Tasche verteilten wir im ganzen
Raum, den Rest in der zweiten Kabine. Die mitgebrachten, verknoteten
Lümmeltüten lagen auf dem Boden, seine gesammelte Sahne verteilten wir entweder
auf seiner Kleidung oder an der Tür. Den Rest der letzten Tüte drückten wir ihm
in die Hand. Die gesamte Szenerie war zu bizarr, sie schrie geradezu nach
Ablichtung.
     
     
    Wir verließen die Bedürfnisbefriedigungsanstalt,
entfernten den Aufkleber und verabschiedeten uns von Murat, der nach Hause
wollte oder musste oder was auch immer. Mit unseren Handwerkern machten wir uns
auf zum Weihnachtsmarkt, bei einem Eierpunsch am ersten Glühweinstand bezogen
wir Posten und beobachteten. Ein älterer Herr mit Hut und Mantel betrat kurze
Zeit später die Örtlichkeit, verweilte aber nicht lange ihr. Auf dem Vorplatz
schrie er aufgeregt nach Polizei und Rettungswagen.
    Irgendjemand hat dann schließlich einen Notruf abgesetzt,
denn knapp zehn Minuten nach dem ersten Schreien hielt ein Streifenwagen am Ort
des Geschehens. Die Ordnungshüter unserer Stadt schienen ziemlich viel zu tun
zu haben, denn ich erkannte Oliver Tramm, den Freund von Marius, wie er aus dem
Passat stieg. Oliver ist Wachgruppenleiter und, wenn der mit ausrückt, dann herrscht
für gewöhnlich Hochbetrieb im Präsidium.
     
     
    Kurze Zeit später kam ein Rettungswagen vorgefahren und
man transportierte Henrik ab. Wir verließen den Stand und gingen in Richtung
Parkplatz. Der Weg führte uns an dem kleinen Park vorbei. Oliver stand an
seinem Fahrzeug und sprach ins Funkgerät. Ich erhob die Hand zum Gruß und er
winkte, als er mich sah. Ich ging auf ihn zu, der Rest der Truppe folgte mit
etwas Abstand. Als wir uns gegenüberstanden, begrüßten wir uns mit Handschlag.
     
    „Olli, was ist los? Hat man dich zum einfachen
Streifenpolizisten degradiert? Du draußen beim Einsatz?“ Ich grinste ihn an.
     
    Er war sichtlich genervt. „N’ Abend Stefan! Hör mir auf!
Die Wache Nord macht Weihnachtsfeier, die fällt komplett aus. Der Innenminister
isst mit dem OB, heute Nachmittag wurde der Baumarkt mit den drei Buchstaben
von einer siebenköpfigen Bande überfallen und ein Eishockeyspieler hat vor
einer halben Stunde seine Freundin umgebracht und ist jetzt auf der Flucht.
Wenn du jetzt eine Bank ausräumen möchtest? Du hast freie Hand, ich habe keinen
einzigen einsatzfähigen Mann mehr!“
     
    „Hört sich nach viel Stress an. Deshalb seid ihr so spät
gekommen!“ Mist! Hatte ich mich verraten?
     
    „Wieso spät? Ich musste den Wagen erst tanken, oder
meinst du, ich hätte ihn den Kilometer vom Präsidium bis hierher geschoben?“ Er
schüttelte den Kopf, anscheinend hatte er die Äußerung nicht genau mitbekommen.
     
    „Glaub ich nicht, denn dann hättest du ja körperlich was
tun müssen.“ Ich lachte.
     
    „Wenn ich dich nicht kennen würde, könnte man das glatt
als Beamtenbeleidigung auslegen. Hallo Igor! Äh, …“ Mein Russe reichte Oliver
die Hand.
     
    „Das sind Gürkan und Servet, unsere Handwerker, wir waren
gerade auf dem Weihnachtsmarkt, etwas abspannen. Ich habe aber nur einen
Eierpunsch, darf also noch fahren.“ Ich klimperte mit dem Autoschlüssel.
     
    „Handwerker?“ Er begrüßte auch die beiden türkischen
Mitbürger.
     
    „Yepp, mein Büro ist jetzt unten neben dem Lager, oben
brauchten wir etwas Platz, mein Schatz ist ja bei mir eingezogen.“
     
    „Ja? Wusste ich noch nicht. Na dann mal viel Glück euch
beiden. Aber Spaß beiseite, du kannst mir einen Gefallen tun.“ Auch in seiner
Stimme lag eine gewisse Ironie.
     
    „Welchen denn?“
     
    „Kennst du mich mit dem Teil aus? Ich krieg die nicht zum
Laufen!“ Er drückte mir eine Digitalkamera billigster Bauart in die Hand.
     
    Ich schaute mir das Teil an, es kam mir relativ leicht
vor. Ich öffnete das Batteriefach, es war leer. „Ohne Strom läuft auch nichts.
Du brauchst einfach zwei Batterien und dann kannst du deine Urlaubsfotos
machen.“
     
    „Den scheiß Doberstein lass ich Morgen so was vom stramm
stehen! So übergibt man kein Fahrzeug! Tank leer, Ausrüstung unvollständig! Wo
krieg ich denn jetzt Batterien her?“ Er war
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