Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
Mühe hinzusehen. Sollte der Mistkerl doch seine Ankunft bekannt machen. Hans aß weiter und wartete, während seine linke Hand in die Hosentasche glitt und die Finger den Messergriff betasteten.
    »Yankee, steh auf!«
    Die Worte wurden in Rus gesprochen. Überrascht blickte Hans auf. Der Krieger war wie ein Bantag gekleidet. Er trug das Kettenwams, wie es die südlichen Clans schätzten, und der dunkel-scharlachrote Umhang fiel ihm bis auf die Knöchel. Verblüffenderweise war das Gesicht dieser Kreatur glatt rasiert und zeigte die flachen Züge, die ausgeprägten Wangenknochen und eingedrückt aussehende Nase eines Hordenreiters. Hans betrachtete den Krieger vorsichtig und senkte dann den Blick auf das, was der Bantag in der Hand hielt.
    Der Bantag lachte leise über Hans’ erschrockene Miene.
    »Steh auf. Ich bin Ha’ark Kathul, Qar Qarth der Bantaghorde.«
    Die Worte waren nicht ganz ein Befehl, aber in ihnen schwang doch eine Bestimmtheit mit, die sofortigen Gehorsam verlangte. Hans lächelte leise und rührte sich nicht.
    »Ich könnte dich für eine solche Unverschämtheit töten lassen.«
    »Nur zu – es wäre ein schöner Abschluss für den Tag«, entgegnete Hans kühl.
    Ha’ark warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Du bist anders als das Vieh, das ich sonst gesehen habe.«
    »Ich bin kein Vieh!«, erwiderte Hans langsam, der Ton erfüllt von schlecht verhohlenem Zorn. »Ich bin Soldat in der Armee des Potomac, bei Gott!«
    Der Bantag sagte dazu nichts und musterte ihn nur sorgfältig; dann trat er zu Hans’ Verwunderung vor und setzte sich neben ihn.
    »Ich wollte dich kennen lernen.«
    »Der Wunsch beruht nicht auf Gegenseitigkeit.«
    Der Bantag beugte sich vor, und sein Atem fuhr über Hans hinweg. »Wirf nicht mit Beleidigungen um dich, Vieh! Du lebst oder stirbst, wie ich es wünsche, und ich kann jede Todesart für dich festlegen.«
    Hans fixierte ihn mit eisigem Blick. Schon die Tatsache, dass er dem Bantag in die Augen blickte, galt als todeswürdiges Vergehen, aber irgendwie spürte er, dass es derzeit eher die gegenteilige Wirkung hatte.
    Ha’ark blickte zu Tamira hinüber, die immer noch schlief, und Hans machte sich unmerklich bereit, das Messer zu ziehen, um den Bantag anzugreifen oder notfalls auch Tamira.
    »Deine Partnerin?«
    Hans musterte ihn kalt. »Meine Gattin – das ist etwas anderes.«
    Der Bantag betrachtete ihn prüfend, und ein wölfisches Grinsen flackerte in seinem Gesicht auf.
    »Wir wollen doch eines richtig verstehen: Für alle Welt außerhalb dieser Jurte bist du ein Schoßtier, Vieh, das jederzeit verzehrt werden kann. Ich selbst betrachte dich nicht unbedingt in diesem Licht. Ich betrachte dich als Krieger, wie ich einer bin.«
    Hans hätte am liebsten mit einer sarkastischen Bemerkung reagiert, beherrschte sich aber.
    »Falls du kooperierst, wird deiner …« Ha’ark zögerte, als müsste er sich erst an den Begriff erinnern. »… Gattin die Schlachtgrube erspart bleiben. Verstehst du mich?«
    Hans sagte nichts, versuchte dem Mistkerl nicht die Flut von Gefühlen und Erleichterung zu zeigen, die sich nach dieser Äußerung einstellte.
    »Wie ich sehe, habe ich deine Aufmerksamkeit gewonnen«, stellte der Bantag leise fest.
    »Wo hast du Rus gelernt?«
    »Von zweien deines Viehs. Dem, der Hinsen genannt wird, und einem anderen, den wir kürzlich gefangen genommen haben.«
    Hans spuckte wütend auf den Boden, als jener Verräter erwähnt wurde, der vor dem Carthakrieg in den Dienst der Merki getreten war.
    »Ich habe die gleiche Meinung von ihm: Er ist ein weinerlicher Feigling.«
    »Aber nützlich für euch.« Und während er das sagte, blickte Hans erneut auf das Gewehr, das der Bantag in der rechten Hand hielt.
    Ha’ark lächelte.
    »Als ich auf diesem Planeten eintraf, habe ich es mitgebracht. Möchtest du es dir mal ansehen?«
    Erschrocken blickte Hans ihn an. »Auf diesem Planeten eingetroffen? Du bist kein Bantag?«
    Ein leises Lachen war die Reaktion auf diese Frage.
    »Ich bin auf gleichem Weg gekommen wie du, durch den Tunnel aus Licht.«
    »Also nicht von diesem Planeten?«, fragte Hans leise. Kurz strömte Erleichterung durch ihn. Vielleicht, nur vielleicht! Ha’ark hatte gesagt, er wäre nicht von dieser Welt, und doch war er der Qar Qarth, Herrscher der Bantaghorde. Bestand vielleicht die Hoffnung, dass dieser Mann alles in einem anderen Licht sah, dass er Menschen nicht als Vieh betrachtete? Aber dann sah Hans die Waffe an. Das Gewehr war schwer,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher