Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
schritten die Stufen hinab.
    »Die Kinder?«
    »Tanja und Vincent sind herübergekommen, sodass alle Kinder zusammen sind. Sie passen schon auf sie auf. Ich dachte, es wird Zeit, dass wir mal gemeinsam einen Spaziergang im Mondenschein machen. Es ist lange her.«
    Etliche Minuten lang gingen sie schweigend spazieren, überquerten den großen Platz und kamen auch an dem einen oder anderen Feiernden vorbei, der immer noch unterwegs war und den Feiertag für Hans beging.
    »Er wurde in der Seele verletzt«, berichtete Andrew. »Das wird ihn weiter heimsuchen. Gregori, Alexi, all diese Menschen, die er zurücklassen musste. Gott, was er für Entscheidungen treffen musste!«
    »Du hättest es auch getan.«
    »Falls du da gewesen wärest, falls die Kinder da gewesen wären -ja.«
    »Du hättest es auf jeden Fall getan. Solange auch nur ein Mensch lebt, solange sich noch jemand erinnert und davon berichten kann, wird die Horde niemals siegen. Deshalb musste Hans zurückkehren.«
    Andrew nickte, blickte wieder zum Mond hinauf und erkannte, wie kostbar der Augenblick war und wie flüchtig alles sein konnte.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er. »Das habe ich immer getan und werde ich immer tun.«
    Er zog sie zu sich herum, um sie zu küssen, und sie kicherte.
    »Also hast du wieder angefangen, Tabak zu kaufen, seitdem Hans zurück ist.«
    Lachend drückte er sie an sich, und gemeinsam wanderten sie langsam zurück nach Hause.
    Er blickte zu dem Mond hinauf, der in großer Höhe seiner Bahn folgte und dessen Begleiter gerade erst im Osten über den Horizont stieg. Geistesabwesend kramte er in der Tasche herum, zog einen Priem hervor und fing an zu kauen.
    Etwas, was mich an dich erinnert, du alter Bastard!, dachte er. Im Lager in der Tiefe hörte er den Schrei einer Menschenstimme, wahrscheinlich eines Dieners, der sich irgendeines kleinen Vergehens schuldig gemacht hatte. Die Art, wie der Schrei abgeschnitten wurde, verriet ihm, dass der Diener einen solchen Fehler nie wieder begehen würde.
    Also geht es jetzt los, dachte er. Früher, als ich geplant hatte, aber es gibt trotzdem reichlich zu gewinnen. Ich habe viel von dir gelernt – darüber, wie deine Leute denken, wie dein Andrew sie führen muss, gute Lektionen, wichtig zu lernen. Und am wichtigsten: Ich weiß, wie ich euch schlagen kann. Eine kleine Krise, die du losgetreten hast, Hans, aber eine, die mir letztlich zum Vorteil gereicht, denn alle haben gesehen, wie unversöhnlich du warst – wie wild im Krieg, wie entschlossen, uns zu demütigen und zu vernichten. Ein paar weitere Umen-Kommandeure leben nicht mehr, gaben die passenden Sündenböcke ab für Fehler, die sie nie gemacht hatten, und alle werden bald nach Rache dürsten, danach, die Befleckung unserer Ehre abzuwaschen. Denn darin liegt jetzt ein Teil des Reizes. Zuvor waren es die Kriege der Merki und der Tugaren. Jetzt jedoch geht es um unsere Ehre, um unsere Ahnen, die die Köpfe schütteln und uns verspotten, und nichts wird uns aufhalten, wenn wir unseren Schlag führen.
    Er saß da und schwieg, und die Dunkelheit der Steppe unter ihm wurde durchbrochen von einer Feuersäule aus der Fabrik, in der schon neue Mannschaften arbeiteten, als wäre nichts geschehen. Letztlich waren es nur ein paar Tage Unterbrechung gewesen, aber jetzt floss das Eisen wieder, wurden die Kanonen hergestellt, die Schiffe und Flieger startklar gemacht, und alles würde einem grimmigen Zweck dienen.
    Ha’ark Qar Qarth, der Retter, trieb sein Pferd an und ritt hinab ins Tal.
    Als er in das Zimmer schlüpfte, sah Hans sie im Mondlicht schlafen, das Baby an die nackten Brüste gekuschelt. Er zog sich aus und legte sich neben seine Familie. Tamira rührte sich lächelnd, strich mit der Hand über seine Wange und schlief wieder ein.
    Er zog beide in die Arme.
    »Wir sind zu Hause«, flüsterte er.
    Hans Schuder versank in freundlichem Schlaf, träumte von einem fernen Feld, das sich vor einem klaren blauen See ausbreitete, und in seinem Traum lächelte er endlich.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher