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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William
Autoren: William R. Forstchen
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Schlachtgrube wandern.«
    »Dann, verdammt noch mal«, knurrte Emil, »sag es deiner Frau und deinem Sohn! Sie sind ja der Grund, warum du es getan hast, und nach meinen Begriffen war es die Sache wert.«
    Andrew entdeckte die Besorgnis im Blick des Doktors.
    »Das Schuldgefühl frisst ihn auf«, hatte Emil ihm auf der Rückfahrt im Zug gesagt. »Er hat zugegeben, dass es sein Plan war, sich letzten Endes zu opfern, sobald er wusste, dass Tamira und der Junge in Sicherheit waren, ein Opfer zur Sühne. Gregori und Ketswana haben sich jedoch ausgerechnet, was er im Schilde führte, und ihn aufgehalten. Was es schlimmer macht, ist, dass sich Gregori opferte, damit Hans überleben konnte.«
    Andrew blickte jetzt Hans an, der geistesabwesend in sein Glas starrte.
    »Hans«, sagte Kai leise.
    Hans blickte mit angespanntem Lächeln auf und nickte.
    »Du bist zu uns zurückgekehrt. Als wir alle erfuhren, dass du lebst, hätte keiner von uns eine Sekunde lang gezögert, das eigene Leben herzugeben, um dich zu retten.«
    Hans wollte eine Antwort knurren, aber Kai knallte die flache Hand auf den Tisch.
    »Hör mir zu, Hans!«
    Hans wurde still.
    »Und du hättest das Gleiche getan. Du wolltest das Gleiche für Gregori tun, aber der Junge, Jesus schenke ihm Frieden, kannte dich gut genug, um dich hinters Licht zu führen. Und ich sage dir eins: Falls wir die Seele zurück in den Körper rufen könnten, der jetzt drüben im Kapitol ruht, würde er sagen, dass er es wieder täte.«
    Mit leiserer Stimme fuhr Kai fort: »So sieht das Paradox des Krieges aus, über das ich mich immer wundern werde. Krieg ist das Entsetzlichste, das sich der Mensch oder sonst eine Rasse jemals ausdenken konnte, aber zugleich bringt er etwas anderes hervor: einen Adel des Geistes und eine Liebe zu den Kameraden, die durch nichts jemals beendet wird. Das hast du einem sehr jungen Offizier namens Andrew Lawrence Keane beigebracht, und er hat es unseren Planeten gelehrt. Und darin liegt auch der Grund – und ich spreche jetzt nicht als Kai, sondern als Präsident –, warum ich dieses Land auf die Aufgabe verpflichtet habe, dich herauszuholen, auch wenn dadurch ein neuer Krieg begänne.
    Nun weiß ich, dass du dich schuldig fühlst.«
    Hans rührte sich und blickte hilflos Emil an.
    »Ich brauche nicht den guten Doktor, damit er es mir erzählt. Vergiss nicht, Hans, ich habe die Ankunft der Tugaren dreimal überlebt, zweimal als verängstigter Bauer. Ich sah, wie das erste Mädchen, das ich jemals geliebt hatte, zu den Gruben geschleppt wurde, wo man ihr die Kehle durchschnitt. Ich sah, wie ihre Eltern ihr folgten. Ich half, den Aufstand gegen die Bojaren anzufachen, und habe Rankespiele in die Wege geleitet, damit du und deine Kameraden hier bliebt, nicht meinetwegen, sondern der Liebe meiner Tochter Tanja wegen. Und auf die gleiche Art und Weise erkenne ich, dass der wahre Grund für dein Handeln in der Liebe zu dieser schönen jungen Frau, die du mitgebracht hast, und zu deinem kostbaren Sohn lag.«
    Hans nickte unbehaglich.
    »Ich weiß, was Schuldgefühle sind, wenn man überlebt hat, während andere starben. Ich weiß, wie es ist, wenn man einen Krieg beginnt, wohl wissend, dass darin vielleicht Zehntausende umkommen, während ich …« Er schwieg kurz und wurde rot. »… während ich wusste, dass ich überleben würde, weil ich der Präsident bin. Im letzten Krieg blickte ich Tausenden junger Burschen in die Augen und wusste dabei, dass sie fallen würden. Ich musste ihnen Witze erzählen, sie beruhigen und inspirieren und sie dann verlassen. Den ganzen Krieg lang hätte ich meine Seele dafür hergegeben, mit ihnen an der Front zu stehen, statt mich hinter den Linien zu verstecken.«
    »Du hast im Tugarenkrieg einen Arm verloren«, gab Emil leise zu bedenken.
    »Eine bequeme Ausrede, um damit meine Seele zu beschwichtigen, wenn ich nachts wach liege!«, raunzte Kai. »Ich versuche nur zu sagen, dass niemand außer dir selbst dir je die Schuld geben wird. Die Vergebung muss aus dir selbst kommen. Ich weiß das. Ich muss auch mir erst noch vergeben, und wenn ich morgen vor den Kongress trete, weiß ich, dass ich Zehntausende weiterer Menschenleben fordere.
    Unsere ganze Nation dankt Jesus dafür, dass du lebst, Hans Schuder. Und ich bitte dich in diesem Augenblick um nichts weiter, als dass auch du ihm dafür dankst.«
    Es war mucksmäuschenstill im Zimmer. Alle Blicke folgten Kai, als er aufstand, um den Tisch ging und die Hand
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