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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William
Autoren: William R. Forstchen
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tust du denn hier?«, keuchte Hans.
    Andrew legte den Arm um ihn und lachte und weinte gleichzeitig.
    »Junge, ich halte es für besser, wenn wir von hier verschwinden«, knurrte Hans, und Andrew hatte das Gefühl, dass all die Jahre von ihm abfielen und die Worte genauso klangen wie damals in Antietam, wo er sie als verängstigter Lieutenant hörte – wo Hans ihn anblickte und ihm erklärte, dass es Zeit wurde, die Kompanie aus der Falle zu fuhren, in die sie getappt war.
    Andrew stand auf und wollte Hans auf die Beine ziehen, aber Hans stockte und griff nach einem verwundeten Schwarzen neben ihm.
    Ketswana stöhnte, und Blut lief ihm von Kopfhaut und Arm.
    »Komm schon, mein Freund, wir fahren nach Hause«, keuchte Hans, und in diesem Augenblick wurden sie von den Marineinfanteristen und Bullfinch umzingelt, die Hans und Ketswana packten und zum Fluss brachten. Mehrere Männer schirmten Andrew vor dem zunehmenden Beschuss ab, der vom Ufer heranprasselte, wo ein neuer Schwärm Bantag in Stellung rannte.
    Bullfinch kümmerte sich nicht um den Fußweg, sondern führte die Gruppe auf direktem Weg zum Fluss hinab. Die drei Infanteristen, die Ketswana trugen, wateten hinein, mühten sich einen Augenblick lang an der Schiffsflanke ab und reichten dann Ketswana an die Seeleute hinauf, die das Deck säumten. Als er selbst am Wasser eintraf, drehte sich Hans um.
    »Oregon! Gregori ist noch da hinten!«, schrie er.
    Erschrocken blickte Andrew zur Festung zurück. Ein halbes Dutzend Männer stürmten zum Tor heraus, und dann kam niemand mehr. Entlang der Nordmauer tauchten Bantag auf und schossen auf sie herab.
    Dann liefen vier weitere Männer durchs Tor und rannten aus Leibeskräften.
    »Gregori! Renn, verdammt! Renn!«, brüllte Hans.
    Ein Artilleriegeschoss zerplatzte auf dem Fußweg und riss die vier von den Beinen. Mit einem gequälten Aufschrei wollte Hans hinlaufen, aber Andrew und Bullfinch hielten ihn fest.
    Zwei der Männer rappelten sich wieder auf und packten ihre Kameraden. Die Marineinfanteristen, die Andrew schützten, rannten erneut die Uferböschung hinauf, aber einer von ihnen kippte rückwärts um. Die anderen erreichten die beiden sich abmühenden Männer und halfen ihnen, die beiden Verwundeten aufzuheben und hinunter zum Dock zu schleppen.
    »Gehen wir!«, schrie Bullfinch, watete in den Fluss und stieß Hans und Andrew vor sich her. Hände streckten sich ihnen entgegen und zerrten sie an Deck der Petersburg. Die Luft war förmlich lebendig von lauter Kugeln, die auf die Schiffsflanken einprasselten und Funken sprühend abgelenkt wurden.
    »Ankertau kappen! Alle Maschinen volle Kraft voraus!«, brüllte Bullfinch.
    Andrew landete, nach Luft schnappend, auf dem Deck, wurde zu einer offenen Geschützluke gedrängt und ganz unfeierlich hindurchgestoßen.
    Er drehte sich um und half Hans herein, und die beiden landeten aufeinander am Boden. Bullfinch trat hinter ihnen ein und brüllte noch immer nach voller Kraft.
    Andrew spürte das Beben im Schiffsrumpf, als die Petersburg Fahrt aufnahm. Er blickte Hans an, der quer über ihm lag, blutbespritzt und benommen. Worte waren überflüssig. Nichts konnte zum Ausdruck bringen, was er fühlte. Erneut ging ihm

durch den Kopf, dass man jahrelang nie aussprechen konnte, wie tief man empfand, wie sehr man jemand anderen schätzte. Erst wenn diese Person für immer verloren war, würde man alles geben, sogar das eigene Leben, nur um eine kostbare Minute in ihrer Gesellschaft zurückzuerlangen.
    Hans rührte sich. »Gregori, Ketswana?«
    Er setzte sich auf und sah Ketswana grinsend an einer Geschützlafette lehnen.
    »Hans!«
    Es war beinahe ein Schrei, und Andrew sah, wie sich ein winziges dunkelhaariges Mädchen einen Weg durch die Menge bahnte. Hans rappelte sich schwankend auf, nahm sie in die Arme, küsste sie, drückte sie. Auf einmal bemerkte er, dass die Umstehenden still geworden waren, und er blickte Andrew verlegen an.
    »Das ist …« Er suchte nach Worten und wurde rot. »… ah …«
    »Frau Schuder, vermute ich«, sagte Andrew grinsend.
    »Und der kleine Andrew«, sagte Hans und deutete auf das schreiende Baby zwischen ihnen.
    »Sir?«
    Er drehte sich zu einem der Marineinfanteristen um, und es fiel ihm wieder ein.
    »Gregori?« Er bahnte sich mit den Schultern einen Weg durch die Menge bis zu Gregori, der am Boden lag. Seine Männer knieten neben ihm. Das Leben verließ schon seine Züge. Hans warf einen kurzen Blick auf die zerschmetterte untere
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