Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
einen Hand, und genau als der Drache/Rasferret zu einem Entschluß kam und das Maul weit aufriß, um einen Feuerstoß zu speien, hob die Gestalt den Gegenstand an die Schulter und drückte auf den Abzug.
    Ein Geräusch wie von einer Explosion, und eine Ladung Schrot stanzte ein Loch in die Haut des Drachen, direkt am Halsansatz. Das Ungeheuer vergaß George und wandte sich entrüstet nach diesem neuen Widersacher um. Suchscheinwerferaugen machten den Eindringling aus.
    Es war weder Andrew D. White noch Ezra Cornell.
    Es war Nattie Hollister: Meisterin der Schrotflinte, außerordentliche Plastikpuppentöterin und letzte noch wache Angehörige der Polizeikräfte von Ithaca.
    Momentan zog sie allerdings ernsthaft in Erwägung, nach Cleveland umzusiedeln.
     
    IV
     
    Ausnahmsweise mal vom Wunsch durchdrungen, so groß und stark - und so langbeinig - wie einer vom Großen Volk zu sein, raste Puck, so schnell er nur konnte, durch den Nebel auf den Turm zu. Hätte er nur seinen Doppeldecker gehabt! Ein Griff am Gashebel, und schon wäre er oben gewesen und bereit, an Zephyrs Seite zu kämpfen. Puck malte sich besorgt aus, wie sie allein gegen Dutzende von Ratten focht...
    Komm schon, komm schon, komm schon! skandierte Puck im Geist, während er weiterrannte. Und obwohl Mr. Sunshines Aufmerksamkeit ganz auf den Quad gerichtet war, kann es sein, daß eine andere Macht mit Sinn für Humor seine Not sah und be-
    schloß, ihm eine wenn auch risikoreiche Chance zu geben. Er war erst ein paar Meter weitergelaufen, als vor ihm ein Gegenstand auf dem Asphalt auftauchte: eine mit Holzstäbchen verstärkte Papierraute, die ein fliehender Paradenzuschauer hatte fallen lassen: grün, aber im Nebel fast schwarz wirkend.
    Puck sah das Ding, erkannte die Möglichkeiten, die es ihm bot, und blieb abrupt stehen.
    Aber er hatte noch nie zuvor einen Drachen steigen lassen.
     
    V
     
    »Was?!« rief Mr. Sunshine vom Dach der Goldwin-Smith aus. »Was ist denn das für ein Deus-ex-machina-Scheiß?« Er warf einen finster drohenden Blick gen Himmel. »Wenn ich herausbekomme, daß jemand da oben an meinem Schreibtisch rumgemurkst hat...«
    Hollister starrte den Drachen an und war sicher, endgültig verrückt zu werden. Herumlaufende Puppen waren eine Sache, damit konnte sie sich schon fast abfinden, aber das... das verstieß in einer Weise gegen Recht und Ordnung, die überhaupt nichts mehr mit Justiz und Gerichtsbarkeit zu tun hatte. Märchenungeheuer wie dieses konnte es einfach nicht geben,
    Es war ihr gelungen, sich unten in der Stadt, nachdem sie die Gummimaid erledigt hatte, nicht vom Schlaf überwältigen zu lassen; immer verzweifelter gegen die Müdigkeit ankämpfend, hatte sie sich zum Streifenwagen zurückgeschleppt, hatte es geschafft, den Motor anzulassen, und war - mit dem schwarzweißen Hund auf dem Schoß des weiterhin ohnmächtigen Doubleday - den Hügel hinaufgefahren. Als sie direkt hinter dem Quad den Motor abgewürgt hatte und ausgestiegen war, hatte sich der Hund als der letztlich Vernünftigere erwiesen und es vorgezogen, im Auto zu warten. Nicht so Nattie Hollister; von Pflichtbewußtsein getrieben und getragen von der unerschütterlichen Gewißheit, daß sich hier etwas überaus Wichtiges ereignete, war sie mit nachgeladener und schußbereiter Waffe weitergerannt - nur um auf ein Ding der Unmöglichkeit zu stoßen.
    »Dich kann's nicht geben«, sagte sie zum Drachen, der sich ihre Behauptung nicht weiter zu Herzen zu nehmen schien. Er machte einen ersten Schritt auf sie zu, und sie feuerte zwei weitere Schüsse ab; die zwei Löcher in der Brust taten dem Drachen überhaupt nicht weh.
    Und wieder zögerte das Untier kurz und erwog, ob es die Mühe eines Feuerstoßes auf sich nehmen sollte. Mr. Sunshine, der sich in der Neujahrsnacht eingemischt hatte, um Hollister das Leben zu retten, beschloß jetzt, daß er sich seinen schönen Höhepunkt von ihr nicht versauen lassen würde. Er handelte also, ehe der Drache dazu kam, und warf erneut einen Blick gen Himmel; der antwortete ihm mit einem Flackern.
    »Du bist verhaftet!« schrie Hollister dem Drachen hysterisch zu und lud zum letztenmal durch. »Kapiert? Du bist verhaftet, du Arschl-«
    Ein Blitz stieß aus den Wolken herab und warf sie um. Die Patrone explodierte im Lauf und zerstörte die Flinte; Hollister knallte mit versengten Augenbrauen und schwelender Uniformjacke wie ein Sack am Fuß von Ezra Cornells Statue hin. Total hinüber.
    »Nicht persönlich nehmen«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher