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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill
Autoren: Matt Ruff
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bei dieser Berührung.
    »Doubleday«, sagte Hollister, doch ihr Partner war weggetreten, Blut rann ihm übers Gesicht. Sie schnappte sich die Schrotflinte von seinem Schoß, gerade als die Gummimaid eine Faust durch die Frontscheibe stieß. Die Hand griff gierig nach Doubledays uniformierter Brust.
    »Falsch«, sagte Hollister zu ihr, und als sie die Waffe nach vorn richtete, bellte draußen irgendwo ein Hund. Das Geräusch der losgehenden Flinte war das Lauteste, was sie jemals gehört hatte; die Windschutzscheibe explodierte nach außen, und die rechte Kopfhälfte der Gummimaid löste sich in Luft auf. Die Puppe taumelte einen guten halben Meter zurück... und lehnte sich dann wieder tastend vor.
    Hollister hatte sich aus dem Sicherheitsgurt befreit, noch ehe sie überhaupt wußte, was sie tat. Sie riß am Türgriff, doch das Schloß klemmte; sie warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür und purzelte auf die Straße, als die Tür unvermittelt nachgab. Sie landete hart, ließ aber das Gewehr nicht fallen und pumpte eine neue Patrone in den Lauf, während sie sich vom Auto wegrollte.
    Die Gummimaid stieg von der Kühlerhaube herunter mit Bewegungen, die nichts von ihrer grausamen Anmut eingebüßt hatten. Ihr Kopf war eine splittrige Ruine, doch ein Auge glühte weiterhin grellblau, und was von ihrem Mund noch übriggeblieben war, konnte durchaus zu einem Lächeln verzerrt sein - wenngleich das schwer zu erkennen war. Hollister hob die Schrotflinte und feuerte einen zweiten Schuß ab, der die andere Hälfte des Kopfes wegriß. Das Auge erlosch wie ein zertrümmertes Leuchtfeuer.
    Enthauptet und blind, marschierte die Schaufensterpuppe dennoch unbeirrt weiter. Die entwendete Uniformjacke schlotterte ihr um die Schultern.
    »Anne Boleyn am Kreuz.« Hollister saß auf dem Asphalt und verlor keine Zeit mit dem Versuch aufzustehen. Sie strampelte und schob sich auf den Hinterbacken zurück, während sie gleichzeitig durchlud. Sie feuerte noch einmal und traf die Maid an der linken Schulter; der Arm sackte ab, fiel aus dem Ärmel heraus, und die Finger krümmten und streckten sich noch, als er auf dem Boden aufschlug.
    Hollister pumpte und feuerte wieder; die Schrotladung traf die Puppe am Oberschenkel, und endlich veränderte sich ihr Gang, begann sie, das Bein nachzuziehen. Hollister feuerte noch einmal - den letzten Schuß —, und das ganze Bein fiel ab. Die Gummimaid drehte sich taumelnd halb um die eigene Achse, und ihr Oberkörper schlug gegen Hollisters Stiefel, als sie zu Boden knallte. Die Polizistin zog sich entsetzt strampelnd und tretend zurück.
    »Gottverdammt jetzt halt endlich still!« schrie sie, als sich der noch intakte Arm nach ihr ausstreckte. Die Finger tasteten suchend den Asphalt ab; als sie näher krochen, hob Hollister den Kolben der Flinte und bereitete sich darauf vor, sie wie eine Keule zu benutzen. Aber endlich schien die Puppe ihren Geist aufzugeben. Ihre Finger erstarrten von einem Moment auf den anderen; ihr verstümmelter Körper versteifte sich. Trotzdem entspannte sich Hollister noch nicht; sie argwöhnte eine List. Aber die Gummimaid rührte sich nicht mehr.
    Ein kleiner schwarzweißer Hund - zweifellos derjenige, der vorhin gebellt hatte - kam jetzt angetrippelt. Er begab sich, anfangs vorsichtig, zu den Überresten der Maid und schnupperte daran. Dann hob er, als wollte er ein abschließendes Urteil über
    die Angelegenheit fällen, ein Bein und pinkelte flink darauf. Ein Blitz leuchtete die Szene gebührend aus.
    »Herrgott...«, Hollister ließ allen Atem in einem Zug aus sich heraus und verlor fast die Besinnung. Nach der ausgestandenen Angst überfiel sie jetzt eine ungeheure Erschöpfung, die sie zu Boden zu ringen schien. Und es wäre schön gewesen, so schön, sich einfach aufs Pflaster zu legen und einzuschlafen...
    Da kam der Hund herüber und begann ihr Gesicht abzulecken.
     
    VIII
     
    Das Motorrad fuhr in nördlicher Richtung am juristischen Institut vorbei, vorbei am großen Hof zwischen der Myron und der Anabel Taylor Hall. George mußte an Richard Fariña denken, der den Hof in seinem Cornellroman beschrieben und als den perfekten Ort zur Austragung von Duellen bezeichnet hatte. Das war er in der Tat; doch Stephen George kannte einen noch besseren.
    Nordwärts, nordwärts die Central Avenue hinauf. Im Nebel konnte George den Turm nicht sehen, doch er wußte, daß er da war. Und direkt dahinter der Quad. Als sie sich ihm näherten, waren seine Hände naß, und
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