Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Verena Wyss
Vom Netzwerk:
Bändchens beflissen einen der guten Plätze
an einem der beiden Fernrohre überließen. Offensichtlich war er ein Beobachter.
    Er entdeckte
Mahmut, den Ersatzschiedsrichter, der seinen Platz auf den Schiedsrichterbänken
schon eingenommen hatte. Wie ausgemacht, trug er einen roten Schal, war leicht zu
erkennen. Mahmut tat es gegen Geld und, wie sich in ihrem Gespräch gezeigt hatte,
weil sein Glaube es von ihm verlangte. Er war auserwählt. In seiner Heimat am Bosporus
würde er ein reiches, Allah wohlgefälliges Leben führen. Es war wichtig, dass er
die Anweisungen genau befolgte. Sein Auto stand jetzt auf einem der Schiedsrichterparkplätze.
Ebenso hatte er einen zweiten schwarz glänzenden Schiedsrichterblouson bei sich.
     
    Pamela hatte sich neben Josy gesetzt,
verhielt sich ganz ruhig. Josy sollte sich bloß nicht so allein fühlen und Tizian
war sowieso im Großraumbüro beschäftig. Sie sah, wie Josy schwitzte, hütete sich
aber, sie aufzufordern, doch ihr Kapuzenshirt wieder auszuziehen. Auf dem Flachbildschirm
war die Fernsehübertragung zu sehen, auf einem kleinen Viereck unten rechts. Das
Spiel lief schon in der ersten Halbzeit. Jederzeit konnte eine Bombe hochgehen.
    Josy starrte
verbissen reglos in den PC, das Wort verzweifelt wollte Pamela nicht denken, Josy
war hart im Nehmen, eher würde sie tot umfallen als aufgeben. Seit Minuten schob
Josy nun das Blatt mit Tizians Passworten nervös hin und her. Plötzlich sagte sie:
»Warum Papavero, eines der Passwörter ist Papavero, ich weiß, dass es Klatschmohn
heißt.« Pamela brauchte nicht zu überlegen: »Das ist Tizians alte Katze, eine rote
Katze, sie heißt Papavero.« Versonnen meinte Josy: »So, so, seine Katze.« Dann sagte
sie wieder nichts mehr. Plötzlich war sie hellwach: »Eines der Passwörter des Eindringlings
ist ein Hundename.« Nach einer weiteren Pause sagte sie: »Es könnte ein schon gestorbener
Hund sein, oder ein Name aus einem Buch. Alphabetisch sind nur die Zuchtregister
der Rassehunde.« Pamela widersprach: »Es gibt Listen auf den Einwohnerämtern. Wenn
du eine Hundemarke löst, gibst du Alter, Gewicht, Charakter und den Namen an. Doch
da gibt es kein alphabetisches Verzeichnis, in das du rasch gucken kannst.« Josy
überlegte: »Darko wäre ein dunkler Hund oder ein düsterer Hund, einfach schwarz.«
Pamela starrte, war zunächst sprachlos. Darko war ein absolut seltener Name. Schlagartig
waren ihre Hände kalt. Sie packte Josy am Arm: »Du hast ihn!« Jetzt zitterten ihre
Lippen, sie presste eine Faust an den Mund. Wie dumm hatte sie sein können. Blitzartig
reihten sich Eindrücke aneinander, Momente, in denen sie gestutzt, die sie weggewischt
hatte, sein geschmeidiger Gang, sein Blick. Josy machte große Augen, löste sich
mit einem Ruck aus Pamelas Klammergriff, streifte die Kapuze ab. »Wer? Wieso weißt
du das?« »Vom Hundekurs, ein Chef der Drogenfahndung, sein Hund heißt Darko. Ich
weiß, dass er es ist. Ich hole Tizian.«
     
    Aufs Ende der ersten Halbzeit
hin ging der Panther gelassen durch die Halle, in deren hinterer Ecke sich die schwach
frequentierte Bar befand, unauffällig sicherte er das Feld. Dann ging er nach draußen
auf die große Terrasse, drehte sich, um die Anzeigen der verschiedenen Restaurants
intensiv zu prüfen. Wer seine Funktion kannte, wusste, dass er durch die Glasscheibe
die Halle überwachte. Exakt in der zehnten Pausenminute betrat der Ersatzschiedsrichter
die Halle, er folgte ihm unbefangen. Der Schiedsrichter ging zur kleinen Kreidezeichnung
auf dem Boden, dem Kreis mit den Hörnern, ging wie selbstverständlich die 20 Schritte
in die Richtung, in die die Hörner wiesen, zog seinen seidenen Blouson aus und legte
ihn lose über die Schultern. Bei 19,5 Schritten stand er an der Schmalseite der
Theke. Da stellte sich auch schon der Panther an die Theke, orderte herrisch einen
doppelten Espresso, dazu ein Croissant. Den Schiedsrichter sah er nicht an. Die
linke Hand schob er in die linke Tasche seines Jacketts und drehte den Knopf seines
Feuerzeugs. Von jetzt an wäre der Schaden schon sehr groß, doch er beabsichtigte
nicht, selbst mit der Bombe hochzugehen. Es dauerte eine Weile, bis sich der Kellner
nur schon für das Croissant ans andere Ende der Theke zu den Backwaren bewegt hatte.
Dann wandte er ihnen beim Kaffee-Einfüllen den Rücken zu. Er arbeitete langsam.
Der Schiedsrichter bückte sich, langte um die Theke nach der Adidas-Sporttasche,
zog das gepolsterte Paket heraus, stieß die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher