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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Verena Wyss
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Unfall gewesen? Er könnte sich
täuschen, weil etwas außerhalb seines abgesteckten Plans eingetreten war. Er könnte
zu wachsam sein, zu vorsichtig. Vorsicht war kein guter Ratgeber, machte einen zum
Zauderer. Jetzt waren die Vorbereitungen abgeschlossen, der exakte Zeitplan war
erstellt. Seine eigene Positionierung war optimal, die richtigen Leute waren in
die richtige Stellung gebracht, die einzelnen Rädchen hatten zu drehen begonnen,
Geld, Stoff und Mechanik waren in Bewegung gebracht, das Match fand in drei Wochen
statt.
    Nein, der
Countdown würde nicht gestoppt werden.
    Er ging
ins Wohnzimmer zurück, schloss hermetisch den Rollladen, die dichten Vorhänge, machte
erst jetzt Licht. Die Asche spülte er die Toilette hinunter. Disziplin musste auch
für scheinbar Unwichtiges gelten, keine Spuren hinterlassen.
     
    Bern, da stimmte etwas nicht. Nach
ein paar Tagen fühlte Pamela es in den Knochen, und es war nicht einfach diese stabile
Föhnlage oder der ungewohnte Futon, auf dem sie schlief. Vordergründig das Behäbige,
Stabile, Zuverlässige im Sinn von: Du kannst mir vertrauen. Doch sie spürte die
Risse in den Fassaden, sie reichten bis in die Fundamente, nichts als eine Tünche
darüber. Und genau, weil man es nicht sah, machte es so nervös. Das Unheimliche
sah sie als flitzende Schatten in ihren Augenwinkeln, drehte sie den Kopf, war es
weg. Es blieb das ganz leise Zittern in den Nerven, das von außen kam. So mochten
Tiere ein Erdbeben, einen Tsunami vorausspüren. Es lag in ihren Genen, einen derartigen
Platz rechtzeitig zu verlassen.
    Sie war
nicht mehr die, die sie vor einem Jahr gewesen war. Hatte sie nicht erlebt, dass
es Leute gab, die nicht lange fackelten, bei denen sie einfach schneller sein musste
bei Hieb und Stich? Hatte sie nicht auch gelernt, auf die leisen Warnsignale zu
achten? Wie jetzt?
    Da war eine
Vibration, als dröhnte im Untergrund oder weit entfernt eine Disko, du spürst die
Bässe.
     
    *
     
    Ein Anruf Emilys vor vier Wochen
hatte alles ins Rollen gebracht, Gründonnerstag, nachts um zehn. Pamela wusste,
Emily und Hubert standen vor ihrer Abreise nach Kalifornien, für zwei Jahre. Emily
sollte mit einer neuartigen Therapie völlig von ihrer Krebserkrankung geheilt werden,
gleichzeitig wollte sie eine Ausbildung in alternativen Heilmethoden angehen. Hubert
hatte an der Universität von San Diego einen Lehrauftrag in Sinologie angenommen.
Das jetzt war ein Hilferuf, Emily war verzweifelt.
    »Ich weiß
mir nicht zu helfen, du bist die einzige Möglichkeit. Vielleicht ist es gar nicht
richtig, dass du dich so bei deinem Robert vergräbst, er ist zu alt für dich.« Und
dann holte Emily so richtig aus: »Es geht um meinen Patensohn, Francis, du weißt,
Maudes Sohn.« Jetzt setzte sie sich. »Maude und Adrian, seine Eltern, sind vor vier
Wochen mit dem Auto in den Thunersee gestürzt, in einer dieser gefährlichen Kurven
gleich nach Interlaken, auf der Beatus-Seite. Adrian muss gleich tot gewesen sein,
Maude konnten sie noch herausholen, doch sie liegt jetzt in einer Klinik. Das Wichtigste
im Gehirn, frag mich nicht was, scheint zerstört zu sein.«
    Nein, Pamela
hatte das nicht mitbekommen. Wie sollte sie auch, sie lebte ja seit mehr als einem
Jahr, nach Emilys Worten vergraben und verwunschen mit Robert hinter Burg auf dem
Land.
    Adrian und
Maude Berry, der erfolgreiche Architekt und seine schöne Engländerin. Ein Autounfall,
und tot. Natürlich erinnerte sie sich an Maude. Sie drei hatten dasselbe Internat
besucht, Maude einen Jahrgang über ihnen. Maudes und Emilys Eltern spielten Golf,
weshalb sich dieser Snob immer zwischen Emily und Pamela gedrängt hatte, was Emily
nie wahrhaben wollte. Dann hatte Maude diesen Berner Architekten geheiratet, Emily
war die Patin des ersten Kindes geworden.
    Pamela hörte
auf Emilys Stimme und war froh, lebendig zu sein.
    »Maudes
Bruder aus England und seine Frau sind noch zwei Tage in Bern, sie haben eine Trauerfeier
im kleinsten Kreis abgehalten und Formalitäten erledigt. Es gibt eine letztwillige
Verfügung, in der ich als Beistand für Francis vorgesehen bin, ich bin ja seine
Patin. In einem Jahr soll er das Abitur machen. Wir haben es telefonisch mit meiner
neuen Ärztin in Kalifornien und mit Francis hin und her besprochen. Ich werde wie
vorgesehen nächste Woche fliegen. Francis weigert sich, zu seinen Verwandten nach
Manchester zu ziehen. Immerhin sei seine Mutter noch irgendwie da. Er habe hier
seine Kollegen, seinen Kanu Club, die
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