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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Verena Wyss
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eine Bar, ging hinter die Theke, legte den Sack hinter
die Theke; der Mann war der dahinterstehende Angestellte. Jetzt blieb die Theke
im Bild. Ein fremdländisch wirkender Schiedsrichter mit Schal, Pamela erkannte ihn
als solchen an seinem glänzenden Blouson, stellte sich seitlich an die Theke. Genau
auf der andern Seite befand sich der Sack. Am andern Ende der Theke stand plötzlich
Nils Rebmann. Rebmann redete mit dem Angestellten. Dieser entfernte sich. Rebmann
beobachtete, wie der Schiedsrichter unter die Theke griff, ein Paket aus dem Sack
zog, in die Innenseite seines Blousons steckte, diesen über die Schultern legte,
wegging. – Pamela schrak zusammen, wie Tizians Stimme in die Stille hinein tönte:
»Wer ist der Schiedsrichter, beiden folgen.« Der Spezialist erteilte Anweisungen.
Es dauerte einen Moment. Auf dem Flachbildschirm erschien ein drittes Monitorbild.
In der TV-Wiedergabe daneben wurde immer noch die Pause der Halbzeit überbrückt.
Da, Rebmann saß in der obersten Reihe der Tribüne, gleich unterhalb der Pressefenster.
Mit einem Feldstecher schaute er ins Publikum. Auf dem andern Monitorbild bückte
sich jetzt dieser Schiedsrichter, schob seinen zusammengefalteten Blouson sorgfältig
unter seinen Sitz. Die Bombe war platziert. Jetzt bestand nicht mehr der leiseste
Zweifel, sie war scharf. Auf dem dreidimensionalen Bild des Stadions erschien am
Rand des Spielfelds sogleich ein roter, blinkender Kreis.
     
    Tizian sagte mit lauter, harter
Stimme: »Das Stadion lässt sich nicht räumen und die Bombe nicht entschärfen. Rebmann
entfernt sich, er trägt den Auslöser an sich. Er kann sie jederzeit hochgehen lassen.
Aller Voraussicht nach verlässt er jetzt das Stadion und lässt sie von außerhalb
per Funk hochgehen. Wir unterbrechen den Funkverkehr, Befehl: Funkausfall vorbereiten,
auf dem ganzen Breitspektrum. Befehl ausführen. Alle Ausfahrten des Parkhauses per
Monitor überwachen. Niemand wird am Passieren gehindert. Straßenüberwachung auslösen.«

10
Countdown
     
    Samstag, 21.40 Uhr
    Er brauste
durch die fast leeren Straßen, er hat es getan. Keiner konnte ihn stoppen, keiner
war ihm gewachsen. Er hat den Knopf gedrückt, hat die Bombe gezündet. Er war der
Todbringer. Das war der höchste Moment seines Lebens, so fühlte sich Ekstase an.
Das Stadion glich jetzt dem Inferno, das er sich immer geträumt hatte. In seinem
Kopf sah er es rot glühen, hörte die Schreie von Tausenden, sah sich windende, zuckende
Menschenkörper, weidete sich an ihrer Qual. Jetzt lachte er laut, er könnte jauchzen
und toben, musste sich zusammenreißen, den Fuß vom Gaspedal nehmen, etwas auf die
Bremse gehen. Mit quietschenden Reifen schlitterte das Auto durch die Kurve, schon
wieder lachte er laut. Schon bog er in die Quartierstraße ein, in der Mahmut ein
Zimmer gemietet hatte. Er fuhr jetzt sehr gesittet an diesem Haus vorbei, parkte
50 Meter weiter unten, beeilte sich beim Zurückgehen auf dem Gehsteig. Niemand sollte
auf ihn aufmerksam werden. Rasch durchquerte er den kleinen Vorgarten, wartete im
Schatten eines dicht belaubten Busches, die dünne Drahtschlinge hielt er in der
Hand. Schon fuhr ein Auto in die Straße, Mahmut. Mahmut parkte direkt vor dem Garten,
schloss die Autotür relativ leise, kam ganz und gar nicht beschwingt zum Haus. Als
er den Schlüssel ins Schloss steckte, war der Panther mit ein paar Schritten hinter
ihm. Mit der Schlinge tötet es sich lautlos, unblutig und schnell. Er ließ ihn einfach
vor der Tür liegen.
    Kaum fuhr
er wieder, klickte er das Radio an, da musste jetzt eine Schreckensmeldung die andere
jagen, da mussten Schock und Chaos sein. Doch DRS brachte seine übliche Musik, auch
der nächste Sender war unspektakulär, und da, er traute seinen Ohren nicht: Der
Sportsender war mitten in der Schlussphase des Spiels. Die Stimme des Reporters
vibrierte in sich steigernder Erregung – die Bombe hatte versagt. Da kam gleich
eine Bushaltestelle, an der er das Auto kurz anhalten konnte, er fuhr an den Straßenrand.
Jetzt holte er das Feuerzeug aus seiner Tasche, der kleine Knopf war gedrückt. Er
knipste die Deckenbeleuchtung an, kontrollierte: gedreht, eingerastet und gedrückt.
Er hatte das Funksignal gegeben. Das Spiel war noch nicht zu Ende. Er stellte das
Ganze zurück, betätigte es noch einmal. Jetzt hörte er gespannt auf die Stimme des
Reporters. Dieser redete und redete, überschlug sich in Begeisterung. Da geschah
überhaupt nichts. Fassungslos starrte er vor sich
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