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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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reichte Texte herum und Blätter, auf denen wir unseren Namen und Telefonnummer eintragen sollten, wenn wir Interesse hätten. Ich hatte kein gutes Gefühl. Ich sollte mich hier gar nicht weiter aufhalten und besser gehen. Ich stand auf, aber Karl hielt mich zurück.
    »Hej, das ist doch eine super Chance. Du solltest es dir wenigstens ansehen.«
    »Eine Chance wofür?«
    »Berühmt zu werden?«
    Ich grinste »Und reich und glücklich? Aber warum willst du dann mitmachen?«
    Er grinste zurück und reichte mir wortlos die Casting-Texte. Ich überflog die ersten zwei Seiten. Offenbar ging es um zwei Mädchen in einem Erziehungsheim, die ausbrechen wollten.
    »Harte Rolle, oder?«, sagte Karl und zog langsam die Luft.
    Er wusste, dass er mich so kriegen konnte, aber ich wich seinem Blick aus. Zugegeben. Ich hatte insgeheim gehofft, die Rolle, der Text würde mich nicht interessieren. Jetzt war es schwer, desinteressiert zu tun. Wenn es nicht Film wäre, hätte ich große Lust diese Sachen zu spielen.
    Karl grinste. »Und hier ist noch eine Szene.«
    Es war eine Liebesszene und ich las schnell und schweigend.
    Karl boxte mich freundschaftlich. »Los, tu´s mir zuliebe.« Er zeigte auf eine Gruppe kichernder Mädchen. »Das kann ich nur mit dir spielen.«
    »Okay.«

3.
    Am Wochenende brauchten sie mich im Theater wieder als Statist und obwohl ich nur in einer Schürze mit einem Tablett auf der Bühne herumstand und nichts tat, als Tee einzuschenken, freute ich mich auf den Auftritt. Es war nur schade, dass es Samstag war und ich nichts mit Sophia und Karl unternehmen konnte, sie hatten irgendetwas Tolles vor, aber machten ein Geheimnis daraus. Es war eine Spätnachmittagsvorstellung. Auf dem Gang zur Garderobe traf ich Anne. Sie war eine der älteren Schauspielerinnen und mit meiner Mutter befreundet.
    »Hallo, Moon, wir haben noch einen Moment Zeit.«
    Sie winkte mich nach draußen zum Bühnenausgang. Anne war Kettenraucherin und egal wie oft ich ihr erzählte, dass sie aufhören musste, sie schaffte es nicht oder wollte es nicht.
    Wir setzten uns auf eine Bank ins Freie. Anne steckte sich eine Zigarette an und wir sahen auf das Wasser. Sie sah mich forschend an.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.«
    Sie nickte und nahm einen tiefen Zug Nikotin.
    »Wolltest du nicht aufhören?«
    »Nicht solange meine Lunge sich nicht meldet.«
    »Es gibt auch Raucherbeine und Zungenkrebs.«
    »Hör auf, Moon! Du bist ja schlimmer als mein Mann.«
    Sie musterte mich freundlich.
    »Und wie geht es zu Hause?«
    »Mom bekommt vielleicht einen neuen Auftrag.«
    »Schön!«
    Anne schubste mich freundschaftlich. »Und du? Wann bekommst du endlich mal eine Sprechrolle?« Sie blies genussvoll eine Rauchwolke in die Luft. »Du kannst doch viel mehr als Tabletts durch die Gegend tragen.«
    »Meinst du?«
    »Klar, du hast Talent.«
    Wir schwiegen einen Moment und zum ersten Mal dachte ich wieder an das Casting. Es war eine einmalige Sache gewesen, ein Gefallen, den ich Karl getan hatte, aber es hatte Spaß gemacht.
    »Anne? Sag mal, was hältst du eigentlich von Film?«
    Anne drückte ihre Zigarette aus. »Hast du eine Rolle für mich? Würde ich sofort annehmen.«
    »Nein, leider nicht.«
    »Hast du ein Angebot?«
    »Vielleicht ...«, wich ich aus.
    »Dann solltest du zugreifen.« Sie lächelte. »Hier erkennen sie dein Talent in hundert Jahren nicht.«
    In der Vorstellung war ich unkonzentriert und zum ersten Mal wäre mir das Tablett fast aus der Hand gefallen. Ich dachte an Annes Worte und das Casting. Dort hatte ich wirklich etwas zeigen können, sprechen, spielen, hier stand ich nur dumm herum und wenn Anne Recht hatte, würde ich beim Film locker das Zehnfache verdienen.
    Nach der Vorstellung zog ich mich um und schlüpfte durch den Bühneneingang nach draußen. Ich blinzelte, die Sonne war noch herausgekommen und schien mir schräg ins Gesicht und erst als sie auf mich zustürzte, erkannte ich Sophia. Sie umarmte mich stürmisch.
    »Tolle Vorstellung!«
    Dann sah ich Karl und seinen Bruder Johann. Ich fragte mich, wie sie an die Karten gekommen waren, die Vorstellung war meist ausverkauft. Karl zeigte auf Johann. Ich kannte ihn kaum, er hatte im letzten Jahr Abitur gemacht und wir waren uns bisher nur ein paar Mal begegnet.
    »Er hat ein Theaterabonnement.«
    Ich tat entsetzt. »Heißt das etwa, du hast mich schon öfter in diesen Schürzen gesehen?«
    Er lächelte. »Ja. Du spielst gut.«
    »Moment Mal, ich spiele nicht, ich trage nur Tabletts
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