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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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sich schützend vor mich stellte. Es war nett gemeint, aber dabei stieß er mich um, ich taumelte und fiel ins Wasser. Es war eiskalt. Die anderen erstarrten für eine Sekunde, dann stürzten sie herbei, um mich aus dem Wasser zu ziehen. Beim Aufrichten merkte ich, dass ich nur bis zur Hüfte im Wasser stand. Das machte die Sache allerdings nicht viel besser. Die Kleider zogen mich nach unten und ich kam weniger elegant wieder an Bord. Meine Zähne klapperten und der Abendwind kühlte mich aus.
    Johann riss sich seinen Fleece-Pullover über den Kopf und hielt ihn mir hilflos hin. »Sie muss die nassen Klamotten erst ausziehen!«, beschloss Sophia wie immer pragmatisch, zog mich unter das Dach des Bootes und begann mich mit schnellen Griffen auszuziehen. Ich hatte immer noch nicht richtig begriffen, was geschehen war. Ich streifte Leggings von Sophia und den Fleece-Pullover von Johann über. Die Jungs sahen mehr oder weniger höflich weg. Sophia trug meine nassen Sachen nach draußen, aber es war klar, dass sie weder in nächster Zeit noch über Nacht trocknen würden.
    »Nimm den Schlafsack«, sagte Karl.
    Ich wickelte mich ein und musste lächeln. Das alles erinnert mich an den Abend bei Nora. Den Jungen. Vielleicht war ich deshalb auf einmal glücklich.
    Sophia verzog schuldbewusst das Gesicht, aber ich war ihr kein bisschen böse. Sie hatte Recht, ich sollte wieder anfangen, das Leben zu genießen.
    »Was lachst du so?«, fragte Sophia irritiert und dann kicherten wir beide albern. Johann und Karl grinsten erleichtert. Wir waren einfach verwöhnte Städter und von einem Floß auf einem See schon vollkommen überfordert.
    »Sollen wir zurückfahren?«, fragte Karl unsicher.
    »Auf keinen Fall!«
    Wir beschlossen gleich an dieser Stelle für die Nacht zu ankern, die dafür wie geschaffen war. Es gab einen kleinen Strand, an dem Karl und Sophia versuchten, ein Feuer zu entfachen, während Johann und ich den Inhalt des Picknick-Korbes inspizierten, den Sophia vorbereitet hatte.
    Bagles, Butter, Lachs, eine Dose mit Rohkost, Prosecco und Mineralwasser. Das war Sophia.
    Johann buddelte sich durch eine Picknickdecke und Servietten.
    »Chips und Bier wirst du nicht finden ...«, sagte ich nüchtern.
    Er lächelte charmant. »Natürlich. Dann suche ich mal nach dem goldenen Besteck und den Sektkelchen.«
    Für einen Moment dachte ich, er meine es ernst, dann sah ich sein Grinsen.
    »Ich weiß, was du von uns denkst.«
    »Was denn?«
    »Dass wir mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen sind und so weiter. Aber das stimmt nicht. Meine Eltern wollten immer, dass wir ganz normal aufwachsen.«
    »Ein Diener und ein Gärtner, ist das normal?«
    »Er ist kein Diener, sondern der Chauffeur meines Vaters.«
    »Oh, na dann ...«
    Er angelte nach seinem Rucksack und holte einen Sixpack Becks Gold und eine große Tüte Chips heraus. Vom Ufer hörten wir Karl und Sophia begeistert aufjubeln, als ihr kleiner Holzstapel Feuer fing. Johann hielt mir eine Bierflasche hin.
    »Okay, du hast Recht, eigentlich ist das hier ganz unstandesgemäß für mich.«
    Ich nahm die Flasche und wir lächelten uns an. Johann war anders als Karl. Intellektueller und ernster. Und es stimmte. Er mochte mich. Einen Moment sahen wir uns an, dann wandte Johann den Blick ab und räusperte sich heiser.
    »He, sieh mal, die haben tatsächlich ein Feuer gemacht.«
    Ich hielt das Bier unschlüssig in der Hand, bis Johann es mir wieder abnahm und mit einer Gabel geschickt öffnete. Er reichte es mir zurück, unsere Finger berührten sich kurz und in meinem Magen spürte ich ein leichtes Flimmern. Warum sollte ich mich nicht wieder verlieben?
    Am Lagerfeuer aßen wir die Chips und tranken Bier. Sophia knabberte an ihrer Rohkost und trank dazu Prosecco. Zwischendurch warf sie mir vielsagende Blicke zu, die ich konsequent ignorierte. Nur Karl war wie immer, alberte mit mir herum und ich war mir nicht sicher, ob er schauspielerte oder tatsächlich schon von zwei Bier betrunken war.
    Nachdem das Feuer ausgegangen war, beschlossen wir, zurück auf das Hausboot zu ziehen und uns in der kleinen Hütte schlafen zu legen. Nach einem Hin und Her legten sich Sophia und ich in die Mitte und Johann und Karl an die Seiten. Ich war mir sicher, dass ich die ganze Nacht wach liegen würde, doch noch während Sophia uns eine abgedrehte Horrorgeschichte erzählte, schlief ich ein.
    Die Nacht war unruhig. Das träge Dümpeln des Floßes verfolgte mich bis in meine Träume, in
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