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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht
Autoren: Dale Brown
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Überlebenden nach dem Angriff zu retten. Die Schweine haben sie überfallen und sind danach feige abgehauen.«
    Der große schwarzhaarige Mann, der am offenen Kaminstand, wandte sich an General Santos. »Sie haben uns noch nicht erklärt, General«, sagte Zweiter Vizepräsident José Trujillo Samar mit tiefer Stimme, »warum dieser Prahm in der neutralen Zone vor Pagasa Island verankert gewesen ist … «
    »Und was wollen Sie damit andeuten, Samar?« fragte der Erste Vizepräsident Daniel Teguina, der neben dem Schreibtisch des Präsidenten saß, in herausforderndem Tonfall.
    Obwohl Teguina ein politischer Verbündeter Samars war, lagen, ideologisch gesehen, Welten zwischen den beiden. Der 41-jährige Teguina war nicht nur Vizepräsident, sondern auch Sprecher des Repräsentantenhauses, ein ehemaliger Offizier, Zeitungsverleger und Vorsitzender der linksgerichteten Nationalen Demokratischen Front. Gemeinsam mit dem alternden Mikaso und General José Trujillo Samar, der nicht nur Zweiter Vizepräsident, sondern auch Gouverneur des unabhängigen Bundesstaats Mindanao war, bildete Teguina eine labile Koalition, in der es häufig Auseinandersetzungen gab. »An Bord dieses Prahms waren unschuldige Filipinos, harmlose Arbeiter … «
    Samar nickte knapp. »Die verbotenerweise in der neutralen Zone nach Öl gebohrt haben«, sagte er. »Haben sie sich etwa eingebildet, die Chinesen würden sie ruhig gewähren lassen?«
    »Sie haben nicht nach Öl gebohrt, sondern nur Sondierungen vorgenommen«, widersprach Teguina.
    »Nun, jedenfalls hatten sie dort nichts zu suchen«, stellte Samar fest. »Der Angriff der chinesischen Marine ist empörend, aber diese Arbeiter haben sich klar illegal verhalten.«
    »Wie kann man bloß so gefühllos sein?« fragte Teguina empört. »Sie werfen unseren Toten vor, einen Akt der Aggression verübt zu haben, und … «
    »Genug, genug«, wehrte Präsident Mikaso mit erhobenen Händen ab. »Ich habe Sie nicht hergerufen, damit Sie streiten.«
    Teguina funkelte die beiden an. »Wir können nicht einfach so tun, als sei nichts passiert! Wir müssen etwas gegen diese freche chinesische Aggression unternehmen. Wir müssen … «
    »Genug!« unterbrach ihn Mikaso. »Als erstes müssen wir eine Untersuchung anordnen, um feststellen zu lassen, warum der Prahm in diesen Gewässern verankert war. Danach … «
    »Exzellenz, ich schlage vor, daß wir außerdem unsere Patrouille im Gebiet um die Spratly-Inseln verstärken«, sagte General Santos. »Unter Umständen ist dies der Auftakt zu einer regelrechten Invasion der Chinesen gewesen.«
    »Das wäre riskant«, stellte Samar fest. »Eine Verstärkung unserer Patrouillen könnte als Provokation aufgefaßt werden, und wir hätten keine Chance gegen die Volksbefreiungsmarine. Damit wäre nichts gewonnen.«
    »Immer der General, was, Samar?« fragte Teguina spöttisch lächelnd. Er wandte sich an den Präsidenten. »Ich stimme mit General Santos überein. Wir haben eine Kriegsmarine, so klein sie auch sein mag, und ich plädiere dafür, sie zum Schutz unserer Interessen auf den Spratlys einzusetzen. Das sind wir unserer Bevölkerung schuldig!«
    Arturo Mikaso sah von einem seiner Berater zum anderen und nickte dann zustimmend. Er konnte nicht ahnen, was für eine außergewöhnliche Folge von Ereignissen er mit diesem leichten Nicken in Gang setzte.
2
Über New Mexico, 150 Kilometer südlich von Albuquerque
9.Juni 1994, 07.45 Uhr Ortszeit
    Mit seinem jungenhaften Gesicht, seiner schlaksigen Gestalt, seiner Baseballkappe und seiner großen Plastikflasche Pepsi-Cola – er trank fünf dieser Flaschen pro Tag und war trotzdem dünn wie eine Bohnenstange – sah Jonathan Colin Masters wie ein Kid beim Baseballspiel am Samstagnachmittag aus. Er hatte leuchtend grüne Augen und kurzes braunes Haar; zum Glück verdeckte die Baseballkappe seine Locken, sonst hätte Masters in den Augen der Schießplatzoffiziere und Techniker in seiner Umgebung noch jünger, fast unreif gewirkt.
    Masters, seine Assistenten und Techniker und mehrere Luftwaffenoffiziere und Beobachter der Defense Advanced Research and Projects Agency (DARPA) befanden sich an Bord einer umgebauten DC-10 in 13 500 Meter Höhe über dem Raketenversuchsgelände White Sands im Süden New Mexicos. Im Gegensatz zu den Offizieren und Vertretern des Pentagons, die mit Checklisten und Ablaufplänen beschäftigt waren, hatte Masters seine Füße auf die im Frachtraum montierten Schienen gelegt, trank aus seiner
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