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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung
Autoren: Jo Zybell
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eine gedämpfte Gravitonladung aus Heinrichs rechtem Daumen. Die Wucht des Treffers schleuderte die Frau zurück in den Schacht und gegen die Rückwand der Röhre. Ihr LK-Gewehr trudelte weiter nach unten. Blitzschnell packte Heinrich zu und riß sie aus dem Liftschacht. Zwischen ihm und Merican stürzte sie auf den Boden.
    Der Subgeneral verzog keine Miene. Seelenruhig hob er seine Waffe. Anna-Luna Ferròns Mund wurde eckig, ihre Augen weit vor Schreck und Todesangst. »Tu's nicht Merican«, flüsterte sie. Bergen zielte auf sie. »Bitte nicht … du und ich, wir … ich will doch …«
    Mit einem Satz sprang Heinrich über sie, schlug Merican die Waffe aus den Händen und trat der Frau mit der Stiefelspitze gegen die Halsschlagader. Augenblicklich verlor sie das Bewußtsein.
    Ein halb wütender, halb verblüffter Blick Mericans traf Heinrich, doch der drückte seinen Herrn in die Schleuse und von dort in den Hangar. »Vorwärts! In den Sparklancer! Wir haben nur noch eine halbe Stunde!« Er schloß das Außenschott der Maschine. Mit ausgefahrenen Waffenkränzen stand der Kegler hinter dem Sparklancer. Die beiden INGA 12 halfen Bergen in die Bugluke des Beiboots. Heinrich aktivierte sein Controgravsystem. Über die kleinen Langfinger hinweg schwebte er an Bord. Hinter ihm schloß sich die Bugluke.
    Er nahm hinter Merican Platz. Der identifizierte sich beim Bordhirn und fuhr Instrumente und Triebwerk hoch. Unter dem Frontfenster flammte das VQ-Feld auf. Die Zeitangabe erschien an seinem unteren Rand: 54-02-14 04.00.01. »Noch achtundzwanzig Minuten«, sagte Heinrich. Im Frontfenster sah er, wie das Außenschott des Hangars sich langsam auseinanderschob. »Sollen wir die Roboter mitnehmen? Wer weiß, wozu sie noch gut sein werden.«
    Merican vor ihm im Pilotensessel nickte. Heinrich öffnete die Heckluke und befahl den Robotern einzusteigen.
    »Was geschieht in achtundzwanzig Minuten?« rief Homer Goltz von hinten.
    »Para-Sprung.«
    »Wohin?«
    »Sehr weit weg.«
    Die Roboter waren an Bord. Heinrich schloß Schleuse und Luke. Unter ihnen stand das Hangarschott bereits halb offen. »Wir sind gut in der Zeit, sehr gut! Wenn sie das Bordhirn nicht in den nächsten Minuten von meinen Piratenprogrammen befreien können, sind wir im Hyperuniversum verschwunden, bevor sie das Feuer eröffnen können.«
    Sterne funkelten unter ihnen im All. Die Magnetklammern ließen den Sparklancer los, er sank aus dem Hangar in den Weltraum. Bergen aktivierte das Quantenplasmatriebwerk, drückte das Beiboot schneller nach unten und nahm Fahrt auf. Gleichzeitig fuhr er das KRV-Triebwerk hoch. »Para-Sprung in sechzig Sekunden.« Und dann an die Adresse seines Roboters: »Wo sind wir überhaupt? Hast du bestimmte Koordinaten im Sinn?«
    »Ja.« Heinrich diktierte dem Bordhirn die Koordinaten. »K zweihundertsechsundsechzig Strich S, P vier Strich neun, HLB achtzigkommaneun Strich zweikommasieben Strich zweiundzwanzigkommavier, TPD sechsundzwanzigtausendsechshundertdrei Lichtjahre.«
    »Para-Sprung in zwanzig Sekunden«, sagte Bergen.
    »Wo führst du ins hin, Roboter?« Cludwich klang gereizt.
    »Ins System Tarkus zum Planeten Aqualung.«
    Die JOHANN SEBASTIAN BACH 01 gewann rasch an Geschwindigkeit, das Energieniveau im KRV-Triebwerk wuchs. Niemand schoß auf sie. »Para-Sprung in zehn Sekunden«, sagte Bergen.
    Bald war die LAURIN nur noch ein Reflex im VQ-Feld der Ortung. Ein weißer Strahl schoß aus dem Bug des Sparklancers. Die Sterne in Flugrichtung verschwammen, blendend weiße Lichtnebel verhüllten die Sicht. Dann war es, als rissen die Nebel auf, und eine Flut grellbunter Blitze ergoß sich ins All. Sekunden später funkelten dichte Sternkonstellationen im Frontkuppelfenster. Münzgroß flammte eine Sonne in ihrem Zentrum.
    »Tarkus«, sagte der Subgeneral. Seufzen und Aufatmen ging durch den Passagierraum. »Wir haben es tatsächlich geschafft!«
    »Danke, Heinrich!« Von hinten und von der Seite legten sich Hände auf die Schultern des Roboters. »Danke!« Sogar Cludwich behandelte ihn plötzlich wie einen Menschen.
    »Warum hast du mich daran gehindert, die Ferròn zu töten?« Merican Bergen drehte sich nach Heinrich um. Er wirkte zerknirscht.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Heinrich.
     
    *
     
    Zunächst war es vollkommen dunkel. Ihm war, als schwebe er eine schwarze Röhre hinauf. Hoch über ihm, wahrscheinlich am Ende der Röhre, warteten Nässe, Kälte, Schmerz und ein nervtötendes Geräusch. Er hatte keine Lust, dorthin
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