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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado
Autoren: Cassie Miles
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auf die Stiche gegeben hatte, konnte sie sehen, dass seine linke Gesichtshälfte rot und geschwollen war.
    „Ich brauche Sie", sagte er. „Wegen der Straßensperren. Ich kann nicht mit dem Auto verschwinden, ich muss zu Fuß flüchten."
    „Sind Sie verrückt? Es ist Mitte September. Die Temperaturen fallen nachts unter den Gefrierpunkt. Es könnte sogar schneien."
    Vorsichtig beugte er sich nach unten, um Pookie, der sich neben ihm auf den Boden gelegt hatte, zu tätscheln. „Das ist genau der Grund, warum ich Sie brauche. Ich habe keine Ahnung, wie man in den Bergen überlebt. Ich bin nur ein kleiner Computerfreak aus Florida."
    Danach sah er ganz gewiss nicht aus, mit diesen breiten Schultern und dem dunklen, attraktiven Gesicht. Allerdings auch nicht wie ein Mörder. Aber das äußere Erscheinungsbild konnte täuschen.
    Als er auf die Füße kam und vor ihr stand, überragte er sie um Längen. „Packen Sie Ihre Ausrüstung zusammen. Gehen Sie davon aus, dass wir etwa eine Woche unterwegs sein werden."
    „So lange?" Ihre Stimme überschlug sich. „Aber wer soll sich in der Zeit um Pookie kümmern?"
    Beim Klang seines Namens sprang der Hund hoch und schaute zwischen Emily und Jordan hin und her. „Wuffz. Wau."
    „Wir nehmen den Hund auch mit", sagte Jordan. „Und jetzt los."
    Da Emily immer auf einen Notfall vorbereitet war, dauerte es nicht lange, bis sie zwei Rucksäcke mit Schlafsäcken, Kletterausrüstung, Medikamenten und medizinischem Gerät gepackt hatte, außerdem gefriergetrocknetes Essen für sich und Jordan und Welpenfutter für Pookie.
    „Haben Sie Landkarten im Haus?" fragte er.
    „In der linken obersten Schublade meines Schreibtischs."
    „Ich vermute, dass Sie kein GPS-Gerät haben?"
    „Was ist denn das?"
    „GPS steht für Global Positioning Satellite. Satelliten senden Signale aus, die vom Nutzer empfangen werden. Dadurch kann man über elektromagnetische Kurzwellen mit mindestens drei Satelliten in Verbindung treten und Positionen auf der Erde mit einer Genauigkeit von bis zu zehn Metern ermitteln. Und die exakte Position auf einer Karte bestimmen."
    Schon bei dem Wort Kurzwellen hatte sie abgeschaltet, aber sie nickte wie immer, wenn man ihr etwas Technisches erklärte. „So was habe ich nicht."
    Beim Packen grübelte Emily darüber nach, wie sie ohne Satelliten und Kurzwellen entwischen konnte. Einfach war besser. Wenn sie jetzt sofort wegrannte, konnte sie ihr Auto erreichen, das sie weniger als dreißig Meter von der Eingangstür entfernt geparkt hatte? Nur ein schneller Sprint, und schon würde sie hinter dem Steuer sitzen. Dann würde sie losfahren und nicht zurückschauen, bis sie telefonisch mit dem Büro des Sheriffs Kontakt aufgenommen hatte.
    Aber sie musste sofort handeln. Sobald sie einmal in den Bergen waren, würde eine Flucht um einiges schwieriger werden. Zum Auto zu rennen war die beste Lösung. Aber ganz tief in sich verspürte sie so etwas wie Bedauern. Jordan hatte begonnen, ihr zu vertrauen. Er hatte die 22er-Auto-matik in den Bund seiner Levi's geschoben. Irgendwie kam es ihr nicht richtig vor, ihn so zu hintergehen.
    „Ich bin fertig." Sie schloss den letzten Riemen ihres Rucksacks und verlagerte ihr Gewicht auf die Fersen. Immer wieder schoss ihr der Fluchtplan durch den Kopf. Sie wagte es nicht, Jordan direkt anzusehen, aus Angst, er könne ihre Gedanken erraten. „Ich muss noch einmal zur Toilette, bevor wir losgehen."
    „Emily?"
    Sie starrte ihn beunruhigt an. Wusste er, was sie vorhatte? „Was ist?"
    „Sind Sie in Ordnung?"
    „Sehr witzig." Sie versuchte, ihre Anspannung mit Sarkasmus zu überspielen. „Ich verbringe meine Samstage besonders gerne auf diese Weise. Als Geisel, die gezwungen wird, eine Bergtour zu machen."
    „Es war nicht meine Absicht, dass dies passiert."
    Die Ernsthaftigkeit, mit der er sprach, irritierte sie. „O bitte! Was hatten Sie denn ursprünglich geplant? Sie hätten mich doch so oder so nicht einfach hier lassen können. Sie wussten, dass ich dann den Sheriff anrufen würde."
    „Bitte glauben Sie mir eines, Emily. Ich möchte Ihnen nicht wehtun."
    „Sie haben eine merkwürdige Art, das zu beweisen." Sie stand auf und sah ihn direkt an.
    „Sie haben mich fast erwürgt, als ich durch die Tür gekommen bin."
    „Ich musste dafür sorgen, dass Sie den Ernst der Lage begriffen."
    „Und wenn ich mich gewehrt hätte? Was hätten Sie in Kauf genommen, um mich zu überwältigen?"
    „Ich war mir ziemlich sicher, dass Sie kein
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