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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado
Autoren: Cassie Miles
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dem dicken weißen Teppich vor ihrem Himmelbett.
    Das Spitzennachthemd war über ihre Schenkel hochgerutscht. Der Schuss hatte sie in die Brust getroffen. Jordan warf die Pistole weg und fiel neben ihr auf die Knie. Er berührte ihren Hals, konnte aber keinen Puls feststellen. Nichts.
    „Hilfe!" schrie Jordan. Die Haushälterin musste da sein. „Rita, Hilfe!"
    Lynette starrte ihn mit leerem, ausdruckslosem Blick an. Ihre Haut war kalt. Verdammt, sie konnte nicht tot sein! Ihre Wangen waren leicht gerötet.
    Jordan tippte die Notrufnummer in sein Handy. „Einen Krankenwagen! Schicken Sie einen Krankenwagen!" Er nannte die Adresse. „Wie kann ich sie wiederbeleben? Sagen Sie schon!"
    „Sir, wenn Sie einen Augenblick dranbleiben, kann ich ..."
    Er warf das Telefon zur Seite. Wenn überhaupt noch ein Rest Leben in Lynettes Körper war, dann musste er schnell handeln. Er legte ihre Beine nebeneinander. Ihre nackten Arme klebten vor Blut. Als er ihren Oberkörper anhob, kippte ihr Kopf zurück, und ihr glänzendes schwarzes Haar fiel wallend über seinen Arm. Einen Moment lang drückte er sie an sich. Er hatte sich ein Ende gewünscht. „Aber nicht so, mein Gott, doch nicht so!"
    Rita Ramirez trat ins Zimmer. Sie trug einen gelben Bademantel.
    „Rita!" rief er. „Sie müssen ihr helfen."
    Die Haushälterin wich zurück. Ihre Hände flogen hoch, und sie presste sie vor den Mund.
    „Dios mio, Jordan. Was haben Sie nur getan?"

1. KAPITEL
    16. September, Cascadia, Colorado
    „Und so sieht die Wunde aus." Mit einem roten Filzstift malte Emily Foster zwei einander gegenüberliegende Punkte auf den Arm einer siebenjährigen Pfadfinderin. Sie sollten die Bisswunde einer Klapperschlange darstellen. Die anderen acht Mädchen und die Truppenleiterin standen im engen Kreis um den Tisch in der Leitzentrale des Rettungsdienstes von Cascadia. „Kann mir irgendjemand sagen, was man jetzt als Nächstes tun muss?"
    „Ich weiß es", rief ein engelhafter kleiner Rotschopf. „Sie müssen die verdammte Schlange erschießen."
    „Die Schlange ist längst nicht mehr da." Emily zog es eigentlich vor, eine Erste-Hilfe-Stunde nicht ausgerechnet mit Schlangenbissen zu beginnen. Wenn es nach ihr ginge, würde sie überhaupt nicht über Reptilien sprechen - diese schleimigen, hinterhältigen, Furcht einflößenden Kreaturen. Aber Kinder interessierten sich nun mal viel mehr für Katastrophen.
    Begegnungen mit Klapperschlangen, Berglöwen und Grizzlybären waren viel spannender, als sich zu merken, woran man giftigen Efeu erkannte. „Wer weiß also, was als Nächstes zu tun ist?"
    „Man muss das Gift raussaugen", sagte Libby Hanson, die Tochter der Truppenleiterin.
    „Und dann ausspucken."
    Das rothaarige Engelchen grinste frech. „Und wenn jemand in den Hintern gebissen wurde?"
    „Krass", sagte ein großes, schon sehr entwickeltes Mädchen mit langen braunen Haaren, die ihr bis zur Taille reichten. „Ich würde niemals am Hintern von egal wem saugen."
    „Außer an dem von Johnny Jamison", rief das ungezogene Engelchen.
    „Beruhigt euch, Mädels." Yvonne, die Truppenleiterin und Mutter von vier Kindern, legte entsprechende Autorität in ihre Stimme, aber die kleinen Pfadfinderinnen hörten gar nicht hin.
    Sie waren in haltloses Kichern ausgebrochen.
    „ Ruhe!" rief Yvonne. Mahnend hob sie eine Hand in die Höhe.
    Diejenigen Mädchen, die nicht gerade saugende Geräusche an ihren Armen machten, wackelten dafür mit ihren kleinen knochigen Hintern.
    „Still!" rief Yvonne. „Sonst gibt's nachher keine Snacks."
    Sofort kehrte Ruhe ein, und Emily warf Yvonne einen dankbaren Blick zu. Sie fühlte sich in Gegenwart von Kindern nie sonderlich wohl, vor allem nicht, wenn sie in Gruppen auftraten. Sie zu kontrollieren war genauso schwer, wie an einer Gabel baumelnde Spaghetti nicht fallen zu lassen. „Um genau zu sein wird die Saug-und Spuck-Methode nicht mehr empfohlen. Zuerst säubern und desinfizieren wir die Wunde." Sie ahmte die Bewegung nach.
    „Dann bringen wir einen Druckverband ein paar Zentimeter oberhalb an. Nicht zu fest. Es ist ganz wichtig, dass das Opfer nicht beunruhigt wird."
    Die vorgeblich von einer Schlange gebissene Pfadfinderin streckte sich entspannt aus, und Emily beendete die Behandlung, indem sie ein gefaltetes Stück Mull oberhalb des Bisses festklebte. „Damit übt man direkten Druck auf die Wunde aus. So, und nun?"
    „Hilfe holen", sagte Yvonnes Tochter.
    „Ganz richtig." Emily streckte einen Daumen nach
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