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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado
Autoren: Cassie Miles
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oben. „Noch irgendwelche Fragen?"
    Eins der Mädchen meldete sich. „Ist das Ihre echte Haarfarbe?"
    Emily tastete nach ihrem lockigen blonden Pferdeschwanz. „Ja."
    „Ich habe mich nur gewundert, weil Ihre Augen so merkwürdig grün sind und nicht blau wie bei den meisten Blondinen."
    „Ich denke, wir sollten uns um die Erste Hilfe kümmern, nicht wahr?" Emily lockerte den Verband am Arm des freiwilligen Opfers.
    Das unwiderstehliche Engelchen fragte: „Haben Sie schon mal jemanden sterben sehen, der von einer Schlange gebissen wurde?"
    „Nie."
    „Aber Sie haben schon Leute sterben sehen, oder? Schließlich sind Sie ja Krankenschwester."
    Bis Emily vor drei Jahren nach Cascadia gezogen war, hatte sie in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Denver gearbeitet und oft genug sinnlose und grausame Todesfälle erlebt.
    Mein Gott, wie oft hatte sie Menschen sterben sehen. Die Hilflosigkeit und das Entsetzen hatten sich tief in ihre Seele eingebrannt. Aber das war nun wirklich nicht das passende Thema für siebenjährige Pfadfinderinnen. „Das Wichtigste ist", entgegnete sie, „dass man Gefahren vermeidet. Wer kann mir die wichtigste Sicherheitsregel in den Bergen sagen?"
    „Sei vorsichtig und vorausschauend", antworteten die Mädchen im Chor.
    „Und die zweite Regel?"
    „Sei vorbereitet."
    „Und wenn ein Unfall geschieht?" fragte sie weiter.
    „Ruhig bleiben. Die Notrufnummer 911 wählen. Erste Hilfe leisten."
    „Ich kapier das nicht", sagte das frühreife Mädchen. „911 ist die Telefonnummer von Sheriff Litvak. Warum ist das dieselbe wie die Notrufnummer?"
    „Er nimmt dann Kontakt mit der Notrufzentrale auf", erklärte Emily.
    „Ruft er Sie zu Hause an? Und was ist, wenn Sie gerade keine Zeit haben?"
    „Dann lasse ich trotzdem alles stehen und liegen und renne los", antwortete Emily.
    „Meistens treffen wir uns genau hier, hinter der Praxis von Dr. Cannon."
    Die Leitstelle der Freiwilligen Rettungseinheit von Cascadia war nicht größer als eine Doppelgarage und in etwa genauso glamourös. Der Raum war mit alten Tischen, Stühlen und einem antik anmutenden Kühlschrank ausgestattet. Die Ausrüstung aus Skiern, Schneeschuhen, Tragen, Eishaken und Nylonseilen jedoch war auf dem neuesten Stand der Technik. An den Wänden hingen wunderschöne Luftaufnahmen der Berge. Es gab Funksprechgeräte, ein Satellitentelefon und zwei Computer - elektronische Geräte, die Emily bis heute nicht wirklich begriffen hatte.
    Am Ende ihrer Demonstration verteilte sie kleine Erste-Hilfe-Köfferchen, auf denen die Adresse und Telefonnummer des Cascadia-Rettungsdienstes klebte. Aus Erfahrung wusste sie, dass die meisten dieser Köfferchen als Spielzeug endeten, aber zumindest würden die Kinder über Sicherheitsmaßnahmen nachzudenken beginnen.
    Dr. Spence Cannon, ein junger und äußerst beliebter Allgemeinmediziner, streckte seinen Kopf durch die Tür, die direkt in seine Praxis führte. „Ich dachte schon, ich hätte hier irgendwo Mäuse gehört."
    Aufgeregt scharten sich die Pfadfinderinnen um ihn. „Wir sind doch keine Mäuse!"
    „Und wie wollt ihr mir dann eure großen Ohren erklären?" Spence zog an ein paar Zöpfen.
    „Und diese langen Schwänze?"
    „Ich bin ein Adler", rief der Rotschopf, breitete die Arme aus und begann durch den Raum zu segeln.
    „Ach ja? Und ich bin ein Wolf." Libby Hanson entblößte ihre Fangzähne und knurrte.
    Das frühreife Mädchen brachte sich in Positur. „Ich bin ein Supermodel."
    Emily trat neben Yvonne und beobachtete, wie Spence sich zusammen mit den Mädchen an den Tisch setzte, um sich über Sandwiches und Limonade herzumachen. „Er kann mit Kindern großartig umgehen", sagte sie.
    „Allerdings", stimmte Yvonne zu. „Was für ein Glück für uns, dass er sich hier niedergelassen hat. Mit diesen blonden Haaren und den babyblauen Augen hätte er mit einer Praxis in Aspen ein Vermögen machen können."
    Obwohl Cascadia nur etwa eine Stunde von dem sagenhaften Skigebiet entfernt war, lagen in wirtschaftlicher Hinsicht Millionen Kilometer dazwischen. Cascadia konnte man nun wirklich nicht als einen Ferienort bezeichnen. Es war kein malerisches Bergdorf mit Viktorianischen Villen, Apartmenthäusern und Souvenirläden. Die meisten Einwohner arbeiteten in Aspen und wohnten in eher bescheidenen Blockhütten, in Wohnwagen oder Motelzimmern.
    „Spence passt hierher", sagte Emily. „Er ist ein netter Kerl."
    In ihrem Fall war die Bezeichnung „nett" für einen Mediziner ein
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