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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado
Autoren: Cassie Miles
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Rechtfertigung ihres bescheidenen Gehalts darstellten, war sie froh, diese Aufgabe hinter sich zu haben. Nachdem sie bereits morgens alle Besorgungen erledigt hatte, konnte sie nun den Rest des Wochenendes mit einem guten Buch verbringen oder mit Pookie spazieren gehen oder endlich mit den lästigen Arbeiten an der Hütte beginnen, die noch vor dem ersten Schneefall fertig sein mussten.
    Emily rutschte hinter das Steuer ihres alten Landrover und fuhr durch die Stadt. Nach etwa zwanzig Minuten rumpelte sie über den einsamen Weg, der zu ihrer einsamen Behausung führte. Ihre Blockhütte - die solange sie denken konnte bereits ihrer Familie gehörte - stand direkt am Waldrand. Sie hatte keine Nachbarn, abgesehen von den Streifenhörnchen, einem Elch und den Kolibris. Manchmal bekam sie tagelang keine menschlichen Laute zu hören.
    Obwohl sie gelegentlich befürchtete, sich in eine exzentrische Einsiedlerin mit wirrem Haar zu verwandeln, liebte Emily ihr abgeschiedenes Leben. Sicher in ihrer Hütte aufgehoben, brauchte sie die tägliche Dosis an Antidepressiva nicht mehr. Die Angstattacken kamen nur noch ganz selten. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen, als sie dem Wahnsinn und dem unmenschlichen Stress in der städtischen Notaufnahme den Rücken gekehrt hatte, wo es täglich, wenn nicht sogar stündlich, um Leben und Tod ging. Der Druck war zu stark gewesen. Heute, mit zweiunddreißig, zog sie die Einsamkeit vor, sie brauchte sie sogar.
    Emily parkte vor ihrer Hütte. Nachdem sie ausgestiegen war, blieb sie einen Moment stehen und betrachtete die mit Koniferen bewachsenen und jetzt von der Sonne beschienenen Hügel. Es war ein warmer Septembernachmittag. Der Himmel über ihr erstreckte sich in tiefem, endlosem Blau. Mein Gott, wie wunderschön! Eine frische Brise streifte ihre Wangen und zerzauste ihre blonden, lockigen Haare. Der Herbst war ihre liebste Jahreszeit. Er überzog die Blätter der Espen auf den Berghängen mit schimmerndem Gold. Frischer Schnee glitzerte auf den Gipfeln in der Nähe des Continental Divide.
    Ein karamellfarbenes Fellknäuel kam auf sie zugeschossen. Sie versuchte zwar, Pookie nach dem Programm von Yvonne zu erziehen, aber wenn sie ehrlich war, fand sie es herrlich, dass ihr Welpe vor Vergnügen mit dem ganzen Körper wackelte, sobald er sie sah. Und sie war auch entzückt über sein Begrüßungsgebell.
    „Wau-wuffz." Pookie drückte sich gegen sie. Er legte seine übergroßen Pfoten auf ihre Schenkel und ließ die Zunge aus dem Maul hängen.
    „Wie bist du rausgekommen?" fragte sie, während sie ihn zwischen den Ohren kraulte.
    „Ich bin mir sicher, dass ich dich im Haus gelassen habe."
    „Wuffz, wau." Er setzte sich auf die Hinterpfoten und legte den Kopf schräg, was wohl das hündische Äquivalent zu einem Schulterzucken sein sollte.
    „Waschbären", murmelte sie. Dieses Pack mit den Maskengesichtern drang einfach überall ein. Vermutlich hatten sie eines der Fenster aufgestoßen.
    Von Pookie gefolgt, erklomm sie die Treppe zur Veranda. Die Vordertür war unverschlossen. Hatte sie sie offen gelassen? Als Emily in die Hütte trat, wurde sie von hinten gepackt. Der eiskalte Lauf einer Pistole bohrte sich in ihren Nacken. „Ganz ruhig", flüsterte eine heisere Stimme.
    Zwar hatte sie in der Stadt Selbstverteidigungskurse besucht, aber mit einem Mal war ihr Kopf ganz leer. Der unerwartete Angriff hatte sie vollkommen überrascht. Sie hielt den Atem an. Ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus.
    „Ich werde Ihnen nichts tun", sagte der Mann. Er sprach mit leichtem Südstaatenakzent.
    „Ich brauche Ihre Hilfe, Miss Foster."
    Er kannte ihren Namen. „Wer sind Sie?"
    Er antwortete nicht. Sein muskulöser Arm umklammerte ihren Hals ein wenig fester und drückte gegen ihre Luftröhre. Ihr Körper wurde noch enger an seinen gepresst, sie spürte, dass er sehr groß war. Ihr Kopf reichte kaum bis an seine Schultern. Es war aussichtslos, sich zu wehren. Selbst ohne Pistole hätte er sie mit Leichtigkeit überwältigen können.
    Was wollte er? Sie zitterte. Sie konnte es einfach nicht fassen. Sie hatte sich hier doch immer so sicher gefühlt. Keuchend rang sie um Luft.
    Auf Pookie machte ihre Panik allerdings nicht den geringsten Eindruck. Er hüpfte um sie herum, stolperte über seine eigenen Pfoten und schien sich über das neue Spiel zu freuen.
    „Wau, wau. Wuff."
    „Bitte", flehte Emily. „Lassen Sie mich los."
    „Ich denke darüber nach."
    Er spielte mit ihr, schien
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