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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado
Autoren: Cassie Miles
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ihr gewesen, dem Hubschrauber kein entsprechendes Signal zu geben. So ein Fehler würde ihr nicht noch einmal unterlaufen. Auf dem Weg durch die Berge würde sie schon noch ihre Revanche bekommen. Sie nahm sich vor, so viele Spuren wie möglich zu hinterlassen.
    Noch immer rasend vor Wut, trat sie aus dem Haus und begann mit energischen Schritten loszulaufen. Die Leine hielt sie zurück, und sie wirbelte herum. „Was ist?"
    „Wir sollten unter dem Schutz der Bäume laufen, bis es dunkel wird. Ihr Freund mit dem Hubschrauber könnte zurückkommen."
    „Schön", zischte sie.
    „Ich möchte, dass wir uns östlich halten", sagte Jordan. „Also zurück Richtung Aspen."
    „Das ist so ziemlich das Dümmste, was ich je gehört habe. Jedermann wird in Aspen nach Ihnen suchen. Warum wollen Sie ein solches Risiko eingehen?"
    „Weil ich etwas herausfinden muss", sagte er.
    „Was?" Sie hatte genug von seinen rätselhaften Antworten. Auch wenn er glaubte, dass sie seine Logik nicht nachvollziehen konnte, so hatte sie trotzdem das Recht zu wissen, was in seinem Kopf vorging. „Raus mit der Sprache, Jordan. Was genau wollen Sie in Aspen herausfinden?"
    „Ich will wissen, wer meine Frau ermordet hat."
    Nachdem sie zwei Stunden und zwanzig Minuten marschiert waren, tat Jordan jeder einzelne Knochen seines Körpers weh. Die Schusswunde am Arm war nichts gegen die schmerzenden Muskeln in seinen Schenkeln und seinem unteren Rücken. Das Pochen der Naht in seinem Gesicht breitete sich nach und nach über seinen gesamten Kopf aus. Obwohl er nun schon seit ein paar Monaten in den Bergen war und sich inzwischen akklimatisiert hatte, bekamen seine Lungen nicht genug Sauerstoff.
    Es half auch nicht gerade, dass Emily die ganze Zeit bergauf ging und absichtlich Zweige zurückschnellen ließ, damit sie ihn trafen. Alle fünf Minuten zerrte sie so sehr an dem verhassten Seil, das sie zusammenhielt, dass ein Ruck durch seinen ganzen Körper ging., Doch Jordan beschwerte sich nicht. Weder er noch Emily hatten seit über einer halben Stunde ein Wort gesprochen.
    Der Einzige, der über ihre Wanderung froh zu sein schien, war Pookie. Der Hund sprang vor ihnen her, kletterte über Steine und schoss durch die Tannenwälder. Doch auf einmal blieb er stehen und schaute umher. Hatte er etwas gesehen? Näherten sich vielleicht Suchtrupps?
    „Stopp", rief Jordan.
    „Wieso?" Emily hielt an und wandte sich nach ihm um. Ein böses Lächeln umspielte ihren hübschen Mund. „Sind Sie müde?"
    Verdammt richtig! Aber diese Schwäche hätte er niemals zugegeben. „ Pookie hat etwas entdeckt."
    Die Haare in Pookies Nacken hatten sich aufgerichtet, dann hetzte er zwischen den Bäumen hindurch. „Wau-wau-wuffz."
    „Was bedeutet das?" fragte Jordan flüsternd. „Warum macht er so einen entsetzlichen Lärm?"
    „Ich beherrsche die Hundesprache nicht", sagte sie ironisch.
    Er zog sie hinter einen stachligen Busch und duckte sich. Unbeholfen holte er die Pistole aus seinem Rucksack. Stimmte schon, es war eine Erbsenschleuder. Mit einer 22er-Automatik konnte er egal aus welcher Entfernung nicht sonderlich genau zielen. Aber sie war trotzdem besser als gar nichts.
    „Wuuf." Pookie kam zu ihnen zurückgehüpft und sah dabei irgendwie triumphierend aus.
    Als wäre er sehr stolz auf sich.
    „Was war denn da, mein Junge?" Emily grinste den Hund an. „Ein bösartiges Streifenhörnchen? Ein teuflisches Reh?"
    Pookie schüttelte sich ausgiebig.
    „Nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssten", sagte sie. „Es sei denn, Sie befürchten, von einer Armee wütender Eichhörnchen umzingelt zu werden."
    Sie hatte leicht reden. Sie wollte schließlich nichts lieber, als gefunden werden.
    Jordan konnte kaum fassen, dass sie offenbar aus Versehen einmal nett gewesen war und den Hubschrauber weggeschickt hatte. Seine Flucht wäre in diesem Augenblick vorbei gewesen. Doch sie hatte ihn gerettet. So viel Hilfe konnte er wohl kein zweites Mal von ihr erwarten.
    „Fertig?" fragte sie fordernd.
    „Lassen Sie uns weitergehen."
    Sie schlug ein schnelles Tempo an, und er war gezwungen, sich ihrem Schritt anzupassen.
    Ihre Ausdauer erstaunte ihn. Sie kletterte wie ein amerikanisches Dickhornschaf in Bergschuhen mit sicherem Schritt einen schmalen, fast nicht sichtbaren, stetig ansteigenden Waldpfad entlang. Aufwärts, verdammt, immerzu ging es aufwärts.
    Jordan wünschte, er hätte so festes Schuhwerk wie sie. Er trug billige Leinenschuhe, Gefängnis-Turnschuhe, die ihm nur
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