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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven
Autoren: Robert Jordan
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auf die Treppe im rückwärtigen Teil des Raums wies, verschwendete er keine Zeit mit fragenden Blicken; er stellte seinen Weinbecher ab, stand auf und ging zur Treppe. Sogar nur mit dem kleinen Messer am Gürtel sah er gefährlich aus, aber daran konnte man nichts ändern. Mehrere Männer sahen in Rands Richtung, aber aus irgendeinem Grund schauten sie schnell zur Seite, wenn er ihre Blicke erwiderte.
    In der Nähe der Küche blieb Rand an der Tür zu dem Frauenraum stehen. Männern war hier der Zutritt nicht gestattet. Abgesehen von den paar Blumen, die man auf die gelben Wände gemalt hatte, war der Frauenraum auch nicht viel aufwendiger als der Schankraum, allerdings waren die Lampenständer und die Kamingitter ebenfalls gelb bemalt. Die gelben Schürzen der weiblichen Bedienungen unterschieden sich in nichts von denen der Männer im Schankraum. Frau Nalhera, die schlanke, grauhaarige Wirtin, saß an demselben Tisch wie Min, Nynaeve und Alivia, und sie alle unterhielten sich bei einer Tasse Tee und lachten viel.
    Der Anblick der ehemaligen Damane ließ Rand die Zähne zusammenbeißen. Nynaeve behauptete, die Frau hätte darauf bestanden, sie zu begleiten, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es überhaupt jemanden gab, der erfolgreich bei ihr auf etwas bestehen konnte. Sie wollte Alivia aus irgendeinem geheimen Grund dabei haben. Seit er Elayne verlassen und sie abgeholt hatte, benahm sie sich sehr geheimnisvoll, so als würde sie mit aller Mühe daran arbeiten, eine Aes Sedai zu sein. Die drei Frauen hatten sich hochgeschlossene Gewänder in der Mode von Far Madding besorgt, deren Oberteile und Schultern mit gestickten Blumen und Vögeln übersät waren und bis ans Kinn reichten, obwohl Nynaeve manchmal über sie meckerte. Zweifellos hätte sie das derbe Tuch von den Zwei Flüssen dem feineren hiesigen Stoff vorgezogen. Der rote Punkt des Ki'sain auf ihrer Stirn zog alle Blicke auf sich, doch als hätte das nicht ausgereicht, hatte sie sich mit genug Schmuck behängt, um zu einer Audienz der Königin zu gehen. Da waren ein schmaler goldener Gürtel und eine lange Halskette und jede Menge Armreifen, die mit hellblauen Saphiren und ihm unbekannten polierten grünen Steinen besetzt waren, und an jedem Finger ihrer rechten Hand steckte ein passender Ring. Ihr Großer Schlangenring war irgendwo verborgen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber der Rest sorgte für zehnmal so viel. Die meisten Leute hätten den Ring einer Aes Sedai nicht erkannt, wenn sie ihn gesehen härten, aber jeder konnte sehen, dass in diesen Edelsteinen eine Menge Geld steckte.
    Rand räusperte sich und senkte den Kopf. »Frau, ich muss oben mit dir sprechen«, sagte er. Und fügte gerade noch rechtzeitig hinzu: »Wenn es dir gefällt.« Er konnte es nicht dringenderer machen, nicht, wenn er den Anstandsformen genügen wollte, aber er hoffte, dass sie nicht länger blieben. Vielleicht taten sie es ja doch, und wenn auch nur, um der Wirtin zu demonstrieren, dass sie nicht unter seiner Fuchtel standen. Aus irgendeinem Grund schienen die Menschen in Far Madding tatsächlich dem Glauben anzuhängen, dass auswärtige Frauen sprangen, wenn es ihre Männer ihnen befahlen!
    Min drehte sich auf ihrem Stuhl herum und grinste ihn an, wie sie es jedes Mal tat, wenn er sie seine Frau nannte. Sie war in seinem Kopf gegenwärtig und das Gefühl kündete von Wärme und Freude, und plötzlich sprühte es vor Belustigung. Sie fand ihre Situation in Far Madding sehr amüsant. Ohne den Blick von ihm zu wenden, beugte sie sich zu Frau Nalhera herüber und sagte etwas mit leiser Stimme, das die ältere Frau vor Lachen gackern und Nynaeve gequält das Gesicht verziehen ließ.
    Alivia stand auf und sah nicht einmal annähernd wie die unterjochte Frau aus, die er Taim übergeben hatte. All diese gefangen genommenen Damane und Sul'dam waren eine Bürde gewesen, und er hatte aufgeatmet, als er sie endlich losgeworden war. Ihr blondes Haar wies weiße Strähnen auf und in ihren Augenwinkeln gab es feine Fältchen, aber in diesen Augen loderte jetzt ein wildes Feuer. »Nun?«, sagte sie gedehnt und starrte auf Nynaeve herunter, aber irgendwie ließ sie das Wort zugleich wie eine Kritik und einen Befehl klingen.
    Nynaeve schenkte der Frau einen finsteren Blick und nahm sich reichlich Zeit, um aufzustehen und die Röcke zu glätten, aber immerhin stand sie auf.
    Rand wartete nicht länger, sondern eilte nach oben. Lan stand oben an der Treppe, gerade außerhalb der
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