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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven
Autoren: Robert Jordan
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Sicht des Schankraums. Rand erstattete leise einen knappen Bericht über das, was geschehen war. Lans steinernes Gesicht regte sich nicht.
    »Wenigstens einer von ihnen ist erledigt«, sagte er und wandte sich dem Zimmer zu, das er sich mit Nynaeve teilte. »Ich packe unsere Sachen.«
    Als Min endlich das Zimmer betrat, das Rand mit ihr bewohnte, war er damit beschäftigt, ihre Kleider aus dem hohen Schrank zu holen und in den Reisekorb zu stopfen. Nynaeve und Alivia folgten ihr.
    »Beim Licht, so ruinierst du bloß unsere Sachen«, rief Min aus und drängte ihn mit der Schulter von dem Korb fort. Sie packte Kleidungsstücke wieder aus, faltete sie sauber zusammen und legte sie neben seinem friedensgebundenen Schwert aufs Bett. »Warum packen wir?«, fragte sie, ließ ihm aber keine Zeit für eine Antwort. »Frau Nalhera meinte, du würdest nicht so mürrisch sein, wenn ich dir jeden Morgen ein paar Schläge mit der Rute verpasse.« Sie lachte und schüttelte einen der Mäntel aus, die sie hier nicht trug. Er hatte ihr versprochen, ihr neue zu kaufen, aber sie weigerte sich, die bestickten Mäntel und Kniebundhosen zurückzulassen. »Ich habe ihr gesagt, ich würde es mir überlegen. Lan gefällt ihr sehr.« Plötzlich sprach sie mit verstellter schriller Stimme weiter und äffte die Wirtin nach. »Ich sage es ja immer, ein ordentlicher, ruhiger Mann ist auf jeden Fall einem hübschen Gesicht vorzuziehen.«
    Nynaeve schnaubte verächtlich. »Wer will schon einen Mann, der durch Reifen springt, wann immer man will?« Rand starrte sie an, Min blieb der Mund offen stehen. Das war doch genau das, was Nynaeve mit Lan veranstaltete, und Rand konnte einfach nicht begreifen, wieso der Mann das überhaupt mitmachte.
    »Ihr denkt zu viel über Männer nach, Nynaeve«, sagte Alivia. Nynaeve runzelte die Stirn, aber statt etwas zu erwidern, stand sie einfach da und spielte an einem ihrer Armreifen herum, einem seltsamen Schmuckstück, von dem sich flache Goldketten über ihren linken Handrücken bis zu Ringen an allen vier Fingern spannten. Die ältere Frau schüttelte den Kopf, als wäre sie enttäuscht, keine stärkere Reaktion hervorgerufen zu haben.
    »Ich packe, weil wir abreisen müssen, und zwar schnell«, sagte Rand hastig. Nynaeve war im Augenblick still, so seltsam das auch war, aber wenn ihr Gesicht noch eine Spur dunkler wurde, würde sie an ihrem Zopf zerren und so lange herumbrüllen, dass stundenlang keiner auch nur ein Wort dazwischenschieben konnte.
    Bevor er mit dem Bericht zu Ende war, den er bereits Lan gegeben hatte, hörte Min auf, Sachen zu falten und fing an, ihre Bücher in den zweiten Reisekorb zu verstauen, und zwar so hastig, dass sie darauf verzichtete, sie wie gewöhnlich mit Umhängen zu polstern. Die beiden anderen Frauen starrten ihn an, als hätten sie ihn noch nie zuvor gesehen. Für den Fall, dass sie nicht so rasch begriffen wie Min, fügte er ungeduldig hinzu: »Rochaid und Kisman haben mich in einen Hinterhalt gelockt. Sie wussten, dass ich ihnen folge. Kisman ist entkommen. Wenn er dieses Gasthaus kennt, könnten er und Dashiva und Gedwyn und Torval hier auftauchen, vielleicht in zwei oder drei Tagen, vielleicht auch in einer Stunde.«
    »Ich bin nicht blind«, sagte Nynaeve, die ihn noch immer anstarrte. Ihre Stimme war leidenschaftslos; protestierte sie nur der Form halber? »Wenn du willst, dass es schnell geht, solltest du Min helfen, statt wie ein Wollkopf herumzustehen.« Sie starrte ihn noch einen Augenblick länger an, dann schüttelte sie den Kopf, bevor sie das Zimmer verließ.
    Alivia schloss sich ihr an, verharrte jedoch und starrte Rand finster an. Nein, sie hatte wirklich nichts Demütiges mehr an sich. »Auf diese Weise könntet Ihr den Tod finden«, sagte sie missbilligend. »Ihr habt noch zu viel zu tun, um jetzt schon zu sterben. Ihr müsst uns helfen lassen.«
    Er sah ihr stirnrunzelnd nach, wie sie die Tür hinter sich schloss. »Hast du bei ihr irgendwelche Bilder gesehen, Min?«
    »Ich sehe sie ständig, aber nicht von der Art, die du meinst; es ist nichts, was man verstehen kann.« Eines der Bücher ließ sie die Nase rümpfen und sie legte es zur Seite. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie auch nur einen Band ihrer nicht gerade kleinen Bibliothek zurückließ. Zweifellos beabsichtigte sie, dieses bei der ersten Gelegenheit zu lesen. Sie steckte ihre Nase stundenlang in diese Bücher. »Rand«, sagte sie langsam, »du hast all das getan, einen Mann getötet und
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