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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven
Autoren: Robert Jordan
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Zehennägel sich krümmen und nach einem Halt suchen, den die Steigbügel nicht boten. Sie sah keinen Fluchtweg und doch hoffte sie durch das Studium der Aes Sedai einen zu finden. Sie wusste nur wenig über die Schwestern; sie war die Erste, die dies zugegeben hätte. Vor ihrer Reise nach Cairhien war sie einer Einzigen begegnet, und wenn sie an sie gedacht hatte, dann nur, um dem Licht dafür zu danken, nicht auserwählt worden zu sein, eine von ihnen zu werden. Aber bei Cadsuanes Gefährtinnen gab es Strömungen tief unter der Oberfläche.
    Tiefe, starke Strömungen konnten alles verändern, was an der Oberfläche offensichtlich erschien.
    Die vier Aes Sedai, die unmittelbar nach Cadsuane hindurchgeritten waren, warteten zusammen mit drei Behütern auf ihren Pferden auf der einen Seite der Lichtung. Zumindest war Shalon davon überzeugt, dass Ihvon der Behüter der wilden Alanna war, und Tomas gehörte zu der pummeligen kleinen Verin, aber sie glaubte, den auffallend jungen Mann, der sich dicht an die dicke Daigian hielt, im schwarzen Mantel eines Asha'man gesehen zu haben. Aber dann konnte er wohl kaum ein Behüter sein, oder? Eben war nur ein Junge. Doch wenn die Frau ihn ansah, schien ihr ohnehin übertriebener Stolz noch weiter anzuschwellen. Kumira, eine angenehm aussehende Frau mit blauen Augen, deren Blick messerscharf werden konnte, wenn sie etwas interessierte, saß etwas zur Seite geneigt im Sattel und musterte Eben so intensiv, dass es ein Wunder war, dass er nicht in Stücke geschnitten auf dem Boden lag.
    »Lange mache ich da nicht mehr mit«, knurrte Harine und trat ihr Pferd mit den bloßen Fersen, damit es in Bewegung blieb. Die mit Brokat geschmückte gelbe Seide unterstützte ihre Bemühungen, im Sattel sitzen zu bleiben, genauso wenig, wie es Shalons blaue Seide tat. Sie schwankte umher, jede Bewegung des Tiers ließ sie rutschen und bei jedem Schritt verlor sie beinahe den Halt. Der Wind frischte auf, spielte mit den Enden ihrer Schärpe und ließ ihren Umhang flattern, aber sie hielt es für unter ihrer Würde, die Kleidung zu kontrollieren. Auf den Schiffen wurden Umhänge nur selten benutzt; sie waren im Weg und konnten Arme und Beine in genau dem Augenblick behindern, in dem man sie fürs Überleben brauchte. Moad hatte ihn abgelehnt und verließ sich auf seinen gesteppten blauen Mantel, den er auch in der größten Kälte auf See trug. Nesune Bihara ritt in bronzefarbenes Tuch gekleidet durch das Wegetor und blickte sich um, als wollte sie alles auf einmal in sich aufnehmen, dann kam Elza Penfel, die aus irgendeinem Grund ein mürrisches Gesicht machte und den pelzgesäumten Umhang eng um sich zog. Keine der anderen Aes Sedai schienen große Anstrengungen zu machen, sich vor der Kälte zu schützen.
    »Vielleicht begegne ich dem Coramoor, sagt sie«, murmelte Harine und zerrte an den Zügeln, bis ihr Pferd auf die Seite der Lichtung zuschritt, die jener entgegengesetzt lag, auf der sich die Aes Sedai versammelten. »Vielleicht! Und sie bietet einem diese Möglichkeit an, als wäre es ein Privileg.« Harine musste keine Namen nennen; wenn sie das Wort »sie« auf eine Weise in den Mund nahm, die an den Stich einer Qualle denken ließ, dann konnte sie nur eine Frau meinen. »Ich habe das Recht dazu, es ist ausgehandelt worden! Sie verweigert mir das vereinbarte Gefolge! Ich muss meine Segelherrin zurücklassen und meine Diener!« Erian Boroleos kam voller Anspannung durch die Öffnung, als würde sie ein Schlachtfeld erwarten. Ihr folgte Beldeine Nyram, die nicht mal wie eine Aes Sedai aussah. Beide trugen Grün, Erian von Kopf bis Fuß, Beldeine in den Schlitzen an Ärmeln und Rock. Hatte das etwas zu bedeuten? Vermutlich nicht. »Soll ich mich dem Coramoor wie ein Decksmädchen nähern, das ihrer Segelherrin die Ehre erweist?« Wenn mehrere Aes Sedai zusammen standen, war die glattgesichtige Alterslosigkeit deutlich zu erkennen, selbst wenn das Haar weiß war, konnte man unmöglich sagen, wer zwanzig Jahre oder gar doppelt so alt war, und Beldeine sah einfach wie ein zwanzigjähriges Mädchen aus. Und das sagte einem genauso wenig wie ihre Röcke. »Soll ich etwa selbst mein Bettzeug auslüften und mein Leinen waschen? Sie schießt das Protokoll einfach in den Wind! Ich werde es nicht erlauben! Schluss damit!« Das waren alte Klagen, die sie seit dem vergangenen Abend, als Cadsuane ihre Bedingungen gestellt hatte, falls sie sie begleiten wollten, ein Dutzend Mal geäußert hatte. Diese
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