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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven
Autoren: Robert Jordan
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billige Gasthäuser und drei- oder vierstöckige Wohnhäuser über den Geschäften der Metzger, Kerzenmacher, Barbiere, Blechschmieden, Töpfern und Küfern auftürmten. Kutschen hätten nicht in diese engen Straßen gepasst und es gab auch keine Sänften oder Reiter und nur eine Hand voll livrierter Diener, die Körbe auslieferten, aber abgesehen von den Straßenhütern auf jeden herabsahen, dem sie begegneten. Selbst hier gab es die Patrouillen und Wachtürme.
    Schließlich kam er nahe genug heran, um einen eingehenderen Blick auf den Mann werfen zu können, dem er folgte. Rochaid hatte endlich genug Verstand bewiesen, seinen Umhang zu schließen, um den roten Mantel und das nutzlose Schwert zu verbergen, aber es gab keinen Zweifel an seiner Identität. Tatsächlich schien er jetzt jedes Aufsehen vermeiden zu wollen, denn er schlich dicht an den Läden vorbei. Plötzlich sah er sich verstohlen um, dann schlüpfte er zwischen einem winzigen Korbmachergeschäft und einem Gasthaus, dessen Schild so dreckig war, dass der Name völlig verschmiert war, in eine Gasse. Rand hätte beinahe gegrinst und verschwendete keine Zeit, hinter ihm herzueilen. In Far Maddings Gassen gab es weder Straßenhüter noch Wachtürme.
    Diese Gassen waren noch verwinkelter als die Straßen, die Rand gerade verlassen hatte, und bildeten ihre eigenen Labyrinthe, die sich durch jeden Häuserblock der Stadt schlängelten. Rochaid war bereits außer Sicht, aber Rand konnte das dumpfe Trampeln seiner Stiefel auf dem feuchten, steinigen Boden hören. Die Laute hallten zwischen den fensterlosen Steinwänden hin und her und vervielfältigten sich, bis er kaum noch sagen konnte, wo sie ihren Ursprung nahmen, aber er folgte ihnen und rannte Gassen entlang, die kaum breit genug für zwei Männer waren, die nebeneinander gingen. Wenn sie sich freundlich gesinnt waren. Warum war Rochaid in dieses Labyrinth gegangen? Was auch immer sein Ziel war, er wollte dort möglichst bald eintreffen. Aber er konnte nicht wissen, welche Gassen er nehmen musste, um von einem Ort zum anderen zu gelangen.
    Plötzlich wurde sich Rand bewusst, dass die einzigen Stiefel, die er hörte, seine eigenen waren, und er blieb wie angewurzelt stehen. Stille. Von seinem Standort konnte er drei weitere schmale Gassen sehen, die vor ihm abzweigten. Kaum atmend strengte er die Ohren an. Und dann hörte er aus der nächsten Gassenmündung ein leises Scheppern, als hätte jemand im Vorbeigehen einen Stein gegen eine Mauer getreten. Am besten, er brachte es hinter sich und tötete den Mann.
    Rand bog um die Ecke in die Gasse. Rochaid wartete bereits auf ihn.
    Der Murandianer hatte den Umhang zurückgeschlagen und beide Hände auf dem Schwertgriff. Der Friedensbund von Far Madding webte Griff und Scheide mit einem feinen Drahtnetz zusammen. Ein schmales, wissendes Lächeln lag auf seinen Lippen. »Ihr wart so leicht anzulocken wie eine Taube«, sagte er und fing an, das Schwert zu ziehen. Der Draht war durchtrennt und dann so hingebogen worden, dass er bei einem flüchtigen Blick unversehrt erschien. »Lauft, wenn Ihr wollt.«
    Rand lief nicht. Stattdessen machte er einen Schritt nach vorn, schlug mit der linken Hand auf Rochaids Schwertgriff und klemmte die Klinge ein, noch während sie zur Hälfte in ihrer Scheide steckte. Der Mann riss überrascht die Augen auf, aber er hatte noch immer nicht begriffen, dass die Zeit, die er mit seiner hämischen Bemerkung verschwendet hatte, ihn das Leben kosten sollte. Er wich zurück, versuchte freien Raum zu gewinnen, um die Waffe ziehen zu können, aber Rand folgte jeder seiner Bewegungen geschmeidig, hielt das Schwert fest, drehte sich aus der Hüfte heraus und trieb die gekrümmten Fingerknöchel hart in Rochaids Kehle. Knorpel knirschte laut und der Renegat dachte nicht länger daran, irgendjemanden töten zu wollen. Er stolperte mit weit aufgerissenen Augen zurück, riss beide Hände an den Hals und unternahm verzweifelte Bemühungen, Luft durch die zerschmetterte Luftröhre einzusaugen.
    Rand setzte zum tödlichen Schlag an, direkt unterhalb des Brustbeins, da ertönte hinter ihm ein leises Geräusch, und plötzlich nahm Rochaids spöttische Bemerkung eine ganz neue Bedeutung an. Rand stieß den Mann mit der Handkante zu Boden und ließ sich aus diesem Schlag heraus auf ihn fallen. Kraftvoll geschwungener Stahl prallte klirrend gegen eine Steinmauer, ein Mann fluchte. Rand verwandelte den Sturz in eine Rolle vorwärts und riss Rochaids Schwert
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