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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven
Autoren: Robert Jordan
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großzügiges Taschengeld zugestanden hatte oder ein Witwer, für den gesorgt worden war. Vielleicht traf sich Rochaid mit Schattenfreunden. Aber wenn dem so war, warum hatte der Mann gewartet?
    Plötzlich überfiel ihn ein Schwindelgefühl und schlug wie eine Welle über ihm zusammen. Einen Augenblick lang stand ein undeutliches Gesicht vor seinem geistigen Auge, sodass er gegen einen Passanten taumelte. Der blonde Mann, der mit einer hellgrünen Livree bekleidet und größer als Rand war, rückte den großen Korb zurecht, den er trug, und wehrte Rand sanft ab. Sein sonnengebräuntes Gesicht wies auf der einen Seite eine lange, breite Narbe auf. Er senkte den Kopf, murmelte eine Entschuldigung und eilte weiter.
    Rand richtete sich wieder auf und stieß einen lautlosen Fluch aus.
    Du hast sie bereits vernichtet, flüsterte Lews Therin in seinem Kopf. Jetzt hast du einen anderen, den du vernichten kannst, und das vor der Zeit. Ich frage mich, wie viele wir drei vor dem Ende töten werden.
    Halt den Mund!, dachte Rand wild, aber er erhielt nur gackerndes Gelächter zur Antwort. Es war nicht die Begegnung mit einem Aielmann, die ihn aufbrachte. Seit der Ankunft in Far Madding hatte er viele von ihnen ge -sehen. Aus irgendeinem Grund waren Hunderte von Aiel, nachdem sie die Wahrheit über ihre Geschichte erfahren hatten, hier gelandet und versuchten, dem Weg des Blattes zu folgen, obwohl sie nicht mehr darüber wussten, als dass sie lebenslang als Gai'schain dienen sollten. Er war nicht einmal wegen der Gleichgewichtsstörung besorgt oder wegen des unbekannten Gesichts, das er jedes Mal zur Hälfte erblickte, wenn sie ihn übermannte. Voraus ratterte eine von sechs Grauschimmeln gezogene Kutsche durch den Strom aus Sänften und dahineilenden Livrierten, und Männer und Frauen eilten in die Geschäfte und wieder hinaus, aber nirgendwo war ein roter Mantel in Sicht. Gereizt schlug er sich mit der behandschuhten Faust in die Handfläche.
    Blindlings weiterzugehen wäre idiotisch. Hinterher lief er noch direkt in den Mann hinein oder wurde von ihm gesehen. Bis jetzt glaubte Rochaid, dass Rand keine Ahnung hatte, dass er in der Stadt war, ein Vorteil, der zu wichtig war, um ihn zu verschwenden. Er wusste, wo Rochaid seine Unterkunft hatte, eines jener Gasthäuser, die eigens für Ausländer reserviert waren. Er konnte morgen davor herumlungern und auf die nächste Gelegenheit warten. Vielleicht trafen die anderen ja während der Nacht ein. Er glaubte, es mindestens mit zweien von ihnen gleichzeitig aufnehmen zu können, möglicherweise sogar mit allen fünfen, aber das würde nicht ohne Aufsehen abgehen. Beim Kampf gegen alle fünf würde er Verletzungen davontragen, und bestenfalls würde er sein Schwert zurücklassen müssen, und das wollte er nur ungern. Es war ein Geschenk von Aviendha. Und schlimmstenfalls ...
    Ein pelzbesetzter Umhang, der im Wind flatterte, als er voraus um eine Ecke verschwand, blitzte auf, und er rannte darauf zu. Die Hüter vor dem dortigen Turm straffen die Schultern, der oben postierte Mann nahm seine Rassel vom Gürtel. Einer der Männer auf der Straße hob seine lange Keule, während sein Gefährte einen Fangstab von der Stelle nahm, wo er an den Stufen des Wachtums gelehnt hatte. Das gegabelte Ende war so geformt, ein Arm oder ein Bein oder einen Hals zu erwischen und festzuhalten, und der Stab selbst war mit Eisen beschlagen, um gegen jedes Schwert und jede Axt bestehen zu können. Sie verfolgten mit harten Augen jede seiner Bewegungen.
    Er nickte ihnen zu und lächelte, dann blickte er ostentativ in die Seitengasse und betrachtete die dortige Menge. Kein flüchtender Dieb, nur ein Mann, der jemanden einzuholen versuchte. Die Keule wurde zurück an ihren Gürtelhaken gesteckt, der Fangstab wurde wieder an die Stufen gelehnt. Rand sah die Hüter nicht noch einmal an. Voraus erhaschte er einen erneuten Blick auf den Umhang und möglicherweise einen roten Mantel, als der Träger in die nächste Straße einbog.
    Rand hob die Hand, als winke er jemandem zu, und eilte hinter dem Mann her, wich Leuten und den Karren der Straßenhändler aus. Hausierer mit Bauchläden voller Nadeln oder Bürsten versuchten mit ihren Rufen die Aufmerksamkeit der Passanten zu erregen. Hier trugen nur wenige Leute Schmuck und die Haare der Männer waren viel häufiger mit einer Schnur zusammengebunden als mit einer schlichten Spange. Diese Straßen waren bestenfalls eng und gewunden, ein wahlloses Labyrinth, in dem sich
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