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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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eigenen Welt«, antwortete Roz.
    Kate stellte fest, dass sie eine Dreiviertelstunde mit müßigen Gedanken vergeudet hatte. »Ich soll geträumt haben? Ich habe über meine Arbeit nachgedacht«, erwiderte sie entrüstet. »Sind Sie draußen fertig?«
    »Meine zwei Stunden sind um.«
    »Natürlich. Daran besteht kein Zweifel.« Donna blickte sie finster an, und Kate suchte nach einer Möglichkeit, die Kluft zu überbrücken, die sich zwischen ihnen auftat. »Hier sind noch ein paar Schokoladenkekse. Möchten Sie noch einen?«
    »Nee, ich muss los.« Erwartungsvoll sah sie Kate an.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja klar.« Immer noch wandte sie keinen Blick von Kate. Erst in diesem Moment erinnerte sich Kate, dass sie Donna bezahlen musste. »Ach ja, das Geld!«, sagte sie.
    »Genau, die Knete«, bestätigte Donna und schien erleichtert, dass die blöde Tussi es endlich geschnallt hatte.
    »Zehn Pfund«, sagte Kate und fischte das Geld aus ihrer Handtasche.
    »Danke.« Donna stopfte die Scheine in die Gesäßtasche ihrer Jeans. An der Eingangstür zog sie ihre Schuhe an und durchquerte den Vorgarten. Am Gartentor holte Kate sie ein.
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach mit denen da machen?« Sie zeigte auf die traurig herunterhängenden Pflanzen.
    »Sie sollten es vielleicht mal mit Gießen versuchen«, gab Donna mit unbeweglichem Gesicht zurück. »Hier oben auf dem Berg ist es oft windig, deswegen trocknen sie schnell aus. Machen Sie sie richtig nass, schneiden Sie die toten Spitzen ab und sprechen Sie ab und zu mit ihnen, dann werden sie schon wieder.«
    »Danke«, sagte Kate und beschloss, sich ab sofort einen grünen Daumen zuzulegen.
    »Bis neulich«, verabschiedete sich Donna.
    »Freitag?«
    »Logo.«
    »Wo wohnen Sie eigentlich?«, fragte Kate, während sie das Gartentor entriegelte. Ein wenig Kontrolle konnte nicht schaden. Zwar schien Donna ein nettes Mädchen zu sein, aber sie wusste ein bisschen zu viel über den Wert von Callies Besitztümern.
    »In den Banks«, antwortete Donna.
    »Ist das hier im Dorf?«
    »Genau. Ich hätte zwar lieber in Oxford gewohnt, unten an der Cowley Road, aber der Stadtrat hatte Probleme mit den Wohnungen für die alten Leute, und da wurde ich hierhin geschickt.«
    Für Kate ergab die Antwort keinen Sinn, doch zumindest wusste sie, wo sie zu suchen anfangen müsste, falls Callies Wertgegenstände über Nacht verschwinden sollten.
    »Auf Wiedersehen!«, rief sie Donna nach, die mit keckem Schritt die Dorfstraße hinunterging. Sie sah so lebendig aus, dass Kate sie beneidete. Zwar wirkte Donna nicht größer als eine dünne Zwölfjährige, doch als Kate sich im Garten umsah, erkannte sie, dass der Rasen gemäht worden war; Bäume und Sträucher schienen ordentlicher zu sein, und alles Unkraut war verschwunden. Donna hatte eine ausgezeichnete Arbeit geliefert, auch wenn sie Kate mit dem unangenehmen Gefühl zurückließ, dass sie wegen ihrer gärtnerischen Ignoranz und dem Mangel an geschäftlichem Scharfsinn insgeheim belächelt worden war.
    »Komisches Mädchen«, sagte Roz. »Trotzdem mag ich sie irgendwie. Am Freitag werde ich versuchen, mehr über diesen reichen Freund aus ihr herauszubekommen, den sie ihren Raben nennt.«
    »Ach, und ich dachte, ich wäre die Neugierige, die zu viele Fragen stellt!«
    »Alles ist eine Frage des Stils. Manche haben ihn«, und dabei musterte sie Kate von oben bis unten, »und manche eben nicht.«

4
    Broombanks, die kleine städtische Sozialsiedlung, lag am anderen Ende von Gatt’s Hill, als ob sich das Dorf so weit wie möglich von den dort lebenden Menschen distanzieren wollte. Die Mieter der Siedlung störte das wenig; sie hatten ohnehin keinen Bedarf, Snobs wie die Hope-Stanhopes oder die Fannings näher kennenzulernen. Ihre Freunde und Familien, ihre Geliebten und Partner für allerlei Geschäfte wohnten in den riesigen Betonklötzen im Osten von Oxford und nicht etwa in den alten Stein-Cottages oder den denkmalgeschützten Häusern in der Dorfmitte. Die unterschiedlichen Fraktionen trafen sich üblicherweise drei bis vier Mal im Jahr und trugen Geländespiele oder Fußballpartien aus; ab und zu veranstaltete man auch große, wohlorganisierte Lagerfeuer mit Spießbraten (und vegetarischer Alternative für die Bewohner der Old Rectory). Abgesehen von diesen Begegnungen beäugte man sich gegenseitig eher misstrauisch.
    Donna brauchte nur wenige Minuten von Crossways Cottage nach Broombanks. Sie passierte die auf der Straße abgestellten rostigen
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