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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair
Autoren: N Werlin
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wohl bei deinen Vorbereitungen eine kleine Pause eingelegt, was? Oder warum sind deine Haare und dein Make-up noch nicht fertig? Warst du wirklich zwei Stunden in der Badewanne?«
    Lucy grinste Zach an. » Und wenn es so wäre?«
    » Ist dir nicht kalt geworden?«
    » Ich hab noch heißes Wasser nachlaufen lassen.«
    » Das ist umweltschädlich, und–« Aber jetzt redete Zach mit einer geschlossenen Badezimmertür. Er lachte und eilte die Treppe hinunter, wo ihm aus der Küche ein herrlicher Duft entgegenströmte. Er ging hinein und nahm am Tisch Platz. Soledads Arbeitskollege Padraig Seeley war auch schon da, trank Wein und unterhielt sich mit Soledad und Leo, die das Abendessen zubereiteten. Zach sah sich automatisch nach Pierre um, der normalerweise immer in der Küche herumlungerte, wenn gekocht wurde. Aber der Hund war nirgends zu sehen.
    Zach schüttelte Padraig die Hand, während Soledad die beiden einander vorstellte.
    » Darf ich Ihnen ein Glas von diesem ausgezeichneten Wein einschenken?«, fragte Padraig.
    » Ich bin erst neunzehn«, erwiderte Zach und warf einen Blick auf Leo und Soledad.
    » Nein«, sagte Soledad, aber gleichzeitig meinte Leo: » Es ist doch nur Wein, und wir sind zu Hause. Wenn du willst, kannst du gern ein Glas trinken, Zach.«
    Zach beschloss, das Angebot nicht anzunehmen, und hockte etwas krumm auf seinem Küchenstuhl. Noch vor einer Minute war er in Hochstimmung gewesen, froh, die Abschlussprüfungen hinter sich zu haben und wieder an einem vertrauten Ort zu sein, auch wenn es eigentlich nicht sein Zuhause war. Er hatte sich über Lucy amüsiert und sich aufs Essen gefreut, was immer Soledad und Leo auch kochten.
    Aber nach der Sache mit dem Wein fühlte er sich plötzlich unbehaglich. Er kam sich jung vor, jedoch nicht im positiven Sinn. Eher wie ein Halbwüchsiger.
    » Lucinda ist wohl oben und bereitet sich auf das große Ereignis vor, was?«, fragte Padraig.
    » Ja.« Zach rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Ihm wurde immer unwohler. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass es ein Fehler gewesen war, heute Abend hierzubleiben, dem Abend von Lucys Ball. Stattdessen hätte er sich mit Freunden von der Highschool treffen können. Wenn Leo und Soledad niemanden eingeladen hätten, wäre es natürlich anders gewesen, aber so wie es aussah, war er überflüssig. Und es würde wohl kaum einer dieser Abende bei den Markowitz’ werden, die er so liebte: Wenn Freunde von Leo später mit ihren Instrumenten vorbeikamen, Leo Klavier oder Gitarre spielte und alle zusammen alte Folksongs sangen.
    Ob es wohl unhöflich wäre, wenn er Dan, Mike oder Jessica anrief, um zu hören, ob sie zu Hause waren? Wenn er ginge und sich mit einem von ihnen träfe?
    Vermutlich hätte keiner etwas dagegen. Zach spürte förmlich, wie wenig er momentan in dieser Küche oder in diesem Haus erwünscht war. Er konnte also gehen. Er sollte es wirklich tun. Es war wie ein innerer Zwang, ein Befehl.
    Geh. Geh. Geh.
    » Zach!« Lucy rief von oben. » Wo hast du den Föhn versteckt?« Ihre Stimme unterbrach seine Gedanken, und auf einmal war ihm klar, dass er gar nicht weggehen wollte. Er musste dableiben und sehen, wie Lucy zum Ball ging. Wie hatte er das nur vergessen können? Schließlich wohnte er hier. Er wollte nirgendwo hingehen. Er gehörte hierher und hier wollte er auch bleiben!
    Er griff nach den Käsekräckern und rief zurück: » Ich hab ihn nicht angerührt!«
    Oben trocknete Lucy schließlich ihre Haare, flocht sie zu Zöpfen und trug etwas Make-up auf. In den letzten Tagen hatte Miranda sich nicht blicken lassen, und Lucys Aufregung und Vorfreude wuchsen mehr und mehr. Bestimmt würde sie auf dem Ball viel Spaß haben. Gray war so süß und witzig, und er tanzte gern. Inzwischen hatten sie sich immer öfter gesehen, zwischen den Unterrichtsstunden und beim Mittagessen. Sie würden mit Freunden zu zehnt an einem Tisch sitzen.
    Ja, es würde bestimmt ein lustiger Abend werden.
    Lucy zwängte sich in ihr kurzes weißes Seidenkleid, hängte sich die lange dreiteilige Halskette aus in rotes, grünes, gelbes und orangefarbenes Papier gewickelten Bonbons um, die sie sorgfältig zusammengeheftet hatte, und sah in den Standspiegel. Jetzt blieb nur noch die Frage: hochhackige Schuhe oder die neuen– sauberen– roten High Top Sneakers?
    Die Sneakers natürlich.
    Nein, doch lieber die hohen Absätze.
    » Pierre?«, fragte sie den Pudel, der unter ihrem Bett lag; nur Schnauze und Augen guckten unter dem Volant
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